Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
6. Heft
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0253

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKÄTIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STADT. GÄLERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG.

SAMMLUNGEN

ÄÄCHEN Aus der kürzlich abgefchloffenen
Sonderausftellung des Malers Felix Borchardt-
Paris im REIFF-MUSEUM DER KGL. TECH-
NISCHEN HOCHSCHULE wurden drei Land-
fchaften verkauft: „Der Blütenbaum“, „Wald-
inneres“ und „Marine“. Das große Bildnis Sr.
Majeftät des Kaifers, das von Borchardt nach
dem Leben gemalt wurde, ift als Schenkung
eines ungenannten Kunftfreundes in den Befiß
des Reiffmufeums übergegangen.

BÄSEL In der ÖFFENTLICHEN KUNST-
SAMMLUNG kamen Mitte März die Orgelflügel,
die Hans Holbein d. J. für das Basler Münfter
gemalt hatte, zu neuer Aufteilung. Die 1785
von der Orgel entfernten Flügel befanden fich
feither im Befiß der Bibliothek und fpäter in
der Kunftfammlung. Eine frühere Reftauration
ift der Temperafarbe verhängnisvoll geworden;
dank der tatkräftigen Initiative von Prof. Ganz
hat man fich vor zwei Jahren entfchloffen, fehr
fubtile und langwierige Erhaltungsarbeiten anzu-
ordnen. Herr F. Benß, der Reftaurator der Kunft-
fammlung, ift feiner fchwierigen Aufgabe durch-
aus gerecht geworden. Die Erhaltung der einzig-
artigen Monumentalmalerei Holbeins ift gefichert,
frühere Übermalung befeitigt. (Schon 1579 fand
eine große Reftauration der Orgel ftatt, und für
1639 ift die Übermalung der Flügel durch Sixt
Ringle belegt. Vielleicht hat man fich auch
1798 mit der „Verfchönerung“ des Werkes be-
fchäftigt, ficher aber 1842, als die Regenz zum
erftenmal Fr. 200 für Gemäldereftauration aus-
warf.)

Die Orgelflügel, zu denen die Bafler Kunft-
fammlung bekanntlich auch eine feine Vorzeich-
nung Holbeins befiljt, waren feit etwa drei
Jahren den Befuchern des Mufeums nicht mehr
zugänglich. Heute find fie nun, beffer fichtbar als
früher, aufgeftellt. Die Malerei, die in Farbe und
Form der Holzplaftik des reichen Orgelgehäufes
angepaßt ift, wird von edel profiliertem braunem
Rahmen abgefchloffen. Das Ganze, auf roten

Damafthintergrund gehängt, ift malerifch und
architektonifch von ftarker Wirkung. J. C.

HÄLLE a. S. Vor 25 Jahren, am 29. März
1885 wurde in Halle a. S. in dem Obergefchoß
des Eich- und Wagegebäudes das STÄDTISCHE
MUSEUM FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE
mit einem Beftand von zehn Ölgemälden, eini-
gen Gipsfiguren und vier modernen Nachbil-
dungen alter emaillierter Gläfer eröffnet. Ein
mehr als befcheidener Anfang. Die Zukunft aber
follte die Idee des Begründers diefer ftädtifchen
Kunftfammlung, des Sammlers neuerer Gemälde
und Handzeichnungen Franz Otto doch als fehr
fruchtbar erweifen: vor allem ift es fpäterhin
von Bedeutung geworden, daß von Anfang an,
wenn auch zunächft nur theoretifch, das alte
Kunftgewerbe mit in den Sammlungsbereich des
Mufeums einbezogen wurde, wie es die Faffung
des Namens der jungen Schöpfung als Mufeum
für Kunft und Kunftgewerbe ausfpricht.

Daß die Ausführung zunächft hinter diefer
programmatifchen Faffung der Abficht weit Zu-
rückbleiben mußte, kann bei der ganz beifpiellos
geringen Unterftüßung, die das entftehende Mu-
feum in den erften beiden Jahrzehnten feines
Beftehens durch die ftädtifchen Körperfchaften
erfuhr, nicht Wunder nehmen. Man bedenke,
daß von feiten der Stadt bis zum Jahre 1903
in fteigender Staffel von 300 bis 2700 M. jährlich,
in 17 Jahren nicht mehr als 24300 M. für die
öffentliche Kunftfammlung aufgewandt wurden,
und von diefer mehr als befcheidenen Summe
füllten, wohl gemerkt, nicht nur alle Ankäufe,
fondern auch noch die gefamten Koften des
Verwaltungsapparates beftritten werden.

Unter diefen Umftänden war es fchlechterdings
unmöglich, der Sammlung einen perfönlichen, ja
auch nur einen fpezififchen Charakter zu geben.
Bei dem Ausbau der Gemäldefammlung war
man fo gut wie ganz auf die unberechenbaren
Zufälligkeiten des Ausfalls von Kunftvereins-
verlofungen und auf die Planlofigkeit gelegent-
licher Gefchenke angewiefen, bei der Erweite-
rung der kunftgewerblichen Abteilung aber

225
 
Annotationen