Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (3.1911)

DIE HOLZPLASTIK IN DER AUSSTELLUNG
KIRCHLICHER KUNST SCHWABENS

Mit 12 Abbildungen Von JULIUS BAUM

In der Zeit vom 1. Äuguft bis zum 15. Oktober
1911 findet im Stuttgarter Landesgewerbe-
mufeum eine Äusftellung kirchlicher Kunft ftatt.
Ihr Hauptgebiet ift Goldfchmiedekunft; von ro-
manifchem und gotifchem kirchlichen Gerät dürfte
nahezu alles hier vereinigt fein, was fich noch in
fchwäbifchen Kirchen birgt, von den Goldfchmiede-
arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts das wich-
tigfte. Auf eine umfaffende Paramentenausftellung
konnte verzichtet werden, nachdem eine folche
erft unlängft in Ravensburg ftattgefunden hat;
immerhin find doch die beften kirchlichen Textilien
zufammengebracht, vor allem prächtige Stücke des
18. Jahrhunderts. Endlich kamen bei diefer Ge-

Rbb. 2. Kruzifixus aus Schloß Lichtenftein

Äbb. 1. Evangelienpult aus der Kirche
in Freudenftadt

legenheit, hauptfächlich aus pri-
vatem Befiß, einige intereffante
Holzfiguren an das Tageslicht.
Von ihnen foll hier die Rede fein.

Bekannt ift die Armut Schwa-
bens an romanifchen Holzbild-
werken: lebensgroße Kruzifixe in
Saulgau, Sießen, Wolfartsweiler,

Der Cicerone, III. Jahrg., 18. Heft. 53

693