Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (3.1911)

AUSSTELLUNGEN

Stelle G. Poggi, den Direktor des Bargello und
E. Modigliani, den Direktor der Brera vor und an
zweiter Stelle P. d’flchiardi, Infpektor an der
Galleria Borghefe. L. P.

ÜBERLINGEN Wie man der F. Z. fchreibt,
wird die Überlinger Altertumsfammlung, eine
der bedeutenden Sammlungen Badens, ein neues
Heim erhalten. Sie wird vom alten „Steinhaus“
in ein reftauriertes Gebäude überfiedeln, ein ty-
pifches füddeutfches Patrizierhaus. Es foll dort
auch eine neue Büfte des Gründers der Samm-
lung, des Medizinalrats Lachmann zur Aufhel-
lung kommen.

WIEN Im Feuilleton der „Neuen Freien
Preffe“ berichtete kürzlich Profeffor Dr. Julius
von Schloffer, Direktor am Kunfthiftorifchen
Hofmufeum, über „neue Erwerbungen in
der Renaiffance-Äbteilung des Kunft-
hiftorifchen Hofmufeums“. In diefem Auf-
falz erfahren namentlich die auf der Berliner
Auktion der Sammlung Lanna im März diefes
Jahres erworbenen Gegenftände eine eingehende
Würdigung. (Vgl. auch die Auktionsberichte im
„Cicerone“, Heft 7: „Der Kunftmarkt“, S. 281 f.
Eine kurze Befchreibung der Gegenftände auch
in der Rubrik „Sammlungen“, „Cicerone“ Heft 9,
S. 345 und Heft 11, S. 429.)

AUSSTELLUNGEN

STÄTTEN DER ÄRBEIT Unter diefem
Titel wird die Galerie Ernft Arnold in Dresden
im März 1912 eine Ausftellung veranftalten,
deren leitende Gefichtspunkte die folgenden
find: Die künftlerifche Idee ift aus der Überzeu-
gung hervorgewachfen, daß unfer Zeitalter, das
unter dem Zeichen eines ungeheueren induftri-
ellen Auffchwunges und eines alle Weltteile
umfpannenden Handels fteht, längft fchon der
Kunft ein Neuland künftlerifcher Darftellung er-
obert hat, das der Kultur unfererZeit im inner-
ften wahlverwandt erfcheint. In der Welt der
Hochöfen, in den Häfen und auf den Lagerplätzen,
überall da, wo die Dynamik der Natur und des
Lebens auch die dynamifchen Kräfte im Men-
fchen in Schwingungen verfemt, hat der bildende
Künftler unferer Tage dankbare Motive für fein
Schaffen gefunden, und er ift als Interpret diefer
neuen Schönheit unverfehens zu einem Apoftel
der Gegenwart geworden, die in diefem Milieu
ihren eigentlichen fozialen Pulsfchlag erlebt.
Die Ausftellung foll den Einfluß aufzeichnen,
den die Stätten der Arbeit auf die moderne
Kunft gewonnen haben, und ihr Programm ift

fo weit als möglich gefaßt. Alle Gebiete der
bildenden Kunft mit Ausnahme der Architektur
find willkommen, und die Beteiligung ift inter-
national gedacht. Die Ausftellung wird zuerft
im März 1912 in der Galerie Ernft Arnold er-
öffnet werden. Sie wird von hier aus eine län-
gere Tournee durch Deutfchland antreten, bei
der fpeziell folche Städte berückfichtigt werden
füllen, die dem Gedanken der Ausftellung befon-
ders naheftehen. Für die Monate Mai und Juni
übernimmt das Kunftmufeum der Stadt Effen
die Ausftellung, um fie der von diefem aus An-
laß des hundertjährigen Jubiläums der Krupp-
fchen Gußftahlfabrik geplanten Veranftaltung
einzufügen. Ein illuftrierter Katalog mit Vor-
wort von Dr. Georg Biermann wird die Tournee
begleiten und die Veranftaltung literarifch ver-
arbeiten. Die gefamte gefchäftliche Leitung des
Unternehmens liegt in den Händen der Kult-
handlung Ernft Arnold, während die Jury aus
folgenden Herren befteht: Lovis Corinth,

Präfident der Berliner Sezeffion, Ernft Gofe-
bruck, Direktor des Kunftmufeums der Stadt
Effen a.d.R., Profeffor Freiherr von Haber-
mann, Präfident der Münchener Sezeffion, Pro-
feffor Arthur Kampf, Präfident der Berliner
Königlichen Akademie der Künfte, Dr. Ernft
Poffe, Direktor der Königl. Gemälde-Galerie
in Dresden, Dr. Georg Bierman n, Herausgeber
des „Cicerone“, Berlin, Ludwig W. Gutbier,
Dresden. Als Erfafzmann wird fungieren: Pro-
feffor Robert Sterl, Dresden. Die für die
Künftler geltenden Beftimmungen find aus einem
ausführlichen Profpekt erfichtlich, der auf Wunfch
von der Galerie Ernft Arnold zur Verfügung
geftellt wird.

ÄUS DER WINTERÄUSSTELLUNG
ÄLTER MEISTER BEI SHEPHERD
BROTHERS Die letzthin fchon kurz er-
wähnte Winterausftellung alter Meifter
beiMeffrs.Shepherd Bros.’in 27 King Street,
St. James’s enthält als Hauptftücke eine Ma-
donna mit Kind und heiligem Johannes von
P. P. Rubens und das Porträt des Admirals
Keppel von J. Reynolds. Die Gefchichte des
Rubensbildes, das offenbar ein ziemlich frühes
Stück des Meifters ift, läßt fich bis zu der Zeit
zurückführen, da der bekannte Verfaffer des
Catalogue Raisonne John Smith es erwarb und
dann als „ganz von Rubens Hand ftammend“
verkaufte. Das Bild ift bisher weder publiziert
noch abgebildet worden. Die treffliche technifche
Durchführung, namentlich des nackten Knaben-
körperchens, laffen wenigftens an Rubens teil-
weifer Autorfchaft kaum einen Zweifel auf-

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