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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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9. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0377

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

ROM Das von dall’Offo ausgezeichnet und
umfichtig geleitete Mufeum von Ancona hat
foeben eine große Bereicherung erfahren, durch
die es mit einem Schlage zu einem der wich-
tigften Provinzmufeen Italiens geworden ift. Es
hat nämlich die Sammlung Carletti Giampieri
von Arcevia, welche die reichen Funde aus
gallifchen Gräbern des 4. Jahrhunderts enthielt,
gekauft. Vor allem find die ungemein feinen
Goldarbeiten hervorzuheben, welche uns einen
hohen Begriff von der Kunftübung jener Zeit
geben. L. P.

SCHWERIN Für das GROSSHERZOGLICHE
MUSEUM wurden einige intereffante keramifche
Erzeugniffe erworben: u. a. ein oftafiatifcher

Porzellanteller mit einer Kreuzigungsfzene in
Schwarzmalerei, äugenfcheinlich nach einer miß-
verftandenen europäifchen Vorlage ausgeführt,
eine trefflich erhaltene, fehr naturaliftifch auf-
gefaßte Geldkaße aus der Schleswiger Fayence-
Manufaktur, vor allem aber eine prächtige
Fayencefchale mit zugehöriger Gießkanne, beide
mit fehr eleganten Bildmalereien verziert, aus
der Manufaktur der Veuve Perrin in Marfeille.

Ferner wurden aus Großherzoglichem Befi^
eine Anzahl vortrefflicher Porzellan- und Email-
arbeiten des 18. Jahrhunderts, darunter auch eine
rote Böttger-Figur, dem Mufeum überwiefen.

J-

WIEN Ein bekannter hiefiger Kunftfreund,
der nicht genannt fein will, hat dem KUNST-
HISTORISCHEN HOFMUSEUM die beiden Re-
liefs aus Kehlheimer Stein: Hans D au eher,
Reiterbildnis Kaifer Maximilians I. und Georg
Schweigger, Sufanna im Bade, zum Gefchenk
gemacht. Beide Objekte wurden in der Berliner
Auktion der Sammlung Lanna (21.—28. März,
Lepke, Nr. 51 und Nr. 37 des Äuktionskataloges)
erworben; das Daucherfche Relief erzielte den
Preis von 72 500 Mark, das Schweiggerfche
18100 Mark. Vgl. den ausführlichen Auktions-
bericht im „Cicerone“, Heft 7: „Der Kunftmarkt“,
S. 281 f.

AUSSTELLUNG EN

DIE XXII. AUSSTELLUNG DER
BERLINER SEZESSION Zum erften-

mal veranftaltet die Sezeffion unter ihrem neuen
Präfidium die Sommerausftellung und zum erften
Male ift einem der früheren Vorftandsmitglieder
nämlich Max Slevogt, der gleichzeitig mit Lieber-
mann fein Amt niedergelegt hatte, eine Kollektiv-
darbietung ermöglicht worden. Diefe Slevogt-
ausftellung gibt nicht nur dem Gefamtunter-

nehmen die fefte Achfe fondern bedeutet vor
allem für den Künftler felbft einen, ganz un-
beftrittenen und reinen Erfolg vor dem Publi-
kum und in der fortschrittlichen Kritik. Was im
Laufe der Jahre die Beteiligung an diefer und
jener Ausftellung mit ein oder zwei Bildern nicht
vermochte, hier ift es erreicht, nämlich den Ein-
druck einer bis ins Leßte gefeftigten und ab-
gefchloffenen künftlerifchen Perfönlichkeit zu
geben, deren Ausdrucksmittel die volle Reife ge-
wonnen haben. Mit das Erftaunlichfte bietet eine
Reihe von „Prinzregentenbildern“, obenan ein
klar und wahrhaftig gefehenes Porträt des
greifen Fürften, dann reizvolle, duftig-fchöne
Szenen aus dem abendlichen Schloßpark von
Nymphenburg — der Prinzregent im Kreife
feiner Gäfte auf der Terraffe der Amalienburg,
oder von einem Diener begleitet am Ufer des
Teiches im Begriff die Enten zu füttern —
endlich die Folge der Bilder von Georgi-Ritter-
feft in der Münchner Refidenz. Der Künftler, dem
der Prinzregent die Teilnahme an den fonft aus-
fchließlich im Kreis der Mitglieder vor fich gehen-
den Zeremonien geftattet hatte, brachte mit der
Frifche des unmittelbaren Eindrucks diefe male-
rifch-überreichen Vorgänge auf die Leinwand.
Wir wohnen dem Seelengottesdienft für die ver-
dorbenen Ordensmitglieder in der fchwarz aus-
gefchlagenen Hofkirche bei. Von dem fammtigen
Schwarz der Draperien hebt fich ein mächtiges
weißes Kreuz, Kerzen flammen auf dem Altar
an deffen Stufen der Regent im roten Rock kniet,
um ihn auf dämmeriger Galerie die Ordensritter
im Rot und Gold der Uniformen. Mit be-
wundernswerter Weichheit find Rot, Gold und
Schwarz hier zu einem gedämpften Akkord zu-
fammengeftimmt, man denkt an Menzel, der
folche Aufgabe in feiner beften malerifchen
Periode gewiß mit ähnlichem Schmelz gelöft haben
würde. Dann das Feftmahl des Ordens, der
Blick auf die Eftrade mit dem Tifch des Re-
genten, fein bärtiger Kopf vor grünem Pflan-
zenhintergrund fichtbar, Blumen und Tafel-
auffä^e, Glas, Silber und Kronleuchter in ver-
wirrendem Zufammenklingen. Zu Seiten zwei
der vornehmften Ritter: in langen Wellen fließt
ftrahlendblau der Ordensmantel über die Seffel-
lehne hinweg auf die Eftrade — ein Blau von
einer Leuchtkraft, die das Auge immer aufs Neue
in Bann fchlägt. — In das Wachtzimmer der
„Hatfchiere“, die bei einem Feft in der Münchner
Refidenz unentbehrlich find führt ein drittes Bild.
Hoch und luftig fteigen die Wölbungen desRaumes
empor, durch die Fenfter blickt man auf die
Häufer der Refidenzftraße. In blauen Röcken und
hellen Hofen fit^t eine Gruppe der trinkfeften
Krieger im Vordergrund zu Tifch, hell glänzt das

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