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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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11. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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DER KUNSTMÄRKT— von den Auktionen

Bevorftehende Auktionen

BERLIN Die Firma Karl Ernft Henrici
hält in der Zeit vom 12.—14. Juni eine Ver-
fteigerung von Porträts, Kunftblättern, Farben-
drucken, Ölgemälden und Handzeichnungen ab,
über die ein fchön ausgeftatteter, illuftrierter
Katalog (Nr. VII) Auskunft gibt. Derfelbe ver-
zeichnet 1016 Nummern und bringt im ganzen
fünf Äbteilungen, unter denen die erfte mit
Hohenzollern-Porträts, die von großem hiftori-
fchen Intereffe und nicht minder ftarkem artifti-
fchen Reiz ift, allein 211 Nummern umfaßt. Es
fchließt fich daran eine Äbteilung mit Ruffen-
und Polen-Porträts (ca. 120 Nummern), daran
die dritte Äbteilung der Kupferftiche, Farben-
drucke, Schabkunftblätter, Lithographien, die den
weitaus größten Raum mit mehr als 500 Num-
mern in Änfpruch nimmt. In diefer Äbteilung
find Künftler wie Bartolozzi, Bause, Boucher,
Falck, Freudenberger, Hodges, Hofemann, Ku-
pezky, Franz Krüger (mit einigen fehr wert-
vollen Originalarbeiten), Ädolf von Menzel, G.
F. Schmidt, Schwerdgeburth u. a., fpeziell die
englifchen Farbkunftftecher, ausgezeichnet ver-
treten. In der kleinen Äbteilung der Original-
porträts und Paftellzeichnungen intereffieren
Bilder von Iffland, Paftell von Johann Heinrich
Schroeder, von Karl Äuguft Großherzog von
Sachfen-Weimar, Original-Ölgemälde von Cho-
dowiecki, ferner Bildniffe der Königin Luife, der
Maria Äntoinette und der George Sand vor
anderen. Der Schlußabfchnitt behandelt Varia
und eine ausgezeichnete Äbteilung: Napoleon
und feine Familie, darunter Seltenheiten aller-
erften Ranges. Ein ftattlicher Tafelanhang gibt
in guten Autotypien eine Reihe der beften
Blätter, die zum Äusruf gelangen, wieder.

HEIDELBERG Durch Ern ft Carlebach
ßndet am 12. Juni die Verfteigerung einer Samm-
lung alter Drucke, Handfchriften, Kupferftiche,
Fürftenporträts, Städteanjichten (die fich auf
Baden und die Pfalz beziehen) ftatt. Der Kata-
log verzeichnet 331 Nummern und ift mit einigen
Probeilluftrationen verfehen.

LONDON Äm 12. Ju ni werden Meffrs.
Sotheby, Wilkinfon & Hodge in ihren
wohlbekannten Räumen in Wellington Street,
London, mit der Verfteigeruny der fchon öfters
hier erwähnten und behandelten Huth-Kol-
lektion beginnen. Än diefem und dem näch-
ften Tage kommt die reiche Äutographen-
abteilung der großen Kollektion zur Ver-
fteigerung. Im Juli wird man an die Äuktion

der Holzfchnitte und Stiche gehen. Der
illuftrierte Katalog der Juniauktion liegt nun vor.
Er enthält viele wertvolle Ängaben über die
einzelnen Äutographen und eine große Zahl
Lichtdrucktafeln der intereffanteften Stücke der
Sammlung, darunter Beethovens Lied „Än die
Hoffnung“. Die Äutographen ftammen von Herr-
fchern, Staatsmännern, Dichtern und Künftlern.
Viele weltbekannte Namen find darunter. Für
Deutfche aber birgt die Sammlung neben man-
chem andern von hohem Intereffe (das erwähnte
Lied von Beethoven, ein ganz früher, trefflich
erhaltener Brief Goethes an Profeffor Oefer aus
dem Jahre 1769; ein Brief Luthers an den Herzog
Johann von Sachfen aus dem Jahre 1525 in
deutfcher Sprache; ein Brief Melanchtons in
lateinifcher Sprache; ein Brief Mozarts an die
Baronin Waldftetten) einen Schaß feltenfter Ärt
und von höchftem inneren Wert. Das ift der
zweitbedeutendfte Brief Schillers aus dem
gefamten Briefwechfel Schillers und Goethes.
Der fchöne, edelftolze und doch befcheidene
Brief ift der zweite, den Schiller, am 31. Äuguft
1794 war’s, an Goethe gerichtet. Eine Woche
vorher hatte er ihm das erfte Mal gefchrieben,
hatte ihm auseiriandergefeßt, wie er (Goethe)
ihm, dem Schreibenden erfchiene (in diefem
erften Briefe ßndet fich jene berühmt gewordene
Stelle von dem „Deutfehgeborenen, deffen
griechifcher Geift in diefe nordifche Schöpfung
geworfen wurde“). Darauf hatte Goethe am
27. Äuguft hocherfreut erwidert. Und die Ant-
wort auf diefes Schreiben Goethes ift nun der
jeßt zur Äuktion gelangende, vier Quartfeiten
umfaffende Brief Schillers. Wie diefes Dokument
in den Handel geraten ift, verrät der Katalog
leider nicht, es füllten aber die größten Än-
ftrengungen gemacht werden, ihn für Weimar
zu erwerben. Denn in ihm gibt Schiller eine
Ärt Selbftcharakterifierung und Selbftkritik, die
für die Erkenntnis feines Wefens und feines
Charakters von unfehäßbarem Wert ift. Äus
dem Briefe ein Zitat zu geben, ift wohl nicht
vonnöten. Die Brieffammlung unferer Dichter-
heroen ift in den Händen der meiften. In ihr
kann man leicht nachfehen, was diefer Brief
uns Deutfchen bedeutet. Nur der eine Saß fei
angeführt: „Nun kann ich aber hoffen, daß wir,
fo viel von dem Wege noch übrig fein mag,
in Gemeinfchaft durchwandeln werden, und mit
um fo größerem Gewinn, da die leßten Gefähr-
ten auf einer langen Reife fich immer am meiften
zu fagen haben.“ Äuf diefen Brief, der am
13. Juni zum Verkauf gelangt, feien hiermit
weitefte Kreife ganz befonders hingewiefen. Die
zuftändigen Stellen werden hoffentlich dafür

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