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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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15. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0632

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RUNDSCHAU — sämmlungen

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STÄDT. GÄLERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STÄDT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG.

BÄSEL In der ÖFFENTLICHEN KUNST-
SAMMLUNG ift für kurze Zeit eine bisher
gänzlich unbekannte kolorierte Handzeich-
nung Hans Holbeins d. J. ausgeftellt. Das
Blatt ift unlängft aus England herübergekom-
men und von Profeffor Ganz als Holbeins Arbeit
aus der fpätern Zeit (ca. 1538, letzter Bafeler
Aufenthalt) beftimmt worden. Der Holbein-
forfcher wird im Jahrbuch der preußifchen Kunft-
fammlungen den intereffanten Nachweis erbrin-
gen, daß es [ich hier um ein Selbftporträt
Holbeins handelt. — In der leßten Zeit find an
Neuerwerbungen zur Ausftellung gelangt: Hans
Beat Wieland „Die Getreuen“, ein Großfiguren-
bild in Berglandfchaft; Wilhelm Balmer „Die
drei Brüder“, eine malerifch und pfychologifch
überaus intereffante Kindergruppe. — Der neue
Baidung „St. Anna felbdritt“, deffen Befiß der
Gottfried Keller-Stiftung ftreitig gemacht wurde,
da das Bild durch Diebftahl in den Handel ge-
langte, ift nun wieder in der Galerie deponiert,
nachdem die Stiftung die Opfer nicht gefcheut
um die Tafel eigentlich nochmals zu erwerben.

* *

*

Im KUPFERSTICHKABINETT ift eine größere
Zahl von Neuerwerbungen des Jahres 1911 aus-
geftellt. Das Dürerwerk der Sammlung wird
durch zwölf, auf der Gutekunftauktion erwor-
bene Blätter bereichert, von denen wir nur das
Blatt mit der Kainsdarftellung, den Pirkheimer
und die Madonna mit dem Wickelkind befonders
erwähnen. H.S.Beham, Aldegrever, Altdorfer find
mit einer größeren Anzahl vertreten, J. Amman
mit den Monatsdarftellungen, Hans Baidung mit
einigen der großen Apoftel. — Einige Blätter
aus einer Schenkung find mitausgeftellt, davon ift
befonders erwähnenswert eine ganze Sammlung
der feltenen Lithographien A. Calames. — Eine
hervorragende Bereicherung des Bafeler Kupfer-
ftichkabinetts bedeutet die eben erfolgte Er-
werbung von 6 der monumentalen Standes-
feheiben Tobias Stimmers, von denen wir das
Blatt mit der Darftellung Bafels und andere
Meifterftücke mit lebendigen Schlachtdarftellungen

hervorheben. Erwähnenswert find zwei weitere
Handzeichnungen Stimmers und drei Handzeich-
nungen Lindtmeiers. J. C.

BRÜSSEL Im CINQUANTENAIRE find jeßt
die Schenkungen von Guftav Vermeerfch und
Albert Evenepoel dem Publikum zugänglich
gemacht. Der neue Minifter für Kunft und
Wiffenfchaft Poullet hat als erfter die neue Auf-
hellung befichtigt und konnte den Konfervator
Herrn JofephDeftree zu der mit Sachkennt-
nis und Gefchmack beforgten Einreihung der
aus mehreren taufend Stücken beftehenden
Sammlungen der beiden genannten verftorbenen
Donatoren beglückwünfchen. Es ift auf diefen
äußerft wertvollen, bei der heutigen Lage des
Kunftmarktes pekuniär kaum mehr aufzubrin-
genden Zuwachs unferes Gewerbemufeums vor
mehreren Monaten bereits hingewiefen worden.
Jeßt find alle Objekte in den fchon beftehenden
Abteilungen untergebracht, wo fie die Lücken
in glanzvoller Weife ausfüllen. Wer die bau-
lich ungeeigneten Hallen des von Leopold II.
errichteten „Cinquantenaire“, der von dem Mittel-
punkte der Stadt, wo die übrigen Kunftfamm-
lungen fich beßnden, fo abgelegen ift, jeßt auf-
fucht, wird durch ein umfangreiches Material
aller Zweige der arts decoratifs ein nahezu
lückenlofes Bild erhalten.

Der Schwerpunkt der neuen Kollektionen liegt
auf dem Gebiete der Keramik. Die Vermeerfche
ift eine der vollftändigften in altem Delfft, quan-
titativ und qualitativ. Alle bekannten Fabriken
find vertreten und meiftens durch hervorragende
und intakte Spezimina. Evenepoel hingegen
fammelte mit Vorliebe Porzellan von Tournai
und Brüffel, fowie chinefifches und japanifches.
Die Abteilung tournaififcher Produkte, darunter
die der Epoche Jofephs II., von Brüffel die Ter-
rinen mit Geflügeldarftellungen, der Fabrik von
Philippe Moulaert, polychrome Tafelauffäße der
Tervürener Manufaktur, ift die reichfte in Bel-
gien. Von China und Japan find da Produkte
von Fizen und Hizen vortrefflich vertreten, wun-
derbare Garnituren an Formfeinheit und Kolorit.

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