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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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10. Heft
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Denkmalpflege
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0425

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE o GESELLSCHÄFTEN UND VEREINE

und den anliegenden Friedhof vor dem drohen-
den Untergang zu retten. J. C.

WIEN Im Gemeinderate wurde kürzlich die
Anregung gegeben, für künftlerifche Häufer-
faffaden in Wien Preife auszufe^en. Über die
Zufammenfe^ung des Preisrichterkollegiums und
die Art der den Erbauern und Befißern foldier
Häufer zu gewährenden Auszeichnungen refp.
Begünftigungen hat fich in den Kreifen der Stadt-
verwaltung und der verfchiedenen Wiener Archi-
tektenvereinigungen eine lebhafte Diskuffion
entwickelt, die vorläufig noch nicht gefchloffen ift.

WIENER-NEUSTÄDT Das Hochaltar-
bild der hiefigen Liebfrauen-(Dom) Kirche, „Die
Himmelfahrt Mariä“, ein Werk des Veronefen
Giovanni Bettino Cignaroli (1706—1770), das
durch eine Schmu^fchidit und durch die Zer-
ftörung des Firniffes fehr an Wirkung eingebüßt
hatte, wurde vor kurzem auf Veranlagung des
Domprobftes Graf Ortenberg in Wien einer gründ-
lichen Reftaurierung unterzogen, die der Kuftos
der Gemäldegalerie der k. k. Akademie der bil-
denden Künfte, Regierungsrat Eduard Gerifch,
nach dem einftimmigen Urteile der Fachleute
mit glücklichftem Erfolge durchgeführt hat.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

LAUSANNE Im Korridor des Laufanner
Schloffes fand man bei Entfernung des Mauer-
verpufjes gut erhaltene Fresken, die Szenen
aus der biblifchen Gefchichte darftellen und von
einem deutfchen oder deutfch-fchweizerifchen
Künftler zu ftammen fcheinen. Die mitauf-
gedeckten Infchriften find teils lateinifch, teils
franzöfifch. Das Vorgefundene Montfaucon-
Wappen läßt die Fresken auf 400 Jahre zurück-
datieren. Von zuftändiger Seite wird man fich
jedenfalls für die Reftaurierung der intereffanten
Wandbilder verwenden. J. C.

NEAPEL In Torre Anunziata wurde eine
antike Villa mit Mofaiken und Fresken von hoher
Qualität und großem kulturhiftorifchem Intereffe
entdeckt. Die Malereien beziehen fich [amtlich
auf den Bacchusdienft und die dionyfifchen My-
fterien.

ROUEN Während Reftaurierungsarbeiten an
dem Orgelgehäufe in der Kathedrale find zwei
völlig nackte Steinfkulpturen, Adam und Eva, zum
Vorfchein gekommen, deren Stil auf das Ende
des 14. Jahrhunderts deutet. Bei der Eva, die

eine Hand auf die Bruft gelegt hat, zeigen fich
Spuren einer alten Bemalung. Von beiden
Statuen werden Gipsabgüffe für das Trocadero-
Mufeum in Paris angefertigt werden. O. G.

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

KRÄKÄU Eine „Veit-Stoß-Gefellfchaft“
wird hier organifiert, als deren Initiatiffen die
Krakauer Maler Wl.Tetmajer und L. Stafi ak,
fowie der Lemberger Architekt J. Turczalo-
wicz figurieren. Als Hauptziele der Gefellfchaft
gelten der Ankauf des ehemaligen Stoßfchen
Haufes (in Polen wird der Meifter bekanntlich
Stwosz genannt) an der Grodzkaftraße, um
dafelbft ein Mufeum feines Namens zu gründen
und die ganze ihn betreffende Literatur zu-
fammenzubringen. P. E.

MANNHEIM Im Nibelungenfaal des
Rofengartens fand am 27. April unter größter
Beteiligung aus allen Kreifen der Bevölkerung
die Gründung eines „Freien Bundes zur Ein-
bürgerung der Kunft“ ftatt. Es ift ein Ergebnis
der idealen und energifchen Begebungen des
Kunfthallendirektors Dr. F. Wiehert, der es ver-
banden hat, in der rheinifchen Induftrieftadt der
Kunft eine Heimftätte zu bereiten. Was da ein
Mufeumsleiter binnen Jahresfrift geleiftet hat,
zeigt fich an der mächtig anfchwellenden Kunft-
bewegung und Kunftbegeifterung. Gleich an
dem Eröffnungsabend erfolgten über 700 Bei-
trittserklärungen zu dem Bund. Die Verfamm-
lung war eine Angelegenheit der ganzen Stadt
und wurde als folche von ihrem Oberhaupt, dem
Oberbürgermeifter Dr. Martin, in herzlicher und
feinempfundener, verftändnisvoller Begrüßungs-
rede eröffnet. In einem Vortrage entwickelte
der Direktor vor dem begeiftert laufchenden
Publikum fein Programm. Geplant ift zunächft
eine Akademie für jedermann, mit andren Worten
ein Vortragsunternehmen größten Stiles für alle
Kreife der Bevölkerung. Jeden zweiten oder
dritten Abend Jollen mit Lichtbildern künftlerifch
irgendwie bedeutfame Dinge gezeigt werden.
Es foll fo bequem, mühelos und reizvoll fein wie
das Theater oder der Kinematograph. Selbft jene,
die vor Müdigkeit kaum noch aufnahmefähig
find, kann das Schöne in foldier leichten Form
dargeboten noch erfreuen. Die Vorträge wer-
den auf Zetteln an den Anfchlagfäulen, genau
wie beim Theater, angekündigt. Die zweite
Unternehmung ift die Einrichtung einer jeder-
mann zugänglichen Äuskunftsftelle über Kunft-
fragen jeder Art in der Kunfthalle felbft, die

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