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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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3. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0139

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DER KUNSTMÄRKT— von den äuktionen

DIE AUKTION LÄNNÄ

Es geht diesmal um den zweiten kunft-
gewerblichen Teil der berühmten Prager
Sammlung. Und dieÄuktion ift fchon feftgefeßt:
fie wird bei Lepke in Berlin vom 21. bis
zum 29. März abgehalten werden. 1800 Num-
mern kommen unter den Hammer: Kleinplaftik,
Gemälde, Edelmetall und Email, Porzellan, Ar-
beiten in Eifen, Bronze, Zinn ufw., Möbel, Tex-
tilien, Arbeiten in Holz, Waffen, Elfenbein-
fachen, antikes Kunftgewerbe ufw. Die Reich-
haltigkeit ift außerordentlich und man kann fich
denken, daß die Katalogifierung der Sammlung
nicht leichte Arbeit ift. Hans Carl Krüger
führt fie auch diesmal durch und fchafft damit
ficher auch diesmal ein Werk, das für die Kunft-
wiffenfchaft und Forfchung bleibenden Wert
haben wird. Wer nun die Sammlung fieht, ift
überrafcht von der Fülle von Seltenheiten, die
jede Gruppe für fich birgt. In der Abteilung
„Kleinplaftik“, mit der bei der Verfteigerung
begonnen werden foll, enthält z. B. zwei Kehl-
heimer Steine von hervorragender Qualität: ein
Relief von Hans Daucher „Kaifer Max zu Pferde“
und eine große Platte, deutfch, 16. Jahrh., mit
dem Doppelbildnis Kaifer Max II. und feiner
Gemahlin Maria. Diefes koftbare Stück, das
wir auch im Bilde vorführen, ift die Wieder-
holung eines in Stampart-Preuers Prodomus
befchriebenen Originals, das früher im Befiß des
Wiener Hofmufeums war, jeßt aber verfchollen
ift. Zwei Steinreliefs von Peter Flötner, die wir
gleichfalls reproduzieren, zeigen uns aus der
Folge der Mufen: Kalliope und Eu-
terpe. Ein Relief von Mino da Fiesoie
zählt mit zu den Hauptftücken diefer
Kleinplaftik-Serie. Erftaunlich ift dann
die Kollektion der Steinmodelle mit
den Porträts der Großkaufleute und
Fürften und auch in der Reihe der
Buchsmodelle finden fich Stücke von
erlefenem Wert. Nun folgen Wachs-
porträts und italienifche Bronzen,
unter diefcn eine große Sammlung
von Plaketten des 15. und 16. Jahr-
hunderts. Die Gruppe des Lannafchen
Silbers fchließt fich an. Nürnberger
und Augsburger Stücke des 16. Jahr-
hunderts, fpeziell die vier Teller mit
den Mufen von Henrik Golßius und
eine franzöfifche Silberplatte (Mitte
16. Jahrh.) „Maria mit dem Chriftus-
kinde“ (f. Reproduktion) feien hervor-
gehoben. Wundervoll find daneben die
Majoliken der Lanna-Sammlung.

Ein Lucca della Robbia mit Um-

rahmung von Giovanni, eine köftliche Siena-
platte mit Proßlkopf vom Ende des 15. Jahr-
hunderts, Gubbioarbeiten des Maeftro Giorgio
fallen auf. Natürlich find auch Urbino, Cafa
Pirola, Faenza und Deruta durch ausgezeichnete
Stücke vertreten. Ein Prachtftück fcheint uns
eine fpanifch-maurifche Schüffel vom Ende des
15. Jahrhunderts. Reich an Raritäten ift ferner
die Gruppe der Hafnerkeramik mit den gla-
fierten Salzburger und Nürnberger Kacheln aus
dem 15. und 16. Jahrhundert, die Gruppe der
Fayencen mit den erftklaffigen Schaperkrügen.
Und als nicht minder bedeutend darf die Gruppe
derGläfer gelten, unter denen wir ein italieni-
fches Bergkriftallgefäß mit goldemaillierter Mon-
tierung (16. Jahrh.) und Venezianer Flügel- und
Fadengläfer des 15. und 16. Jahrhunderts finden.
Ein fyrifches Glas aus dem 13. Jahrhundert ragt
hervor. Vortrefflich ift auch die Reihe der
deutfchen und böhmifchen Gläfer. Unter den
Lannafchen Porzellanen fieht man dann frühes
Wien mit zwei großen Terrinen aus dem Jagd-
fervice des Fürften Liechtenftein und Prunkftücke
aus der Periode Sorgental mit der berühmten
Laudon-Taffe, die Füger mit dem Porträt Lau-
dons gefchmückt hat. Kopenhagen, Fürftenberg,
Höchft, Sevres, Chantilly und Wedgwood ßndet
man in guten Exemplaren. Die Serie Meißen
zeigt den Hund des Grafen Brühl. Die Kollek-
tion der Porzeilandofen find ein Kapitel für fich.
Auch die Gruppe der Bronzen, Möbel, Goblins,
Holzarbeiten und Waffen umfaffen erftklaffige
Qualitäten. Unter den Waffen dürfte ein Mai-

Platte, ßach gefchnilten. Maria mit Kind und
Franzöfifch, Ende 14. Jahrh. Verweigerung der

Silberne
Donator.

Sammlung Lanna bei Rud. Lepke in Berlin am 21. —29. März 1911.

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