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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0509

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DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Bevorftehende Auktionen

LONDON Meffrs. Sotheby werden, wie
fchon einmal kurz gemeldet, am 4. bis 6. Juli
die Kunftblätter des verftorbenen A. H.
Huth, die diefer und fein Vater, ein geborener
Deutfdier, gefammelt, zur Verfteigerung bringen.
Der Katalog für diefeÄuktion liegt jeßtvorund
gibt eine Vorftellung von der Bedeutung der
Sammlung, die befonders reich an altdeutfchen
Holzfdinitten und Stichen aus dem!5.Jahr-
hundert, zum Teil feltener und feltenfter Art,
ift. Ja es finden fich fogar einige Unica darunter.
Aus der Fülle diefer Blätter, von denen eine
Reihe im Katalog abgebildet find, feien hier
angeführt: „Tod und Himmelfahrt Mariä“,
die zufammen mit der „Meffe des heiligen
Gregorius“ in einer in Nürnberg 1478 von
Koberger gedruckten lateinifchen Bibel gefunden
wurde, auf deren Deckel fie geklebt war. Das
erftere Blatt ift ein unicum; von dem letzteren
kennt man nur noch ein zweites Exemplar,
das im Berliner Mufeum. Von den Blättern:
„Heiliger Oswald “, „Heilige Notburga“
und „Heilige Chriftina“ find keine weiteren
Exemplare bekannt. Vom Meifter des Hei-
ligen Erasmus findet fich eine Serie von 26
fehr frühen Stichen. Der Meifter E. S. ift mit
einer „Paffion Chrifti“ vertreten, von der fechs
der zwölf Blätter (in Dr. Lehrs kürzlich ver-
öffentlichtem Katalog der Werke diefes Meifters
eingehend befchrieben) hier vorhanden find. Von
Franziskus Afpruck ftammen dreizehn Stiche:
„Chriftus und die zwölf Apoftel“; von Burg-
mair findet fich eine Serie Illuftrationen zum
„Weißkunig“ (34 frühe Äbzüge). Dürer und
Lucas Cranach find beide mit einer ganzen
Zahl Blätter vertreten. Von Dürer findet fich
u. a. die Sammlung von Holzfchnitten, die ur-
fprünglich von dem Geographen Abraham Or-
telius zufammengebracht worden war. Sie war
dann 1598 nach feinem Tode in den Befitj des
holländifchen Architekten Colyns übergegangen
und fchließlich 1851 von Colnaghi & Co. ange-
kauft worden. Von Matthias Gerung ftammt
eine Kollektion von 48 Holzfchnitten, meift zur
Apocaglypse, und von Israel von Meckenem
„Das Leben“ und „Die Paffion Chrifti“. Von
diefer Serie find Exemplare in einiger Vollftändig-
keit nur noch in den Sammlungen zu Berlin,
Dresden, Nürnberg und London (Britifches Mu-
feum) vorhanden. Huth fenior war Seinerzeit felber
in häufigen Reifen durch Deutfchland und an-
dere Länder gekommen und hatte feine Schäße
felber erftanden, zu einer Zeit, als das Sammeln
noch die Lieblingsbefchäftigung Weniger war,

und diefe Wenigen meift auch wußten, was
bleibenden Wert befaß. F.

MÜNCHEN Es kommen am 27. Juni in
der Galerie Helbing Antiquitäten aus
öfterreichifchem Schloßbefit^ zur Verftei-
gerung und zwar Keramik, Schmuck, Waffen,
Textilien, Möbel, Skulpturen ufw. Befonders
bemerkenswert find einige Blankwaffen, Zwei-
händer ufw. fodann einige fchön geätzte Stangen-
waffen. Dabei eine reich gearbeitete Prunk-
hellebarde mit dem Erzherzogswappen des nach-
maligen Kaifers Ferdinand II. Unter den Mö-
beln ift ein befonders gutes Exemplar der am
Ende des 17. Jahrhunderts für Niederfachfen
charakteriftifchen Prunkfehränke, der fogenannten
Hamburger Schapps, zu nennen, ein Barock-
fchrank von gediegener Arbeit und reicher De-
koration. Bei den Textilien fällt zunächft ein
kleinafiatifcher Knüpfteppich auf. Sodann find
einige frühe Antependien zu erwähnen.
Das größte und bedeutendfte derfelben hat fechs
altteftamentliche Darftellungen. In Ergänzung
der Katalogangaben fei hier bemerkt, daß es
fich um eine niederrheinifche Arbeit handelt:
vier der Darftellungen bilden eine urfprüngliche
Gruppe, Wende des 15. und 16. Jahrhunderts,
die zwei anderen find fpäter zugefügt, das eine
datiert von 1540. Vier der Darftellungen find
durch Wappen begleitet, die dem Patriziat des
mittelalterlichen Köln angehören, zwei der Bil-
der (Esther vor Ahasver und die Königin von
Saba, Götzen anbetend) find ohne Wappen.
Unter den 7 Wappen erfcheint das Herzfchild
der Huyn von Amftenrath (Kölnifche und jü~
lichfche Ritterfchaft: Fahne, Gefch. d. Kölnifchen,
ufw. Gefchlechter I, 1848, S. 184) zweimal, ferner
je einmal das Wappen des älteren Gefchlechts der
Wickrath in Köln, das zwei auffteigende fchwarze
Spißen in Silber führte (Fahne erwähnt Conrad
v. W. 1397, das Wappen der Schimmeiden) eine
Burg im ungeteilten Felde, ganz ähnlich wie auf
dem Siegel des Gerrard v. Sch., der 1448 Gewalt-
richter in Köln war. Fahne a. a. o. Tafel III
und zwei andere Wappen. Das von 1540 da-
tierte Bild trägt das Wappen der Kämmerer
(Erbkämmerer) von Worms (eigentlich Dalberg)
pyramidenförmig quer geteilter Schild, unten
blau mit fechs goldenen Gleven, oben golden
(vergl. Humbracht und Fahne). Niederrheinifch
ift auch eine bemerkenswerte kleine Decke in
Straminftickerei (S. Elifabeth) mit Kanne und
Broten, mit wallendem offenen Haar vor Ran-
kenwerk von großem Deffin, das in Engels-
köpfen ausläuft. Auch hier zwei Wappenfchilde,
Ausgang des 15. Jahrhunderts. Derfelben Zeit

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