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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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18. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0755

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SAMMLUNGEN

kommt fo weitaus günftiger wie bisher zur
Wirkung. Auch die vorderen Kabinette haben
manche Bereicherung und Umplazierung von
Kunftwerken erfahren. So zeigt Kab. I neu
einen hl. Hieronymus, niederdeutfch um 1460, der
aus Augsburg geholt wurde und in Kab. II find
nun die frühen Franzofen und eine Reihe Nieder-
länder der Renaiffance vereint, unter welch letz-
teren durch günftigere Hängung ein Jan Swart
von Groeningen, Predigt Johannis des Täufers,
jetzt fehr vorteilhaft hervortritt. Dann weift Kab. III
eine Anzahl Neuheiten auf. An Dürers Krell-
bildnis find die von H. Braune nachgewiefenen
und bisher in Nürnberg befindlichen Flügel an-
gefügt, M. Grünewalds Verfpottung Chrifti ift
aus der Münchener Univerfität eingeholt und
durch Reinigung und würdige Aufmachung in
alten Wert gefetzt; aus Nürnberg kamen weiter-
hin zwei Tafeln des H. Baidung und ein ober-
deutfches Werk aus der Zeit von 1470 bis 1480,
die h. h. Georg und Margarethe hierher. Faszi-
nierend als Porträtleiftung ift das Bildnis des
Erzherzogs Sigismund, tirolifch um 1480, das
ehedem in Augsburg war und nun in Kab. IV
untergebracht wurde, Kab. V zieren neu A. Alt-
dorfers bekanntes Gemälde von der Geburt
Mariae (aus der Augsburger Galerie), ferner eine
Beweinung Chrifti von H. Wechtlin (aus Nürnberg
gekommen) und weiterhin ein aus der Ahnen-
galerie der Refidenz entnommener H. Mielich,
Bildnis Herzog Albrechts V. von Bayern. Endlich
hat noch Kab. X ein paar exquifite Neuaufnahmen
aufzuweifen, aus Augsburg ift fan Steens ge-
krönter Redner überführt, der Afchaffenburger
Schloßgalerie find zwei kleine Landfchaften van
derNeers entnommen, eine Winterlandfchaft und
ein Sonnenuntergang. Die Zentralifierung folcher
bisher weit und breit zerftreuter und dem Stu-
dium fchwer zugänglicher Hauptwerke ift aus
vollem Herzen zu begrüßen. M. K. R.

PISTOJÄ Die zur Errichtung eines Mufeums
ernannte Kommiffion hat in ihrer lebten Sitzung
das erfte Stockwerk des Palazzo Comunale als
Sitz des neuen Mufeums beftimmt, während das
jel^t noch dort befindliche Stadtarchiv in das
oberfte Stockwerk überführt werden foll. Die
malerifche Außentreppe des Palazzo Comunale
hat ein fchon in alten Zeiten beabfichtigtes Dach
erhalten. W. B.

RIETI Der Infpektor der Kunftdenkmäler
Umbriens, Conte Dr. Umberto Gnoli, hat die
ftädtifche Pinakothek neu geordnet. Unter dem
Mittelftück des fünfteiligen, aus S. Domenico
ftammenden Altarwerks von Luca di Tomme fand
Gnoli nach Befeitigung des Rahmenwerks aus

dem 17. Jahrhundert die Infchrift: LUCAS

THOME. DE. SENIS. PINSIT. HOC. OPUS.
MCCCLXX.

Ferner entdeckte Gnoli auf der Rückfeite des
Madonnenbildes Antoniazzo Romanos von
1464 unter einer Staubfchicht drei von dem
Künftler mit fchwarzer Farbe fkizzierte Por-
träts. W. B.

ROM Als Gefchenk der Erben des im Vorjahre
geftorbenen Grafen Gregor Stroganoff ift foeben
das fchöne Porträt des Erasmus von Rotterdam,
welches dem Quintin Metfys zugefchrieben wird,
der Galerie CORSINI überwiefen worden. Schon
bei feinen Lebzeiten hatte der Graf ftets diefe
Abficht ausgefprochen. Es ehrt in hohem Grade
die Erben, diefen Willen, trotzdem fich kein
Teftament fand, ausgeführt zu haben. L. P.

STRHSSBURG Die Univerfitäts- und Lan-
desbibliothek, die feit einer Reihe von Jahren
eine Gobineau-Sammlung befißt, hat jetzt,
der„F. Z.“ zufolge, durch letztwillige Beftimmung
der vor kurzem in Rom verftorbenen Gräfin de
la Tour die ganze Korrefpondenz Gobineaus
mit der Gräfin, ferner eine Reihe von Briefen,
die Gobineau von den berühmteren Zeitgenoffen
empfangen hatte, fowie mehrere Gemälde, be-
fonders von dem römifchen Architekturmaler
Pannini, erhalten; die Gräfin Spoelberch in
Brüffel ftiftete dazu zwei Bilder des gleichen
Meifters, die fämtlich ehemals im Befitz Gobi-
neaus waren. Endlich erwarb die Straßburger
Gobineau-Sammlung felbft eine Reihe von Bil-
dern, Plaftiken und Möbelftücken, die aus der
Zeit ftammen, wo Gobineau franzöfifcher Bot-
fchafter in Teheran war.

ÄUS STELLUNG EN

RETROSPEKTIVE AUSSTELLUN-
GEN IN BELGIEN (TOURNAI UND
CHARLEROI.) Die Abhaltung der Aushei-
lung der vlämifchen Kunft des 17. Jahrhunderts
zu Brüffel voriges Jahr hat diejenigen Kreife
nicht fchlafen laffen, welche in diefer Veranftal-
tung eine Vernachläffigung der wallonifchen
Kunft erblickten. Sie haben nach Anläffen ge-
fucht, um diefer zu ihrem Rechte zu verhelfen
und Ausftellungen in die Wege geleitet, die
das nachholen follen, was verfäumt worden war,
dabei aber überfehen, daß vor wenigen Jahren
in Brügge unter dem Zeichen des goldenen
Vliefes eine fehr gelungene Vereinigung von
Werken des 15. und 16. Jahrhunderts gezeigt wurde.
Tournai und Charleroi haben nun allerdings re-

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