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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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10. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0411

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RUNDSCHÄU — SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHÄRTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHÄLLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG.

BERLIN Ofta fiatifche Kunftabteilung
der Kgl. Mufeen. In den Erdgefchoßfälen des
KGL. KUNSTGEWERBEMUSEUMS hat die Oft-
afiatifdie Kunftabteilung eine Sonderausftellung
ihrer neueren Erwerbungen veranftaltet, die in
lockerer, gefchmackvoller Anordnung über die
vier Räume verteilt ift.1 Jedes Einzelgebiet oft-
afiatifcher Kunft ift hier mit intereffanten Bei-
fpielen vertreten. Unter den Gemälden fallen
zwei prächtige Tierbilder „Wildgans“ und „Hahn“
von Seffhu und ein entzückender, auf einem
Baumaft fißender Star von Kano Eitoku auf.
Ein Meifterftück Ogata Korins ift ein fchmales
Kakemono „Alter Pflaumenbaum“, nicht weniger
vorzüglich zwei Alben mit Gedichtblättern (Blu-
menftücke und Landfchaften) gemalt von Honami
Koetfu (+ 1637). Intereffant ift ferner ein in
Form eines großen Gemäldes gerahmter fechs-
teiliger Seßfchirm, eine chinefifche Landfdhaft in
Tufchfarben, wahrfcheinlich von Unkoku Togan
am Ende des 16. Jahrhunderts gemalt. Zum
Allerfchönften, das die Abteilung ausftellt, gehört
ein Album mit 12 chinefifchen Landfchaften und
Blumenftücken, entftanden zwifchen dem 11. bis
14. Jahrhundert; das aufgefdilagene Blatt „Sper-
linge im Reis“ von außerordentlicher Grazie der
Zeichnung, ift von Han-Je-Cho (China um 1100)
gemalt. Eine ftimmungsvolle Winterlandfchaft
ftammt von dem chinefifchen Künftler Chiang
Sung, der um das Jahr 1500 lebte. In die Mitte
des 17. Jahrhunderts ift ein in hellen, frifchen
Farben gehaltener zweiteiliger Schirm anzufe^en,
auf dem Sötatfu eine Szene aus dem Roman
Genji Monogatari gefchildert hat, der den Ma-
lern fo oft die Themen zu ihren Bildern her-
gegeben hat. In wiffenfchaftlicher Hinficht höchft
bemerkenswert find einige Bände des berühmten
Kataloges der Bronzefammlung des Kaifers
Chien-Lung, der in diefem in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts entftandenen Werk ein vor-

1 Vgl. dazu den Artikel von William Cohn, „Die Malerei
in der ortafiatifchen Kunftabteilung der Berliner Mufeen“,
Heft 23, Jahrg. 1910. Die Red.

bildliches Verzeichnis feiner Bronzefammlung ver-
anlaßte. Neben der Befchreibung ift jedes ein-
zelne Stück in minutiöfer Weife farbig ab-
gebildet.

Unter der umfangreichen Kollektion künftleri-
fcher Töpfereien befindet fich ein kleines, ku-
riofes Stück, das von der Beeinfluffung Japans
durch Europa noch vor dem Einftrömen der
alles zerftörenden Import-Schundware Zeugnis
ablegt. Es ift das ein kleines Teepulvergefäß
in Form eines Bartmannkruges, feine Entftehung
wird für das 19. Jahrhundert in Kyoto ange-
nommen. Sehr reizvoll find zwei farbige Ton-
figuren von Neujahrstänzern, von großem wiffen-
fchaftlichen Intereffe eine chinefifche Terrakotta-
ftatuette aus dem Anfang unferer Zeitrechnung.
Unter den Holzfkulpturen fällt ein frühes, wahr-
fcheinlich in das 8. Jahrhundert anzufetjendes
Fragment eines koloffalen Buddhakopfes auf.
Sehr hübfch ift eine Reihe von Ladearbeiten,
Dofen und Käftchen, ferner eine Anzahl guter
Metallarbeiten, Klangplatten (eine in Geftalt eines
Schmetterlinges, die andere in Form einer Lotos-
blüte), Verzierungen von Priefterftäben und
Tempelbannern und verfchiedene Spiegel, unter
denen vor allem ein chinefifches Stück aus dem
7.-9. Jahrhundert, mit einem wundervoll ge-
zeichneten Rand, der leicht bewegliche Vögel in
einem Traubengewinde zeigt, auffällt. Svs.

* *

*

Im KAISER FRIEDRICH-MUSEUM find nun-
mehr in den Erdgefchoßfälen der Südfeite die
Gipsabgüße der italienifchen Renaiffance auf-
geftellt worden. Die Stücke find durchweg dem
Material des Originales entfprechend getönt
bzw. bronziert worden unter Belaffung der
Gußnähte. Svs.

DIJON Dem Mufeum ift von dem verdorbe-
nen Jules Maciet eine Kollektion moderner
Bilder, Zeichnungen und Keramiken vermacht
worden.

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