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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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23. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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ENTDECKUNGEN UND FUNDE o GESELLSCHÄFTEN UND VEREINE

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

GRÄUBÜNDEN Wie Prof. Stückelberg
mitteilt, find in der St. Ägathenkapelle an der
Lukmanierftraße Wandgemälde entdeckt wor-
den. Sie [teilen das Leben und Martyrium der
hl. Agatha dar und find von einem Maler deut-
fcher Herkunft al secco gemalt. — Zu Pleif bei
Villa ift ein neues Beifpiel frühmittelalterlicher
Kleinkirchen (wie fie in Graubünden mehr-
fach nachgewiefen find) gefunden worden. Es
handelt fich um rechteckige, einfchiffige Lang-
häufer mit drei hufeifenförmigen Äpfiden. — ln
Ruis bei Ilanz wurden zwei prächtig erhaltene
bronzene Beile gefunden. Die Stücke —
ficher keltifchen Urfprungs — find dem Räthifchen
Mufeum übergeben worden. J. C.

ROM Im Periftyle des Domitianpalaftes am
Palatin wurde in diefen Tagen ein achteckiges
Wafferbaffin ausgegraben. In ihm fand man
Refte von Änlagen für Wafferkünfte. In dem
ausgehobenen Erdreiche befanden fich archaifche
Scherben (auch Bucchero). Daraus kann man
fchließen, daß man im Seicento auf primitive
italifche tiefgelegene Gräber geftoßen war, das
dann achtlos in das Baffin geworfen wurde.

* *

*

ImTriclinium des palatinifchenDomitianpalaftes
fand man dreißig Meter lange und fünf Meter
breite Fliefe aus koftbarem afrikanifchen und
orientalifchem Marmor. L. P.

G ESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

BERLIN In der Kunftgefchichtlicben Gefell-
fchaft fprach in der Sißung vom 11. November
Herr Harry David über zwei neue Dürer-
Zeichnungen, die der Vortragende kürzlich in
jener fieben Bände umfaffenden, dem Britifchen
Mufeum 1753 von Sir Sloane geftifteten Samm-
lung von Handzeichnungen gefunden hat. Der
Entwurf eines Elentieres in fchwarzer Tinte mit
Wafferfarben ift als Vorlage zu dem Tier auf
dem Dürer-Stich „Adam und Eva“ anzufprechen.
Eine zweite Zeichnung, die ebenfo wenig wie
die erftgenannte als Naturftudie angefehen wer-
den kann, fand Herr David beim Ablöfen der
Rückfeite des Blattes mit dem Entwurf eines
Wifents. Es darf angenommen werden, daß
beide Entwürfe nicht gleichzeitig entftanden find,
fondern nacheinander. Während der Elch um
1500 anzufeßen ift, dürfte der Wifent fpäter hin-
zugekommen fein.

Als zweites Thema behandelte HerrRintelen
die Madonna Rucellai, die troß der bisherigen
Annahme vom Vortragenden dem Duccio da
Buoninsegna abgefprochen wird, obwohl fich die
frühere Zuweifung auf ein Dokument ftüßt, worin
Duccio von der Confraternitä in S. Maria No-
vella ein Madonnenbild in Auftrag bekam, in
dem man eben jene Madonna Rucellai hat er-
kennen wollen. Auf Grund der ftiliftifchen Unter-
fuchungen zeigte Rintelen, daß fich die Madonna
Rucellai von allen in Betracht kommenden
Werken Duccios ungemein unterfcheidet, und er
wies namentlich auf die Verwandtfchaft mit ähn-
lichen Madonnen Cimabues hin. Er möchte aber
den letzteren nicht als Urheber der Madonna
Rucellai annehmen, fondern vielmehr einen
dritten Künftler, der etwa zwifchen Duccio und
Cimabue fteht. Diefen Ausführungen gegenüber
verteidigte Herr Wulff fehr energifch die bisherige
Zufchreibung und beftritt die tiefgehenden Unter-
fchiede der Madonna Rucellai von den anderen
Werken Duccios.

BERN In Bern hat fich der „Kunfthalle-
verein“ konftituiert, der die Errichtung und den
Betrieb einer Kunfthalle bezweckt. Das Ge-
bäude, deffen Koften auf etwa 400000 Fs. ver-
anfchlagt werden, foll die Abteilung Kunft der
Schweizer!fchen Landes-Ausftellung von 1914
aufnehmen und fpäter temporäre Ausheilungen
bernifcher und fchweizerifcher Künftler. J. C.

DRESDEN In ihrer am 11. November abge-
haltenenGeneralverfammlung hat dieKünft-
lervereinigung Dresden den Äusfchuß der
Vereinigung für das nächfte Gefchäftsjahr ge-
wählt. Er feßt fich zufammen aus den Malern
C. Banßer, F. Dorfch, O. Fifcher, O. Gußmann,

H. Nadler und Robert Sterl, den Bildhauern
P. Pöppelmann und G. Wrba und dem Archi-
tekten M. Dülfer. Die Vereinigung gedenkt fich
an der nächftjährigen großen Kunftausftellung
zu beteiligen, die hier ftattfindet, plant aber
außerdem auch noch mehrere eigene Aushei-
lungen, z. B. in Barmen, Chemniß, Wien.

* *

*

Hier hat fich am 17. November ein Schuß-
verband Dresdener bildender Künftler
begründet, der neben den allgemeinen Zwecken
folcher Vereinigungen (Förderung der bilden-
den Künfte, Pflege des Gemeingeiftes unter den
Künftlern und die korporative Förderung ihrer
gemeinfamen Intereffen auf allen Gebieten) [ich
noch die fpezielle Aufgabe der Veranftaltung
von Ausheilungen geftellt hat, auf denen jeder
bildende Künftler gegen eine entfprechende Ge-

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