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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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24. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#1023

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

koratives Panneaux. Die reinfte Freude bereiten
in diefer Husftellung zwölf befonders glück-
lich gewählte Bilder Piffarros. Neben den Spät-
werken, die den Zauber der Parifer Atmofphäre
fo unnachahmlich abfpiegeln, findet man hier auch
einige der weniger bekannten Landfchaften der
Frühzeit (aus den Jahren 1868, 73 und 78), die eine
wundervoll fchlichte Innigkeit der Naturauffaffung
bekunden. Recht ungünftig ift dagegen Sisley, ganz
unzulänglich Renoir vertreten. Aus dem gegen-
wärtigen Befitjftande der Galerie fei neben drei
charakteriftifchen Arbeiten des ftets in fremder
Maske fich zeigenden Ribot, einem wenig be-
deutenden Baftien-Lepage und einer fchönen
Zeichnung Millets ein intereffanter Courbet
hervorgehoben, der den engften Zufammenhang
mit Delacroix verrät. — In zwei weiteren Räu-
men veranftaltet die rührige Galerieleitung gleich-
zeitig Kollektivausftellungen zweier bewährter
Graphiker. Die Blätter des trotj feiner virtuofen
Technik nachgerade überfchäßten Radierers Sey-
mour Haden liegen zum größten Teil in aus-
gezeichneten Drucken vor. Die Radierungen des
Holländers Storm van’s Gravesande zeigen
mehr Eigenart als feine Lithographien.

* *

*

In der GALERIE MIETHKE veranftalten Lud-
wig Hans Fifcher und J. Oeltjen-Jaderberg
Kollektivausftellungen. Beide Künftler bedienen
fich desfelben Mediums, der Aquarelltechnik.
Die Gleichartigkeit des Ausdrucksmittels läßt
den fchroffen Gegenfat} der Generationen, denen
die Künftler angehören, umfo greller hervor-
treten. L. H. Fifcher gehört zu den Gründern
des Aquarelliftenklubs der Wiener Künftler-
genoffenfchaft. Seine heute bereits feltfam
anachroniftifch anmutenden Arbeiten find fpäte
und fchwächliche Abkömmlinge der Altwiener
Vedutenmalerei. Sie fallen fehr merklich aus
dem gewohnten Rahmen der künftlerifchen Dar-
bietungen der Galerie Miethke. — Dem Namen
Oeltjen-Jaderbergs begegnet man hier zum erften
Male. Seine Landfchaftsftudien aus Ifchia er-
freuen durch die jugendliche Frifche und Un-
mittelbarkeit der Anfchauung. In wenigen
flüchtigen Strichen, eben nur zart angelegten
Farbtönen erhafcht der junge Künftler feine
Motive, deren Gleichförmigkeit im Vereine mit
der geringen Variabilität der Ausdrucksmittel
freilich eine ermüdende Eintönigkeit bewirkt.
Doch wäre es voreilig, die anfcheinend engen
Grenzen diefes Talentes fchon nach feinen erften
Äußerungen abftecken zu wollen.

* *

*

Der KUNSTSALON HELLER läßt der Kafimir-
Ausftellung eine zweite graph fche Ausftellung

folgen, die der „Radierklub Wiener Künft-
lerinnen“ veranftaltet. Als künftlerifcher Bei-
rat der Vereinigung wirkt der bekannte Wiener
Radierer Profeffor Ludwig Michalek. Hier und
da verraten fich auch Einflüffe Schmusers und
Kafimirs. Die meiften Mitglieder des Radier-
klubs find bereits aus anderen Ausheilungen und
den „Jahresmappen“ der Vereinigung bekannt;
auch in diefem Rahmen erweifen fich Emma
Hrnczyrz (Interieurs aus Wiener Kirchen), Magda
von Lerch (z. B. farbige Radierung „Leopolds-
berg“) und Tanna Hoernes-Kafimir als die be-
gabteren. Wie erft kürzlich an diefer Stelle be-
merkt wurde, wenden die Damen in jüngfterZeit
den graphifchen Künften eine auffallende Vorliebe
zu. So fchien das Eindringen des Dilettantismus,
der fich in diefer Ausftellung unliebfam bemerkbar
macht, auf die Dauer unvermeidbar.

* *

*

In den Räumen des KUNSTSALONS PISKO
vereinigt der Maler Koganowsky auch in die-
fem Winter eine größere Zahl feiner anfpruchs-
lofen Landfchaften. Der aus den Ausheilungen
der Künftlergenoffenfchaft bekannte Bildhauer
Zelezny befißt ein Talent zu karikierender
Charakteriftik, das er gegenwärtig in fchlimmfter
Weife mißbraucht. Er gefällt fich in jüngfter
Zeit in bedenklichen Stilnachahmungen; feine holz-
gefchnitjten Genrefiguren kommen den fchlech-
teften Neigungen des Publikums entgegen. K. R.

DENKMALPFLEGE

FLORENZ Im Chioftro Verde bei S. Maria
Novella hat der Reftaurator Domenico Fiscali
fchon vor zwei Jahren die erften Wandfelder
mit Paolo Uccellos Erfchaffung der Tiere, Adams
und Evas und dem Sündenfall und das zweite
Feld mit der Vertreibung aus dem Paradiefe
und der erften Arbeit von der Wand abgelöft
und auf ein Drahtneß übertragen. Das Opfer
Kains und Abels und der Brudermord, fehr be-
fchädigte, fichere Arbeiten Uccellos, find danach
an die Reihe gekommen. Die fehr mühfelige
Arbeit des Ablöfens von der Wand ift vorzüg-
lich gelungen. Die Methode Fiscalis hat fich
bisher beffer bewährt, als das fonft übliche
Übertragen der Fresken auf Leinwand. Die
von Fiscali auf ein Drahtnetj übertragenen Fres-
ken des Campofanto zu Pifa haben fich feit
mehreren Jahrzehnten ausgezeichnet erhalten,
während ein auf Leinwand übertragenes Fresko
als ein Wandbild „in articulo mortis“ angefehen
werden muß. Die Methode Fiscalis hat die
Wirkung, dem Farbenkörper Konpftenz zu ver-
leihen und durch die weiße Leinwand, die den

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