Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Artikel:
Denkmalpflege
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DENKMALPFLEGE

der bildenden Kunft. Es genüge eine trockene
Überficht des Gebotenen. Der Charakter der
Ausftellung ift ein internationaler und retrofpek-
tiver. Von Catharina van Hemeffen und Sofo-
nisba Änguisciola angefangen bis zu Berthe
Morizot und Eva Gonzales, die [ich dem Im-
pressionismus Manets anfchloffen, wird die Tätig-
keit der Frau auf dem Gebiete der bildenden
Kunft in markanten Beifpielen vorgeführt;
Lückenlofigkeit konnte naturgemäß weder er-
ftrebt noch erreicht werden. Es folgen die jung
geftorbenen Öfterreicherinnen M. Munfch, H.
Heller-Ofterfetzer, E. Mediz-Pelikan und fchließ-
lich eine große Zahl lebender Künftlerinnen, die
faft alle die Perfönlichkeit der Käthe Kollwijz
turmhoch überragt. Bei der Auswahl der letzt-
genannten Werke hätte die Jury ftrenger ihres
Amtes walten und eine große Zahl dilettan-
tifcher Arbeiten fernhalten können. Der Katalog
ift gut ausgeftattet. Neue Kunftwerte gab es
in diefer Ausftellung nicht zu entdecken, wie
von vornherein zu erwarten war. K. R.

DENKMALPFLEGE

KORNEUBURG (Nied.-Öfterr.) Schloß
Kreußenftein, die weltberühmte Schöpfung
des Grafen Hans Wilczek, ift mit den herr-
lichen, in der Burg bewahrten Kunftfchäßen als
Fideikommiß-Gut erklärt worden.

LEMBERG Die ruthenifche Kathedrale, eine
der ftilvollften Bauten Lembergs, wird jetzt in
allen ihren Teilen reftauriert. Diefc Kirche wurde
in ihrer jetzigen Geftalt in den Jahren 1744—54
unter dem Metropoliten Atanafius Szeptycki
nach den Plänen des Lemberger Kommandanten
Jan de Witte im Stil Louis XV. erbaut, nach-
dem die frühere, noch aus dem 14. Jahrhundert
ftammende Kirche ganz niedergelegt wurde.
Neben der Kirche erbaute 1761 der folgende
Metropolit, Leon Szeptycki, das Bifchofspalais
nach dem Mufter des Würzburger Schloffes.
Die jetzige Reftauration will fich von irgend
welchen Veränderungen fernhalten und bloß
die fchadhaft gewordenen Bauteile durch neue
erfetzen. P. E.

MÄILÄND Zu den intereffanteften pro-
fanen Bauwerken Mailands, die fich aus dem
15. Jahrhundert erhalten haben, gehört die fo-
genannte „Bicocca“, ein Landhaus im Nord-
often der Stadt, das f?inerzeit Antonio Arcim-

boldi, ein angefehener Diplomat am Hofe des
Mailänder Herzogs Franzesco Sforza hatte er-
bauen laffen. Wandmalereien erinnerten an die
Dienfte, die fein Befifzer als Gefandter in Spa-
nien und in Ungarn dem mächtigen Gebieter ge-
leiftet hatte. Das Gebäude felbft ift von recht-
eckiger Form, hat zwei Stockwerke, von denen
das obere mit feinen zweiteiligen Bogenfenftern
und Mittelfäulchen einen befonders anmutigen
Eindruck macht, und im Erdgefchoß eine offene
Bogenhalle. Reiche Terracottarahmen fchließen
die Fenfter ein, und in den Zwifchenräumen
verkünden die Worte „Semper“ und „Droit“
den Wahlfpruch des Befitzers. Diefe Villa war
wie fo manche andere, die einftmals Glanz und
Pracht gefehen hatte, in Verfall geraten. Die
künftlerifch fchönen Fenfter waren zugemauert,
die Bogenhalle gefchloffen und die Fresken über-
tüncht worden. Jetzt ift aber dank der Inter-
vention der lombardifchen Kommiffion für Er-
haltung von Baudenkmälern und der Baugefell-
fchaft „Societä del Quartiere Nord di Milano“,
der Befifzerin der umliegenden Baugründe, das
Gebäude in vorfichtiger Weife reftauriert und
von allen Zubauten befreit worden. E. T.

TREVISO Die Reftaurierung des alten Bap-
tifteriums, neben dem Dom, ift kürzlich in An-
griff genommen worden. Als die Faffade vom
Mörtel befreit wurde, kamen die alten urfprüng-
lichen Backfteine zum Vorfchein. Auch entdeckte
man die Haupteingangstüre mit fteinernem Bogen
und römifchen Friefen aus dem 5. oder 6. Jahr-
hundert. Auf der Südfeite des Tempels wurde
eine Türe mit bemalter Lünette „Maria und
Heilige“ aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. In
einer Nifche aus dem Quattrocento kam ein fehr
feines Fresko zum Vorfchein, überhaupt find
Wandmalereien reichlich an verfchiedenen Stellen
zutage getreten. Im Innern nahm man, um den
alten Fußboden aufzudecken, Ausgrabungen von
zwei Meter Tiefe vor, was guten Erfolg zeitigte,
obwohl es fehr fraglich ift, ob der Boden aus
römifcher Zeit ftammt. Unter den aufgefundenen
Fresken des 13. Jahrhunderts ift eine thronende
Madonna mit Kind erwähnenswert, die noch
ganz byzantinifch gehalten ift. Das Reftaurie-
rungswerk diefes originellen Baptifteriums wird
wahrfcheinlich in diefem Jahr vollendet werden.

Br.

VERSAILLES Im Journal des Ärts fordert
Paul Marmottan eine höhere Erhaltungsfumme
für Grand Trianon und führt energifch begrün-
dete Klage über die fchlechte Inftandhaltung des
Schloffes.

30
 
Annotationen