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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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10. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0412

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SAMMLUNGEN

LONDON An Stelle des verftorbenen Earl
of Carlisle ift Lord Curzon zum Truftee der
NATIONAL GALLERY ernannt worden. — In
der Morning Poft vom 29. April richtet [ich
A. G. Bell gegen den „Vandalismus“ in der
National Gallery, wie er es nennt. Nicht bloß
fei das Arrangement der Bilder und manches
andere überaus unbefriedigend (die gemalten
Tapeten ufw.!), fondern es feien auch jüngft
einige üble Verfchlimmbefferungen, Reftaurie-
rungen genannt, an ein paar Bildern begangen
worden, die diefen unreparierbaren Schaden
zugefügt hätten, fo vor allem an Gainsboroughs
Landfchaft „The Market Car“, deffen Himmel
mit grober Hand in ganz andrer Malweife über-
malt worden fei; ähnliches fei mit einer der
Conftablelandfchaften gefchehen, die fo graufam
behandelt worden fei, daß fie nicht länger mehr
als ein Meifterwerk des Künftlers angefehen

werden könne! * *

*

Im VICTORIA AND ALBERT MUSEUM (South
Kenfington Mufeum) ift jet^t das dem Mufeum
hinterlaffene Erbe des Captain H. B. Murray in
Saal 100 aufgeftellt worden. Es umfaßt Figuren
und Vafen aus Meißen und andren deutfchen
Orten; deutfche, franzöfifche und italienifche
Metallarbeiten; eine deutfche Chriftusftatue aus
Holz (Chriftus auf einem Efel reitend), Miniatur-
porträts ufw. * *

*

Im BRITISCHEN MUSEUM hat man jet^t einen
„offiziellen Führer“, Mr. Cecil Hallett, der in
Oxford ftudiert hat, angeftellt, deffen Dienfte
allen Intereffenten gratis zur Verfügung ftehen.
Zweimal am Tage, um 12 und um 3 Uhr, findet
eine Führung durch die Hauptfchälje des Mu-
feums ftatt. F.

MQSKÄU Das grandiofe „MUSEUM DER
SCHÖNEN KÜNSTE“, das feit 1898 im Bau be-
griffen und deffen Zuftandekommen ausfchließlich
der unermüdlichen Energie Prof. J. Zwetajews
zu verdanken ift, foll im Herbft diefes Jahres
bereits teilweife eröffnet werden. Das Mufeum,
welches als Hilfsinftitut der Moskauer Univerfität
gedacht war und ihr auch unterteilt ift, füllte
dem urfprünglichen Plan gemäß nur aus Nach-
bildungen der bedeutendften Kunftwerke aller
Länder und Epochen beftehen, doch haben
mehrere Schenkungen diefen einheitlichen Cha-
rakter bereits zerftört, und namentlich durch die
vom Staat angekaufte Goleniftfchewfche Samm-
lung ägyptifcher Altertümer hat das Mufeum
einen äußerft wertvollen Zuwachs erhalten. Diefe
ca. 6000 Nummern zählende Sammlung ift jetjt
in Moskau angelangt und wird im Laufe des

Sommers in dem bereits fertiggeftellten ägypti-
fchen Saal des Mufeums Aufteilung finden.

* *

*

Der Vorftand der Städtifchen TRETIAKOW-
GALERIE hat foeben feinen Bericht über die
Tätigkeit im Jahre 1910 veröffentlicht. Die
Galerie hatte im Berichtsjahre ca. 180000 Be-
fucher bei einem Ausgabeetat von 57000 Rubel,
wovon ca. 20000 auf den Ankauf von Kunft-
werken kommen. Unter anderm find 10 Werke
der verftorbenen, fympathifchen Künftlerin, Frau
Jakuntfchikowa, erworben worden. Im all-
gemeinen jedoch kann die Wahl der neuan-
gekauften Kunftwerke keine befonders glückliche
genannt werden. P. E.

PÄRIS Aus der Akademie des Beaux-Arts,
wo fie in einem dunklen Winkel nicht zur Gel-
tung kam, wurde die marmorne Grabftatue der
Catherina von Medici von Girolamo della
Robbia in die Abteilung der Renaiffancefkulptur
des LOUVRE überführt.

Die Societe des amis du Louvre, die
kürzlich Raymond Koechlin zum Präfidenten und
an Stelle des verftorbenen Grafen Ifaac de Ca-
mondo, deffen Vetter Moife de Camondo zum
Mitglied wählte, hat in der Ingres-Anstellung
das Gemälde „Türkifches Land“ für 150000 Fran-
ken erworben und es dem Louvre überwiefen.
Das Bild, das von Ingres in feinem 82. Lebens-
jahr gemalt wurde, gehörte einft dem Prinzen
von Broglie und gelangte dann in den Befiß

von Feraille. * *

*

Die Inftallation des Schloffes in Maifon Laffitte
als ftaatliche Mufeumsfiliale, die als folche dem
Verwaltungsrat der Nationalmufeen unterfteht,
wird noch im Juni beendet werden, fo daß das
Mufeum noch in diefem Sommer dem Publikum
zugänglich gemacht werden kann. Das Mufeum
wird hauptfächlich Möbel, Tapifferien und Plaftik
aus dem Louvre und dem Garde-Meuble ent-
halten. * *

*

Pierpont Morgan, der kürzlich durch Selig-
mann in Paris die berühmte Sammlung by-
zantinifcher Emaillen aus dem Befiß des ruffi-
fchen Grafen Swernigorodoski en bloc erwarb,
hat auf den Wunfch des Konfervators Migeon
hin, dem Louvre das fchönfte Stück, den heiligen
Demetrius, Prokonful von Theffalonien und
Märtyrer aus dem Jahre 303, gefchenkt. O. G.

PETERSBURG Unter den letzten Neu-
erwerbungen des ALEXANDER III.-MUSEUMS
find einige ausgezeichnete Porträts von ruffifchen

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