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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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11. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0470

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DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN UND FUNDE o PERSONALIEN

DENKMALPFLEGE

MÜNCHEN Um das Schloß Neuburg a.Inn
vor dem Abbruche zu retten, hat der bayer.
Verein für Volkskunft und Volkskunde in Mün-
chen, Damenftiftftr. 5 I, dasfelbe erworben und
feßt es nunmehr wieder inftand. Dortfelbft be-
finden [ich zwei Prunkfäle, welche noch zahl-
reiche Refte einer gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts hergeftellten, im Geifte der italienifchen
Renaiffance reich in Terrakotta ausgeführten
Äusftattung aufweifen. Diefe Husftattung be-
ftand in reich ornamentierten Gewölberippen
der in gotifchem Sinne gegliederten Gewölbe
und in einer prunkvollen Täfelung. Letztere
war durch Rundfäulchen und begleitende Friefe
vertikal gegliedert und zeigte kräftigen Sockel
und Hauptgefims, während die dazwifdien be-
findliche Wandfläche mit Marmorplatten bekleidet
war. Zierliche Puttenmotive belebten den Fries.

Die in beigegebener Abbildung . S. 435 dar-
geftellten Teile find Refte der befchriebenen Aus-
ftattung, die jedoch fchon vor vielen Jahren
außer Land gegangen find.

Da der Verein genannte Säle inftand zu feßen
beabfichtigt, hierzu aber die vorhandenen Fund-
ftücke nicht in allen Teilen fichere Anhaltspunkte
bieten, fo [teilt er die Bitte, ihm gefälligft Mit-
teilung zukommen laffen zu wollen, wenn den
gefchäßten Lefern vielleicht in Mufeen oder in
Privatbefiß Teile jener Äusftattung oder Abbil-
dungen aus jenen Sälen bekannt fein füllten,
und wäre weiter für Fingerzeige hinfichtlich der
Herkunft diefer mit großer technifcher Fertigkeit
hergeftellten Stücke fehr dankbar.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

ROM In der Nähe von Ofimo bei Ancona
ift eine gallifche Nekropole des 3. Jahrhunderts
v. Chr. entdeckt worden. Die Ausgrabungen
ftehen unter der Leitung des Direktors des Mu-
feums in Ancona, Prof. dall’Offo.

* *

*

Bei der Anlage eines modernen Stadiums in
Varefe konftatierte man die Exiftenz einer an-
tiken Nekropole aus römifcher Zeit. Die Aus-
dehnung fchäßt man auf 8000 Quadratmeter.
Unter den Gräbern ragen zwei größere ge-
mauerte hervor. Die Funde (hauptfächlich Ton-
gefäße) werden ins ftädtifche Mufeum von Va-
refe übertragen. * *

*

Aus Süditalien kommt die Nachricht, daß es
Paolo Orfi gelungen ift, die Stadt Caulonia zu
lokalifieren. Caulonia lag demzufolge in der

Nähe von Monafterace-mare. Unter anderem
fand man auch die Refte eines Tempels.

* *

*

Bei den Ausgrabungen, die in Paeftum zwi-
fchen dem Neptunstempel und dem fogenannten
Cerestempel eben durch Spinazzola unternommen
werden, fand man gerade im Beifein Corrado
Riccis eine zwei Meter hohe Porträtftatue, in
der man vielleicht den jüngeren Drufus er-
kennen darf. L. P.

PERSONALIEN

DRESDEN Gelegentlich des Geburtstages des
Königs von Sachfen wurden dem Vortragenden
Rat bei der Generaldirektion der Kgl. Samm-
lungen für Kunft und Wiffenfchaft, Geh. Regie-
rungsrat Dr. v. Seidliß, der Titel und Rang
als Geheimer Rat; dem Direktorialaffiftenten Dr.
Max Geisberg Titel und Rang als Profeffor
verliehen.

LEIPZIG Profeffor Dr. Julius Vogel, dem
Kuftos des Mufeums der bildenden Künfte, wurde
von der franzöfifchen Regierung das Kreuz der
Ehrenlegion am roten Bande verliehen.

WIEN Der Kaifer hat den derzeitigen Vor-
ftand der Genoffenfchaft der bildenden Künftler
Wiens, Bildhauer Profeffor Rudolf Weyr, an-
läßlich des 50jährigen Jubiläums der Genoffen-
fchaft in den Ritterftand erhoben. Gleichzeitig
hat der Kaifer aus demfelben Anlaß einer An-
zahl hervorragender Mitglieder der Genoffen-
fchaft Orden und Titelauszeichnungen verliehen.

VERMISCHTES

PÄRIS Pierpont Morgan hat die vor fünf
Jahren aus der Kirche von Soudeilles verfchwun-
dene Büfte des hl. Martin, die er von einem
Antiquar erworben hatte, der franzöfifchen Re-
gierung zum Gefchenk gemacht.

Ein verfchollener Rembrandt. Zeitungs-
nachrichten zufolge foll der Amfterdamer Maler
Garfchayen in Bad Harzburg mit Erfolg Nach-
forfchungen nach einem verfchollenen Meifter-
werk Rembrandts angeftellt haben, das [ich im
Nachlaß des Künftlers befand und 1770 aus
Holland nach Deutfchland gelangte. Das Bild
foll demnächft in Berlin, Dresden und anderen
Orten gezeigt werden, und man darf mit einiger
Skepfis diefer überrafchenden Vorführung ent-
gegenfehen.

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