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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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10. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

braunen Äugen, die halb fchalkhaft, halb [in-
nend in die Weite blicken und dem Ganzen
etwas reizvoll Träumerifches geben, das [eine
Wirkung ganz von [e!b[t auf den Be[chauer
überträgt und ein[t auch die Umgebung Minchens
und [o unter anderen Goethe gefe[[elt hielt.
Welche Quelle der Freuden dem Dichter aus
die[em Äugenpaar ent[prang, i[t hinreichend be-
kannt u. a. O. [chon zur Ausführung gebracht.
Uns intereffiert an diefer Stelle noch eine kurze
Bemerkung über den Künftler diefes auf neu-
tralem, graugrünem Hintergrund gemalten Mi-
niaturbildes, das in ein ovales, nur 6X8 cm
meffendes Goldrähmchen eingefaßt ißt.

Schon aus der feinfühligen Vertiefung des
Künftlers in die Seele [eines Modells [owie
[eine äußere Er[cheinung, die faß Zug um Zug
mit dem Bild übereinftimmt, wie wir es aus
literarifchen Darftellungen von Minchen Herz-
lieb erhalten, möchte man auf eine engere Be-
ziehung zwifchen beiden fchließen. Und in der
Tat beftätigt [ich un[ere Vermutung durch jenen,
[chon oben erwähnten Brief, den Johanna From-
mann, die Frau des bekannten Jenenfer Buch-
händlers und Minchens liebevolle Pflegemutter
[eit dem Tode ihrer Eltern, an eine Freundin
ihres Hau[es in Lüneburg richtete. Johanna
Frommann i[t die Künjtlerin des unjignierten
und undatierten Bildchens, das [ie 1805 in Jena
gemalt hat. Da aus derÄrt der Äuffaßung und
dem Techni[chen eine mehr als nur dilettanten-
ha[te Befähigung fpricht, [o würde es [ich viel-
leicht verlohnen, diefer Frau in ihrem künft-
lerifchen Schaffen einmal mehr nachzugehen als
dies bisher gefchehen ift. Wißen wir doch von
ihr, daß [ie nicht nur ihre Kinder und deren
Freunde täglich im Zeichnen unterrichtete, fon-
dern daß [ie weit über die engen Grenzen
ihres Haufes hinaus [ich künftlerifch betätigte
und dabei große Verehrung genoß, wofür hier
nur ein Brief Goethes an [ie vom 24. Februar
1808 als Beweis angeführt [ei: „Das Porträt
Durchlaucht der Herzogin ift glücklich angekom-
men, welches ich Ihnen, liebe Freundin, zu
melden nicht verfehle. Wie Ihre fchönen Ar-
beiten hier erkannt, anerkannt und gelobt wer-
den, wird Herr Frommann berichtet haben.“
Leider find diefe „fchönen Arbeiten“ augenblick-
lich hier in Weimar [o in Vergeßenheit ge-
raten, und auch das Porträt der Durchlaucht
Herzogin, daß die Nachforfchungen darüber
noch keine erfreulichen Refultate ergeben haben.

Dr. Hans-Timotheus Kroeber.

Im GROSSHERZOGL. KUPFERSTICHKABI-
NETT (im Haufe am Karlsplaß) find Beifpiele

der verfchiedenen graphifchen Manieren aus den
letzten vier Jahrhunderten ausgeftellt: Holzfchnitte,
Kupferftiche, Radierungen, Lithographien. Die
Äusftellung ift nach technifchen Gefichtspunkten
geordnet; innerhalb der einzelnen Gruppen ift
die chronologifche Reihenfolge nach Möglich-
keit gewahrt. Bemerkenswert find unter den
älteren Blättern namentlich einige vorzügliche
Dürerdrucke und ein prächtiges Exemplar des
Kindermordes von Marc Anton, unter den
Neueren Staußer-Bern und franzöfifche Radierer.
Mehr als Kuriofität intereßieren ein [päter Ätlas-
druck von Rembrandts „Hundertguldenblatt“
(nach Aufarbeitung der Platte), ein mit dem
Pinfel korrigierter Probedruck von Jacob Schmut-
zers „Neptun und Thetis“ nach Rubens (bei
Nagler erwähnt) und verfchiedene Zuftände der
famofen Fakfimileftiche Ploos van Ämftels (vom
Künftler zufammengeftellt und erläutert). W. H.

WIEN Regierungsrat Jofef Folnefics, Vize-
direktor des K. K. ÖSTERREICH. MUSEUMS
FÜR KUNST UND INDUSTRIE, berichtet im
Kunftblatt der Neuen Freien Preße vom 15. April
über die von ihm geleitete Neuauf[tellung
der Glas- und keramifchen Sammlung
in dem neuen Anbau diefes Mufeums. Die mit
Umficht und Gefchmack durchgeführte Neuord-
nung bringt die reichen Beftände diefer Ab-
teilung, insbefondere die berühmte Sammlung
Ältwiener Porzellans zu vorteilhaftefter Geltung.
Von der Herausgabe eines Kataloges hat man
Äbftand genommen; an Stelle eines Führers
dient eine ausführliche Bezettelung der einzelnen
Objekte der Orientierung des Befuchers.

AUSSTELLUNGEN

EINE INTERNATIONALE KUNST-
GEWERBE - AUSSTELLUNG IN
PARIS Der Plan, im Jahre 1920 in Paris
eine Weltausftellung zu veranftalten, ift end-
gültig fallen gelaßen und hat nunmehr einer
andren Idee Raum gegeben, die zuerft Roger
Marx in die Ößentlichkeit lanciert hat. Auf die
direkte und indirekte Anregung diefes klugen
und bedeutenden Vorkämpfers des modernen
Kunftgewerbes haben die Union centrale des
arts decoratifs, die Societe d’encouragement ä
l’Ärt et ä Tlndustrie und die Societe des Ärtistes
Decorateurs an den Unterftaatsfekretär der
Schönen Künfte, Dujardin-Beaumeß, ein gemein-
fames Schreiben gerichtet, in dem [ie von der
franzöfifchen Regierung Raum und Unterftütjung
erbitten für eine internationale Kunftgewerbe-
Äusftellung im Jahre 1914 oder 1915, an der

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