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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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8. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0335

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AUSSTELLUNGEN

100 000 fs. zur Deckung der Äufftellungskoften.
Den Hauptbeftand der Sammlung bilden die
Bronzen der Renaiffance und Werke des Rokoko.
Unter den letzteren der berühmte Falconet (Die
drei Grazien). In der Moderne waren es vor-
nehmlich die Impreffioniften, mit Meifterwerken
von Monet und Degas, denen der Sammeleifer
des Verftorbenen galt. Diefe Künftler werden
jeljt als Lebende in die geheiligten Hallen des
Louvre einziehen dürfen.

SOLOTHURN Das STÄDTISCHE MUSEUM
ift 1910 durch die folgenden Werke bereichert
worden: ein Temperabild von Emil Änner „Früh-
ling auf dem Bömberg“. Schenkungen: Giovanni
Cimabue, Madonna mit Kind (Tempera auf
Holz); zwei Ölbilder von Rene de Saint-Denis,
franzöfifdhe Landfchaften. J. C.

STUTTGART Das KGL. LÄNDESGEWER-
BEMUSEUM erhielt foeben als Leihgabe das
Leuchterweib der Familie Knoderer in Ulm, das
einzige in Privatbefiij befindliche fichere Werk
des älteren Syrlin. B—m.

AUSSTELLUNGEN

FRÜHJAHRS-AUSSTELLUNG DER
MÜNCHNER SEZESSION Gelegentlich
diefer Äusftellung hat man [ich diesmal bedeutend
energifcher als fonft ihres eigentlichen Zweckes
erinnert und der jungen Generation weiter denn
je vorher die Pforten geöffnet. Es war auch
höchfte Zeit, daß etwas gefchah, die Sezeffion
war in den lebten Jahren fozufagen auf einem
toten Punkt angelangt, war auf beftem Wege,
„hiftorifch“ zu werden. Mit dem Impreffionis-
mus im engeren und weiteren Sinne war fie
emporgeftiegen und groß geworden, und es
fchien fo, als ob fie es bei ihm bewenden laffen
wollte. Der Jugend, die mehr fynthetifchen,
denn analytifchen Ideen nachgeht, brachte man
das denkbar größte Mißtrauen entgegen. Nun
aber fcheint man eingefehen zu haben, daß
gegen das Neuheraufkommende fich zu ver-
fchließen fich felbft den Tod geben heißt, und fo
hat die Äufnahmekommiffion fich diesmal einen
Stoß gegeben und ift den Jungen liberaler ent-
gegengekommen als feit langem. Worauf aber
läuft das Neue hinaus? Sinnfällig ift, daß man
fich nun auch in der Malerei in breiterem Maße
von jedem rein empirifch verfahrenden Naturalis-
mus abzuwenden beginnt, daß man begreifen
lernt, daß die Konzeption von Farben und
Linien im tiefften Lebensgefühl des Malers be-
griffen und gefchaffen fein muß, um den Be-

fchauer zu überwältigen und an das Unfagbare
zu rühren, — worauf der Sinn aller wahren
Kunft hinausläuft. Die exakte äußere Natur-
abfchilderung, ein nicht zu umgehendes Heilmittel
für die Generation vor uns, wenn anders fie
den von ihr angetroffenen Tiefftand der Malerei
überwinden wollte, kann für uns Heutigen
nicht mehr Selbftzweck fein, wir müffen wieder
näher an das wahre Wefen der Dinge heran-
zukommen verfuchen. Mit einem Wort: vom
Impreffionismus müffen wir zum Expreffionis-
mus übergehen. Diefer aber bringt es mit
fich, daß weniger ausführlich als eindring-
lich gemalt und gezeichnet wird, daß man fich
des fymbolifchen Charakters von Farbe und Linie
entfinnt und fie zu Harmonien von ftark perfön-
licher Färbung zufammenzufchließen beftrebt ift.
Man legt weniger auf differenzierte Tonwerte
als auf gehaltvolle Tonverbindungen Gewicht
und fucht nach Tunlichkeit das Effentielle heraus-
zufchälen. Der Farbenfinn kräftigt und verfeinert
fich zufehends, der Kolorismus geht einer Re-
naiffance entgegen. Hoffentlich wird dabei
nicht, wozu eine Tendenz fich zeigt, der tüchtige
Handwerksgebrauch bei Seite gefchoben, fon-
dern mehr und mehr noch vertieft. Als be-
achtenswertefte Neuerfcheinungen der gegenwär-
tigen Äusftellung hat man fich Arbeiten von
O. Ältenkirch, R. Bloos, K. Caspar, R. Douart,
H. Ebers, H. Funke, G. Jagersbacher, K. Kühn,
C. J. Maks, R. Mülli. E. Scharff und C. Schwal-
bacn zu notieren, von denen freilich der eine
oder andere fchon da und dort zu fehen war,
aber erft jetjt deutlicher fich abhebt. Ein Teil diefer
jungen Künftler fchließt fidi dabei noch mehr an
die ältere fezeffioniftifche Tradition an, verfolgt,
den Natureindrücken gegenüber fich paffiver
verhaltend, das gewiffenhafte Studium der Ein-
drucks- und Helligkeitswerte des Tons und fucht
lediglich durch individuelles Betreiben folcher
mehr wiffenfchaftlichen Malerei fich hervorzu-
tun, der andere aber fchlägt ganz neue Wege
ein und fucht durch das befriedigte Äuge hin-
durch ftärker auf die Seele des Befchauers zu
wirken. Namentlich Caspar, Jagersbacher, Scharff
und Douart find in diefer Richtung tätig, Maler
wie Schwalbach nehmen die Mitte ein. Der
eine oder der andere der Genannten hat da
und dort von der Farbanfchauung neuerer Fran-
zofen profitiert, die rückgratlofen Franzofen-
anbeter und -bewunderer aber, die sans phrase
fich auf jede Senfation und Manier unferer
Nachbarn im Weften einfehwören, find fern-
gehalten. Von der älteren Garde wird dies-
mal wohl die Abteilung „Zeichnende Künfte“,
die eine Fülle von Anregungen und Über-
rafchungen bringt, wohl am ftärkften interef-

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