Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
22. Heft
DOI Artikel:
Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0934

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

vor fieben Jahren erworbene große Panneau
von Louis Dalman aus der Kirche von Valla-
dolid, das die Einlegung Ifidors darftellt und
1904 für 60500 M. von Bourgeois für die Galerie
erworben wurde. (Ängefichts der zielbewußten
Energie des neuen Direktors fei bemerkt, daß
ein Befucher des Louvre kürzlich wieder fechs
Wächter fchlafend und davon einen fogar fchnar-
chend antraf.)

Die Skulpturenfammlung des Louvre erwarb
von Pigalle eine Genrefigur: l’enfant ä l’oiseau.

Dem Münzkabinett wurden von ungenannter
Seite 500 teilweife fehr feltene Medaillen ge-
fchenkt; hauptfächlich Geldmünzen, die Lud-
wig XIV. für Amerika und Indien prägen ließ.

Die Sammlung der Modelle der berühmten
Sevres-Biskuits aus dem 18. Jahrhundert, die
man lange für verloren gehalten hatte, find,
585 an der Zahl, in einem entlegenen Winkel
der Porzellanmanufaktur aufgefunden worden,
fo daß jegt Repliken hergeftellt werden können.

* *

*

Dem STÄDTISCHEN MUSEUM IM PETIT
PALAIS ift von dem neuen Seinepräfekten aus
Stadtbefig das bekannte Bild der Madame Re-
camier von Baron Gerard überwiefen worden.

Die Sammlungen der medizinifchen Fakultät
in Paris, die Werke von Reftout, Rigaud, Chardin,
Champaigne, Pigalle, Houdon ufw. bewahren,
find neuerdings von dem Univerfitätsbibliothekar
Noe Legrand neu katalogifiert worden. O. G.

ROM Die fchwedifche Regierung hat der
archäologifchen Ausftellung fieben wertvolle Gips-
abgüße nach im Stockholmer Mufeum aufbe-
wahrten, im 18. Jahrhundert in der Villa Hadrians
bei Tivoli gefundenen Antiken gefchenkt. Unter
diefen find befonders ein Kandelaber und ein
Endymion, ferner eine Statue der Kaiferin Julia
Mammaea (als Venus Anadyomene) hervorzu-
heben. L. P.

VITERBO Das bisher in unzulänglichen
Räumen im Municipio untergebrachte Mufeum
in Viterbo wird nun in der aufgelaffenen Chiesa
della Veritä eine beffere Unterkunft finden. Die
Adaptierungsarbeiten ftehen unter der Leitung
von A. Munoz. L P.

□ □ □

AUSSTELLUNG EN
DIE WINTERÄUSSTELLUNG DER
BERLINER SEZESSION Von dem bis-
herigen Programm ift man diesmal infofern ab-
gewichen, als der große Mittelfaal der Sezeffion
ausfchließlich der Plaftik referviert wurde. Es
ift damit eine neue, aber fehr belebende Note
gefunden worden, die in ihrem befonderen
Charakter vortrefflich zu dem übrigen Rahmen
der ähnlich auf Linie und Form geftimmten
Schwarz-Weiß-Ausftellung paßt. Unter den pla-
ftifchen Arbeiten ftehen zwei Arbeiten von
Rodin obenan, darunter die Bronze einer
„Kauernden Frau“; die gleich unerhört in der
bis an Verrenkung grenzenden Bewegtheit ihrer
Glieder und der Giöße der bildnerifchen Form
ift. Außerdem fieht man die vergeiftigte Mahler-
Büfte und eine Marmorgruppe „Francesca und
Paolo“, die dem Danteschen „Inferno“ im Motiv
entlehnt ift. Von den Deutfchen ift den Berlinern
Klimfch und Georg Kolbe der breitefte Raum
gewidmet worden. Klimfch zeigt neben einem
Dugend Porträtbüften feinen fchrcitenden Sä-
mann, Kolbe neben anderen Akten eine
befonders anfprechende „Erwachende“, die
fämtlich Zeugnis von der Reife diefer bild-
hauerifchen Talente ablegen. Gauls „Büffel“,
Klingers Lamprecht- und Steinbach-Büften,
Tuaillons mächtig wirkendes Herkulesrelief und
eine faft quattrocentiftifch anfprechende Büfte
des Belgier Minne gehören nicht minder zu
den vollwertigften Arbeiten diefer Abteilung,
aus der als Einzelwerke noch der Wandbrunnen
von A. Kraus mit dem reizenden Motiv eines
auf einem Ziegenbock reitenden Knaben, ferner
Hallers Figuren, die wie Tanagra wirkenden
Skizzen Engelmanns hervorftechen.

Die eigentliche Schwarz-Weiß-Ausftellung wird
durch eine retrofpektive Abteilung eingeleitet,
die in diefem Rahmen ein wenig überrafcht,
denn es berührt feltfam, die alten deutfchen
Meifter des 19. Jahrhunderts vom Schlage der
Schwind, Rethel, Overbeck, Schnorr von
Carolsfeld, Genelli, J. A. Koch, Schadow,
Eyfen, Blechen, Spigweg u. a. unmittelbar
neben den Modernften zu fehen. Und doch
kann man gerade bei diefem Vergleich lernen,
wie die Qualität zugleich den Wert der Mo-
dernität in fich fchließt, und wie zahlreich doch
Berührungspunkte in dem Streben der älteren
und der jüngften Generation vorhanden find, fo
ein reiches, dekoratives Gefühl gegenüber den
durch die Fläche gewiefenen Aufgaben, das bei
den Nazarenern und Klaffiziften im kleinen reich-
lich vorhanden war. So ferner auch ein Ver-
langen nach impreffioniftifcher Behandlung, wenn

885
 
Annotationen