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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0138

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LITERATUR

der Baudenkmäler und die gefeljliche Ordnung
der Denkmalpflege, bequem überfchauen kann.
Und gerade diefe Entwicklung ift fo überaus
bedeutfam. Was haben wir Denkmalpfleger
alles gelernt, feit wir in Dresden 1900 die Thefen
Tornows über Stilfragen in überwiegender Mehr-
heit gut hießen! Wir haben feither nicht hin
und her gefchwankt in unferer Meinung, aber
Schritt für Schritt auf dem Wege zum Ziel zu-
rückgelegt und uns dabei recht weit von jenem
erften Standpunkt entfernt; und wir haben bei
der freimütigen Ausfprache, die jedem geftattete,
feine Überzeugung fchrankenlos vorzutragen,
reichlich Gelegenheit gehabt, immer wieder von
neuem alle Gründe hin und wieder zu prüfen.
Gerade darin, daß der Tag für Denkmalpflege
nicht Vorträge zu geben pflegt, die man eben-
fogut gedruckt lefen kann, fondern wirkliche
Verhandlungen, liegt feine hervorragende Be-
deutung. Wer den Tagungen beigewohnt hat,
wird daher gern und mit größtem Nutzen fich
noch einmal in diefe, meift auf voller Höhe
ftehenden Reden vertiefen, aber auch der, dem
es nicht vergönnt war, fprechend oder hörend
felbft teilzunehmen, wird in der neuen Ver-
öffentlichung eine wahre Fundgrube in Sachen
der Denkmalpflege antreffen. Wir wünfchen
dem Buche die weitefte Verbreitung. Ein zweiter
Band wird den Fragen der praktifchen Denk-
malpflege gewidmet fein. P. J. Meier.

Seit kurzem erfcheint im Verlage von Georg
D. W. Callweg, München, eine neue Zeitfchrift
unter dem Titel „Die Plaftik“ als deren Heraus-
geber Alexander Heilmeyer zeichnet. Nach dem
programmatifchen Vorwort des Herausgebers
will das Organ verfudien, die regen Beziehungen
der Plaftik zur Baukunft und zum Kunftgewerbe
zu kräftigen und als Vermitilerorgan auch für
das größere Publikum zu wirken. In Heft 1
fchreibt der bekannte Tierplaftiker Fritj Behn
über Naturbeobachtung. Dann folgt ein Beitrag
über „Strömungen in der neuen deutfchen Plaftik“
aus der Feder des Herausgebers mit 8 Tafeln.

Über den Reimfer Lokalmaler Georges Bob a,
geboren in Vlaamen, Schüler der Meifter von

Venedig, der feit 1569 unter dem Namen „Der
Venetianer“ in Reims im Dienfte des Kardinal
von Lothringen lebte, veröffentlicht L. Dimier
im Bulletin des musees de France zum erften
Male eine zufammenfaffende Studie.

NEUE FRANZÖSISCHE BÜCHER

Prosper Dorbec, Theodore Rousseau
mit 84 Abbildungen. Henri Laurens, Paris.
Der zweite Konfervator desCarnavalet-Mufeums,
Prosper Dorbec, zeichnet fich durch eine unge-
wöhnlich umfaffende Bildung, ein fcharf gebil-
detes Auge für die Kunftbetrachtung und einen
freien, vorurteilslofen Geift aus. So ift auch das
Buch, das er dem Landfehafter Rouffeau widmete,
eine fein durchdachte und fchön abgerundete
Arbeit, die dem Meifter den hiftorifchen Platj
einräumt, den er verdient. Ein befonderes Ge-
wicht hat derVerfaffer auf das hiftorifche Wer-
den des Künftlers gelegt und mit feinem Griffel
zeichnet er Rousseaus Einfühlungsgabe in die
Natur, die ihm mehr als ein uniformes und
weiches Element der Träumerei war. Dorbecs
Buch ift in einem in der franzöfifchen Kunft-
kritik nicht häufigen, fchönen Stil gefchrieben.

Louis Reau, Les Primitifs Allemands
mit 84 Abbildungen. Henri Laurens, Paris.

Louis Reau, der den Lefern diefer Zeitfchrift
nicht unbekannte a. o. Profeffor an der Univer-
fität Nancy, der fich mit befonderem Eifer der
Aufgabe hingibt, den Franzofen die deutfehe
Kunft vertraut zu machen (und dafür auch erft
kürzlich von der bayrifchen Regierung in dank-
barer Anerkennung feiner Verdienfte ausge-
zeichnet wurde), gibt in feinem neueften Buche
einen Überblick über die Anfänge der deutfchen
Malerei im Norden und Süden: 1,1. die hanfea-
tifchen Schulen, 2. die weftfälifchen, 3. die Köl-
nifchen; II, 1. Die Nürnberger, 2. die oberrheini-
fchen, 3. die fchwäbifchen, 4. die Tiroler. Sagt
diefes Buch uns Deutfchen nichts neues, fo ift
diefe ftraffe, zufammenfaffende Darftellung auf
Grund der neueften Forfchungen für ein fremdes-
Land fehr verdienftreich.

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