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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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16. Heft
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Neuwerwerbungen des Kunstgewerbemuseums der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0665

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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-
MUSEUMS DER STÄDT KÖLN Mit 4 Äbbildungen

Die Neuerwerbungen des Jahres 1910 weifen
eine Änzahl hervorragender Stücke auf. Be-
fonders auf dem Gebiete der Glasmalerei, die
einen Zuwachs von Arbeiten aus der Frühgotik
bis zur Renaiffance erhielt. Das frühefte, ein ob-
longes Glasfenfter aus der Gegend von Thorn
(Weftpreußen), gehört dem Übergang vom 13.
zum 14. Jahrhundert an. Obgleich in der Zeich-
nung der verfchlungenen Rofetten, die mit ftili-
fierten klee- und eichenblattähnlichen Motiven
gefchmückt find, fich nur geringe Originalität
ausfpricht, ift die Scheibe durch die Leuchtkraft
der fatten Farben (rot, blau, gelb) von Intereffe.
Ein Glasfenfter aus der Gegend von Soeft
(14. Jahrh.) weift in der Linienführung und der
ftark hervorftechenden fymmetrifchen Anordnung
bezeichnende Züge des weftfälifchen Stiles auf

(Abb. 1). Hier fcheinen, wohl durch die tief
wurzelnde Raffeneigenart des Weftfalen bedingt,
Merkmale einer ausgeprägten linearen Behand-
lung und einer auf fymmetrifcher Anordnung
fußender Gefchloffenheit der Wirkung in Er-
fdieinung zu treten, wie fie, durch Rogkerus von
Helmershaufen vermittelt, zuerft in der Bronze-
plaftik des 12. Jahrhunderts auftauchen.1 Das
Fenfter zeigt ein knieendes Stifterpaar vor hell-
grünem Grunde, der durch einfach geführte
Ranken, durch rautenförmige Motive, fowie durch
die beiden glatten Schriftbänder mit den Namen
der Stifter Godeke van der Mole und Mechts-
(dildis) van der Mole geziert ift. Da Godeke
van der Mole im Jahre 1360 in einer Verkaufs-

1 Vgl. Creutj, Die Anfänge des monumentalen Stils
Köln, 1910, S. 30.

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Abb. 1. Glasfenfter aus der Gegend von Soeft, 14. Jahrhundert.
Höhe 0,41 m, Breite 0,37 m
 
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