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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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21. Heft
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0893

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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN

er möchte |omit die Behauptung der Selbftändig-
keit des Künftlers gegenüber der füdlichen Re-
naiffance in etwas einfchränken.

Herr H. Voss legte Photographien nach einer
Reihe bisher unbekannter originaler Vorftudien
des Lorenzo Bernini und Francesco Bor-
romini zu einigen ihrer Hauptbauten vor und
knüpft daran Bemerkungen über den Entwick-
lungsprozeß der Ideen bei beiden Architekten.
Er verweift auf eine in München aufbewahrte
Studie für die Scala Regia im Vatikan, die den
perfpektivifchen Gedanken der ausgeführten
Schöpfung noch im embryonalen Zuftande ent-
hält und unterftüßt die Hypothefe einer Ab-
hängigkeit von Borrominis berühmtem Porticus
im Palazzo Spada, der dem Werke Berninis
zeitlich vorangeht. Die von Frafchetti als Ent-
würfe Berninis zu den Kolonnaden von St. Peter
angefehenen Zeichnungen bei Bufiri-Vici hält
der Vortragende nicht für vorbereitende Original-
ftudien des Künftlers, fondern für halbdilettantifche
Phantafien von fpäterer Hand, wie die fchwäch-
liche Zeichnungsweife, die kindifchcn Spielereien
(finnlofe Veränderungen an der Faffade von
St. Peter, Anlegung eines zweiten Vatikan links
von der Peterskirche u. a.) deutlich beweifen.
Eine authentifche Zeichnung Berninis ift da-
gegen in einem im Britifchen Mufeum aufbe-
wahrten Blatte zu fehen, das für einen Stich
des Giov. Bat. Bonaccina als Vorlage gedient hat
und den genauen Grundriß und Aufriß der Ko-
lonnaden mitfamt den eigenhändigen Erläute-
rungen des Architekten enthält. Bonaccina hat
auch fonft nach den Zeichnungen Berninis ge-
ftochen; fo konnte der Vortragende nach einem
anfcheinend als Unikum in Dresden vorhandenen
Blatte eine Medaille des Künftlers — wahr-
fcheinlich feine einzige — nachweifen (in der
„Zeitfchrift für Numismatik“). Von weiteren
Zeichnungen Berninis wurden vorgezeigt: Ent-
würfe für die Grabmäler Urbans VIII. und
Alexanders VII., für die Cattedra und einen
nicht zur Ausführung gelangten Seitenaltar, der
vermutlich auch für St. Peter gedacht war (fämt-
lich in Windfor). Ebenfo je eine Vorftudie für
das Innere der Kirche in Ariccia (Windfor) und
die von dem Berninifchüler Carlo Fontana her-
rührende Faffade von S. Marcello in Rom
(Bibliothek des Berliner Kunftgewerbemufeums).

Endlich zeigte der Vortragende mehrere Pho-
tographien nach unbekannten Originalzeich-
nungen des Francesco Borromini für den
Palazzo und die Villa Falconieri fowie die von
derfelben Familie Borromini in Auftrag gegebene,
jedoch von P. da Cortona und C. Ferri ab-
weichend vollendete Tribuna in S. Giovanni
de’Fiorentini. Diefe wegen der außerordent-

lichen Seltenheit der Zeichnungen des römifchen
Meifters und wegen feiner eigenhändigen Be-
merkungen wichtigen Blätter werden von H. Voss
in den „Monatsheften für Kunftwiffenfchaft“
publiziert werden. C. R.

MANNHEIM Der feinerzeit mit fo großer
Begeiferung konftituierte Freie Bund zur Ein-
bürgerung der bildenden Kunft hat jeljt feine
Tätigkeit begonnen mit einer Ausftellung mo-
derner Druckfchrif ten. Ein Saal der KUNST-
HALLE ift zu Ausftellungszwecken eigens her-
gerichtet worden und zwar in äußerft ftilvoller
und diskreter Weife. Die Ausftellung, die mit
Zuhilfenahme des Beftandes des DeutfchenMu-
feums für Kunft in Handel und Gewerbe zu-
fammengeftellt wurde, bietet einen Überblick
über die Entwicklung der Type von Eckmann
bis zu den jüngften Schriften von Ehmcke und
L. Bernhard. Eine knappe hiftorifche Ergänzung
wird in dem graphifchen Kabinett der Kunfthalle
geboten, wo die Entwicklung der mittelalter-
lichen Handfchriften an der Hand von Repro-
duktionen dargelegt wird. — Die nächfte Aus-
ftellung des Bundes wird künftlerifche Metall-
arbeiten und keramifche Erzeugniffe bieten.

W.F. St.

PERSONALIEN

BERLIN Dr. W. Waef old, bisher Biblio-
thekar an den Königl. Mufeen, ift foeben als
Hilfsarbeiter in das Kultusminifterium berufen
worden, wird aber die Redaktion des „Jahr-
buchs der Königl. Preuß. Kunftfammlungen“ fo-
wie der „Amtlichen Berichte“ beibehalten.

* *

*

Gegenüber den Gerüchten, die von einem be-
vorftehenden Rücktritt Anton von Werners
von der Leitung der Hochfchule für bildende
Künfte berichtet haben, können wir mitteilen,
daß v. Werner vorderhand keineswegs daran
denkt, feinen Poften aufzugeben und daß daher
alle frommen Wünfche, die fich an die Neu-
befeßung und den endlichen Rücktritt geknüpft
haben, zunächft illuforifch find.

* *

*

Der kürzlich an diefer Stelle gegebenen Mel-
dung von der Habilitierung R. Hamanns als
Privatdozent an der Univerfität kann nachge-
tragen werden, daß Hamann foeben eine Be-
rufung als Profeffor an die Akademie in
Pofen erhalten und fofort angenommen hat.

DÜSSELDORF Chriftian Kröner ift hier,
73 Jahre alt, am 16. Oktober geftorben. Kröner

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