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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0856

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VERMISCHTES ° LITERATUR

und die Erdfdieibe haltend. In fünf Reihen über-
einander ftehen auf den Thronftufen fiebzehn
männliche und weibliche Heilige des Dominikaner-
ordens mit ihren Symbolen und Attributen und
den in dieHeiligenfcheine eingezeichnetenNamen,
von denen jedoch einige unlesbar find. Die
Maße der auf Goldgrund gemalten und oben
mit einem Spi^giebel abfchließenden Tafel be-
tragen 125 zu 45 Zentimetern.

Bei dem faft völligen Mangel an Überwachung
in den meiften Florentiner Kirchen ift es eigent-
lich als ein Wunder anzufehen, daß ähnliche
Diebftähle nicht fchon öfter vorgekommen find.

W. B.

ÄUS DER GESCHICHTE DER VÄN
EYCKSCHEN „ANBETUNG DES
LAMMES“ In der Jahresfißung der Archäo-
logifchenGefellfchaft, welche in der Salle Leys des
Antwerpener Rathaufes ftattgefunden, erörterte
der Konfervator der Brüffeler Bibliothek, Kano-
nikus Van den Gheyn die Verfchleuderung der
Flügel des Hauptwerks der nordflandrifchen Ma-
lerei „Anbetung des Lammes“ von Hubert
und Jan van Eyck aus der Kathedrale St. Bavon
zu Gent. Diefer berühmte Zyklus hat feit feiner
Entftehung (1420 — 1432) mancherlei Schickfale er-
fahren. Nachdem er der Zerftörung durch die
Bilderftürmer 1566, fodann durch Feuer 1641
glücklich entgangen war, wurde er nach derIn-
vafion der franzöfifchen Armee 1794 nach Paris
entführt, von wo er nach der endgültigen Nieder-
lage Napoleons und dem Friedensfchluß 1815
wieder nach Gent zurückgebracht wurde. In der
Kapelle, wo fielt das Altarwerk zuvor befunden
hatte, wurden aber nur die Mitteltafeln auf-
geftellt, welche die Kirchenvorfteher als die allein
wertvollen betrachteten, während fie die fechs
Flügel für keinen integrierenden Teil und minder-
wertig hielten, fo daß fie in die Magazine als
„rebut“ (Ausfchuß) gebracht wurden. Von dort
verkauften fie die Kirchenvorfteher für den Preis
von 600 holländifchen Gulden an den Kunft-
händler van Nieuwenhuyze, der fie an einen
Engländer weitergab. Von letzterem wurden
die Flügel fpäter an das Berliner Mufeum für
die damals hohe Summe von 410,000 Francs er-
worben. Die Verfchleuderung wurde aber keines-
wegs insgeheim ausgeführt, wie z. B. die der
Büfte des heiligen Martin aus Soudeilles in
Frankreich, fondern offenkundig. Die Regierung
verfeßte fogar die Kirchenvorfteher in Anklage-
zuftand, aber der am 4. Februar 1818 eingeleitete
Prozeß wurde als erfolglos am 27. Oktober des-
felben Jahres niedergefchlagen.

Pater Van der Gheyn glaubt eine gewiffe Er-
klärung für die geringfchäljende Anfchauung des

Kirchenvorftandes in der damaligen Richtung der
„Kunftkreife“ zu finden, die z. B. ein Bild Louis
Davids, „Die Nymphe Eucharis und Telemach“,
welches 1815 in der „Societe des Beaux-Arts“
in Gent ausgeftellt war, in den Himmel hoben,
fo daß es täglich frifch bekränzt wurde.

Der Vortragende erwähnte noch, daß die zwei
ebenfalls zur „Anbetung des Lammes“ gehören-
den Tafeln „Adam und Eva“ von Jofeph II. für
einen heiligen Ort als unpaffend bezeichnet
wurden, weil die Figuren nackt feien und aus
diefem Grunde bis 1861 verborgen gehalten und
nicht wieder an dem Mittelteile des Altarwerkes
angebracht worden find. Diefe Tafeln find dann
durch Vermittelung der Regierung dem Brüffeler
Mufeum einverleibt worden, welches für die
Kirche Kopien desfelben anfertigen ließ. F. M.

BIRMINGHAM In der hiefigen Univerfität
ift jeßt ein Lehrftuhl für Stadtbaukunft
gegründet worden, deffen Koften von dem Bourn-
ville Village-Truft getragen werden. Als erfter
Lektor ift Mr. Raymond Unwin gewonnen wor-
den. Bournville Village ift bekanntlich die
Schöpfung Mr. G. Cadburys und war eine der
erften Mufteranlagen einer Gartenftadt für An-
geftellte. F.

RHEINFELDEN In dem alten, von Prof.
Mofer in Karlsruhe erweiterten und renovierten
Rathaus find unlängft zwei Wandgemälde des
Baslers Paul Altherr vollendet worden. Das
eine ift die dekorative Umrahmung der Uhr mit
einem drachentötenden St. Georg, das andere,
die ganze Oftwand des Rathaushofes einnehmend,
ftellt Winkelrieds Heldentat dar. Nicht nur der
feiten großen dekorativen Aufgabe wegen ift
diefe Schöpfung beachtenswert. Sie ftellt ein
Meifterftück der Kompofition im hellften Frei-
licht dar. J. C.

Kunfthiftorifcher Kongreß 1912. In dem
kürzlich mit ungewöhnlicher Verfpätung ver-
öffentlichten Bericht über den lebten Münchener
Kongreß wird das Datum der nächften in Rom
ftattßndenden kunfthiftorifchen Tagung auf den
16.—21. Oktober feftgefe^t.

LITERÄTUR

NEUE DEUTSCHE KUNSTLITERÄTUH

Im Delphin-Verlag in München erfcheint
in diefen Tagen die erfte deutfehe Greco-
Monographie unter dem Titel: „El Greco“.
Eine Einführung in das Leben und Wirken
des Domenico Theotocopuli, genannt El
Greco. Mit 50 Abbildungen. Von Auguft L.
Mayer. Das Greco-Buch bedarf keiner befon-

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