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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0838

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RUNDSCHÄU — SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKÄTIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRAF-
RICHÄRTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRÄUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE - MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / DAS DEUTSCHE MUSEUM FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE.

ZUM FÜNFZIGJÄHRIGEN JUBILÄ-
UM DES WÄLLRÄF - RICHÄRTZ-
MUSEUMS IN KÖLN Mit einer großen
Äusftellung der Deutfchen Kunftgenoffenfchaft,
für die der Neubau einen wirkungsvollen Rah-
men bot, wurde im Jahre 1861 das Wallraf-
Richartj-Mufeum eröffnet.

Das altehrwürdige Minoritenklofter, das faft
fechs Jahrhunderte hindurch hier geftanden, hatte
dem Neubau, zu dem 1855 der Grundftein ge-
legt worden war, weichen müffen. Nur fein in
den reinen Formen der frühen Gotik gehaltene
Kreuzgang blieb erhalten und war dem Neubau
einbezogen worden. So fügte es ein eigenes
Gefchick, daß an der Stelle, wo feit dem 16. Jahr-
hundert Äntwerpener Maler wiederholt auf den
Kölner Meffen ihre Werke gezeigt hatten, auch
von der Neuzeit der Kunft eine Stätte bereitet
wurde.

Die beiden erften Leiter des Mufeums waren
Maler. Nachdem bis zum Jahre 1866 J. Ä. Ram-
boux, der langjährige Konfervator der Kölner
Mufeumsfchät^e, an der Spitze des Inftitutes ge-
ftanden hatte, folgte ihm J. Nieffen, der faft ein
Vierteljahrhundert das Mufeum geleitet hat.
Nieffens Stellung als Künftler erklärt es, wenn
er bei der Erweiterung des alten Beftandes, der
im wefentlichen ein hiftorifches Gepräge trug,
in erfter Linie die Maler bevorzugte, die feinem
Schaffen wefensverwandt waren, in diefem Falle
die Düffeldorfer Hiftorien- und Genremaler, mit
denen ihn zumeift auch perfönliche Beziehungen
verbanden. Nicht unerwähnt darf es bleiben,
daß Nieffen zu Beginn feiner Leitung haupt-
fächlich an die Vermehrung der Schätze der alt-
kölnifchen Schule dachte, dabei aber auf zu
großen Widerftand der Mufeumskommiffion ftieß.

Als Nieffen im Jahre 1890 in den Ruheftand
trat, wurde mit K. Aldenhoven zum erften Male
ein Kunfthiftoriker Leiter des Mufeums. Er be-
gann feine Tätigkeit mit einer völligen Reorga-
nifation der Galerie. Im großen und ganzen
blieb Aldenhoven in den Bahnen feines Vor-

gängers; er war mehr der ftille Hüter des be-
reits Erworbenen, deffen vornehmfter Beftand,
die altkölnifcbe Schule, fein wiffenfchaftliches
Arbeitsgebiet ward. Freilich fanden unter ihm
auch Werke noch ftrittiger neuerer Kunft Auf-
nahme in die Sammlung; aber es waren meift
folche, über die fich die Meinungen zu klären
begannen. Wenn heute die von ihm gezogenen
Grenzen zu eng erfcheinen, fo ift doch zu be-
denken, daß ihn, den Archäologen, eine leicht
erklärliche Vorficht gegenüber den jüngften Strö-
mungen der Kunft beftimmte, wozu häufig der
Widerftand der Mufeumskommiffion trat, der
ficher nicht gering war.

Die Gegenwart verlangt aber auch für die
nodi manchen ftrittig fcheinende Kunft ihrer
Zeit im Mufeum einen Platj, um diefcs zu einem
Vermittler ihrer äfthetifchen Werte zu machen.
So erklärt es fich, wenn der jeßige Leiter diefem
Verlangen Rechnung trägt. Daß dabei aber
nicht eine einfeitige Bevorzugung der modernen
Kunft Platj griff, zeigt fich bislang in dem Er-
werb einiger ausgezeichneten Werke der alt-
kölnifchen Schule.

Unter den früheren Leitern war die Sammlung
im großen und ganzen eine hiftorifche geblieben,
auch in ihrer Anordnung. Dabei konnte bei
immerhin befchränktem Raum und dem Streben
nach wiffenfchaftlicher Vollftändigkeit der Qua-
litätswirkung des einzelnen Werkes nicht ge-
nug Rechnung getragen werden. Daher mußte
der neue Leiter auch hierin den Forderungen
unferer Zeit nachkommen, unter dem Vorhan-
denen fichten und den Qualitätsmaßftab mehr
als bisher an die Stelle des hiftorifch-wiffen-
fchaftlichen zu fetjen. Damit war eine Neuord-
nung der Galerie bedingt. Naturgemäß begann
Hagelftange diefe bei dem umfangreichften und
wertvollften Beftand, der altkölner Schule.

In den drei Räumen im Obergefchoß, einem
großen Mittelfaal und zwei kleineren Neben-
gelaffen, die unter Aldenhoven im Gefchmack
der Zeit ftilgerecht ausgeftattet worden waren,
wurde die Decke um ein beträchtlich Stück tiefer

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