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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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16. Heft
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Mannowsky, Walter: Römische Ausstellungen, [3]: Die Ausstellung der Lebens der Fremden in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0658

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RÖMISCHE AUSSTELLUNGEN

III. DIE AUSSTELLUNG DES LEBENS DER FREMDEN

IN ROM Mit 6 Abbildungen, davon 2 auf einer Tafel / Von W. MÄNNOWSKY

Das retrofpektive Element herrfcht bei allen römifchen Ausheilungen diefes Jahres vor,
aber leider mangelt es den meiften der Einzelausftellungen an Syftem, an klarer
Durchführung. Der Zufall fpielt eine zu große Rolle bei der Auswahl der Gegenftände
und daher ift, troß all’ des intereffanten, das dargeboten wird, das Bild der Entwick-
lung, das wir daraus gewinnen können, doch nur unvollkommen und lückenhaft. Auch
die „Ausftellung des Lebens der Fremden in Rom“, die Anfang Mai am Fuße der Engels-
burg eröffnet wurde, macht als Ganzes von diefem allgemeinen Fehler keine Ausnahme.

Das Thema fchien recht lohnend. Gerade an Roms äußerer Geftaltung und an der
feines wirtfchaftlichen, geiftigen und künftlerifchen Lebens haben Freunde ja ftets einen
ungewöhnlich harken Anteil gehabt und umgekehrt hat wieder die Stadt und ihre
Umgebung den Fremden, die fie beherbergte, von jeher fo ftarke Eindrücke mitgegeben,
daß diefe vielfach noch befruchtend auf ihr Schaffen in der Heimat weiterwirkten.
Diefen Beziehungen follte die Ausheilung gewidmet fein.

Eine Gefamtdarftellung alles deffen, was Rom mit Fremden verband, war aus
praktifchen Gründen natürlich ausgefchloffen. Es galt zu wählen, und diefe Auswahl
hatte das Italienifche Komitee den einzelnen Nationen überlaffen. So ift ein recht
buntes Gemifch zuftande gekommen. Gefchichte, Literatur, Kunft ftehen je nach Wahl
der nationalen Kommiffion im Vordergrund.

Frankreich hat die Beziehungen gewählt, die es durch Napoleon mit Italien ver-
banden. In üppigen, mit Prachtftücken aus der Collection du Mobilier National und dem
Musee de Fontainebleau möblierten Empireräumen ftehenBüftenNapoleons vonHoudon
und Canova, hängen Bilder von Gerard, David, Gros, Gericault, Lejeune, und in
der Mitte prangt in einer Vitrine — der Hut, den derKaifer auf der Flucht von Elba trug.

In der englifchen Abteilung weifen Bilder, Bücher und Autographen auf den Auf-
enthalt der Stuarts in Rom hin, Norwegen erinnert durch Düften und Bilder an Ibfens
und Björnfons Römerjahre, und Ungarn läßt u. a. nicht vergeffen, daß als erfter
Fremder Attila Rom heimfuchte.

Aber diefe hiftorifchen Erinnerungen bleiben bei dem Gefamteindruck der Aus-
heilung doch hark im Hintergrund. Im wefentlichen herrfcht der Charakter einer fremd-
römifchen retrofpektiven Kunftausftellung vor. Vor allem hat man verfucht, das Leben
der fremden Künftler in Rom und ihre Auffaffung von Stadt und Landfchaft zur Dar-
ftellung zu bringen.

Recht gelungen ift in diefer Beziehung die kleine holländifche Abteilung. Es find
dort faft ausfchließlich Zeichnungen des 17. Jahrhunderts, teils Originale, teils Faksimile-
Reproduktionen ausgeftellt: landfchaftliche Studien von Berchem, Affely n, Terborch d.Ä.,
Valkenborch u. a. und luftige, oft recht derbe Karikaturen und Genrebilder, die das
ausgelaffene Leben und Treiben der holländifchen Künftlervereinigung in Rom, der
„Schilderbent“, in ihrer kleinen Kneipe am Mte Teftaccio darftellen. England hat
eine Reihe intereffanter Zeichnungen und Aquarelle von Künftlern des 19. Jahrhunderts
ausgeftellt, von W. Crane, Lear und, leider nur in Reproduktionen, von Turner.
Öfterreich bringt Bilder, Zeichnungen und Stiche von J. A. Koch, Führich, Maron,
Nadorp, Romako, Knüpfer; Schweden luftige Künftlerkarikaturen von Lindftröm,
Bilder und Zeichnungen von Palm und Stock, Dänemark Gipsabgüffe nach Werken
Thorwaldfens, ferner eine faft überreiche Auswahl von Gemälden Marftrands,Hilchers,

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