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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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11. Heft
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Literatur
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VERMISCHTES o LITERÄTUR

ZÜRICH Hier findet vom 10. bis zum 12. Juni
das Verbandsfeft des „Vereins der Kunftfreunde
am Rhein“ ftatt. Im ZÜRCHER KUNSTHAUS
findet gleichzeitig die große Jahres-Äusftellung
des Verbandes ftatt, für die viele deutfche und
fchweizerifche Künftler bereits zugefagt haben.

J. C.

LITERÄTUR

Fra Vittore Ghislandi, der Maler von Ber-
gamo, fcheint nach den zahlreichen Urteilen von
Kennern und Kunftfchriftftellern wirklich die
„große Entdeckung“ der Florentiner Porträt-
ausftellung zu fein. Es darf deshalb an diefer
Stelle an einen illuftrierten Beitrag erinnert
werden, den der „Cicerone“ bereits im erften
Jahrgang (1909. Heft 12) aus der Feder des in
Venedig lebenden Kunftforfchers L. Brofch über
diefen auch Frate Galgario genannten Meifter
publiziert hat. Es finden fich in jenem Äuffatz
u. a. folgende Sätze: „Troljdem er (Ghislandi)
in einem für die Kunft wenig günftigen Zeit-
abfchnitt gelebt hat, verdient er es feiner wirk-
lichen Bedeutung nach, viel ftärkere Beachtung
und bald eine abfchließende Würdigung großen
Stils zu finden, die der überrafchenden Qualität
feiner Bilder entfpricht“ — — Und zum Schluß
heißt es wie folgt: „Nicht Was, fondern Wie
Ghislandi gemalt hat, kennzeichnet den fprin-
genden Punkt innerhalb der kunftgefchichtlichen
Entwicklungsfrage. Vergleichsmomente liegen
wohl nahe — fie follen hier nicht berührt wer-
den, aber wenn von der modernen Kultur und
der befonderen Lage des Kunftmarktes ein Rück-
fchluß gezogen werden darf, fo ift die Zeit
nicht fern, wo man Vittore Ghislandi
als einen der großen Meifter des Por-
träts neu bewerten lernt.“

Paul Kriftellers grundlegendes Buch: Kup-
ferftich und Holzfchnitt in vier Jahrhun-
derten (Verlag Bruno Caffirer, Berlin) ift foeben
in einer zweiten erweiterten Auflage erfchienen
mit 260 Abbildungen. Wilhelm Bodes abfchlie-
ßendes Urteil bei Erfcheinen der erften Auflage
lautete damals in der Voss. Ztg.: „Die Gleich-
mäßigkeit und der Ernft der Arbeit, die Be-
nutzung aller Vorarbeiten und vor allem die
vollen eigenen Kenntniffe der ganzen Materie
geben dem Buch feinen hohen Wert. Es wird
für lange Zeit als Handbuch der Gefchichte die-
fer wichtigen Künfte maßgebend bleiben und
wird jedem Kunftfreund unentbehrlich fein.“

Das bekannte „Niederländifche Künftler-
Lexikon“ von Dr. Alfred von Wurzbach

ift foeben mit dem Erfcheinen des dritten Ban-
des vollftändig geworden (Verlag von Halm &
Goldmann, Wien und Leipzig). Über diefes
grundlegende Werk mit feinen mehr als 3000
Signaturen und Monogrammen braucht an diefer
Stelle kaum etwas gefagt zu werden. Es ftellt
ein unfchä^bares und unentbehrliches Nach-
fchlagebuch dar, und man darf den unermüd-
lichen Bearbeiter zu der Vollendung diefer monu-
mentalen Leiftung von Herzen beglückwünfchen.
Es ift nicht zuviel gefagt, wenn wir das „Nie-
derländifche Künftler-Lexikon“ als eines der
wichtigften hiftorifchen Werke der Gegenwart
anfprechen. Der Preis des Lexikons in 3 Bän-
den gebunden beträgt M. 120.—. Außerdem
wurde eine Luxusausgabe zum Preife von
M. 180.— bezw. M. 200.— ediert.

Henry Lemonnier, Profeffeur ä l’Univer-
site de Paris, L’art franc^ais au temps du
Louis XIV. (1661—1690). Hachette & Cie., Paris.
3.50 Fr.

Lemonnier ift einer derjenigen Gelehrten
Frankreichs, die einen fehr bewegten, wiffen-
fchaftlichen Entwicklungsgang hinter fich haben,
der ihnen meift einen umfaffenden Blich verfchafft.
Nach Beendigung feines Rechtsftudiums trat er ins
Unterrichtsfach, promovierte erft fpäter in den
Schönen Wiffenfchaften, war jahrelang an ver-
fchiedenen Gymnafien tätig, bis er als Kunft-
hiftoriker an die Sorbonne berufen wurde. So
ift auch fein neueftes Buch das Buch eines echten
Franzofen, großzügig, geiftreich, zufammen-
faffend, während die detaillierte Durchführung
zu wünfchen übrig läßt. Doch das foll in diefem
Falle kein Vorwurf fein, da das Buch vortreff-
lich komponiert ift und eine Fülle anregender
Gedanken und Gefichtspunkte entwickelt. Schon
die Einteilung des Buches in die drei Haupt-
kapitel: Die Menfchen, die Doktrin und die
Werke läßt das ahnen. Sehr geiftreich verfucht
Lemonnier den Einfluß der Antike und Italiens
auf Frankreich zu charakterifieren und die Theo-
rien der Kunft diefer Zeit herauszufchälen. O. G.

Über Julius Schnorr von Carolsfeld hat
Hans W. Singer foeben bei Velhagen & Klafing
(Leipzig u. Bielefeld) eine illuftrativ reich aus-
geftattete Monographie veröffentlicht, deren Wert
zum nicht geringen Teile in der Verarbeitung
des fchriftlichen Quellenmateriales zum Leben
und zur Kunft diefes Meifters liegt. Auch die
Illuftrationen bringen viel Neues, foweit es fich
um Studien und Entwürfe aus den öffentlichen
Sammlungen wie aus dem Befitz der Familie
handelt.

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