Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0221

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

DER KÄTÄLOG DER SAMMLUNG

LÄNNÄ Nachdem wir bereits zweimal an
diefer Stelle auf die Bedeutung der Sammlung
Lanna, deren Verweigerung vom 21.—29. März
wiederum durch Rudolph Lepke, Berlin, ftatt-
findet, hingewiefen haben, mag noch ein kurzes
Wort dem Katalog felbft gewidmet fein, der
nunmehr in einer muftergültigen Äusftattung vor-
liegt. Das Vorwort zum Katalog fchrieb diesmal
Wilhelm Bode, während, wie erinnerlich, feiner-
zeit 0. von Falke dem erften Teil der berühmten
Sammlung das Geleitwort mit auf den Weg ge-
geben hat.

Huch Bode hebt in dem Vorwort zu dem neuen
Katalog der Sammlung Lanna „die forgfältige
Durcharbeitung desfelben hervor, die feit einigen
Jahren eine fo vortreffliche geworden ift, wie fie
kein anderes Land für feine Kunftauktionen auf-
weifen kann. Huch der vorliegende Katalog, der
in reichfter Weife mit den Hbbildungen der meiften
Stücke ausgeftattet ift, ift durch Herrn Carl Krüger
wieder mit derfelben Gewiffenhaftigkeit und ftren-
gen Kritik und der gleichen Enthaltung aller
Reklame ausgearbeitet worden, wie der Katalog
der erften Verfteigerung der Sammlung Lanna,
wie verfchiedene ähnliche Kataloge der lebten
Jahre in deren knappen, kritifchen Bemerkungen
auch der Forfcher durch manche neue und feine
Beobachtung wertvolle Anregung findet“. Da-
mit ift eigentlich alles gejagt, was man in An-
erkennung der kunftwiffenfchaftlichen Leiftung
diefer Arbeit nachfagen kann. Im ganzen werden
diesmal 1775 Nummern zum Ausruf kommen.
Das Wichtigfte von allen Abteilungen ift auf
111 Tafeln in Lichtdruck im Anhang des Kata-
loges vortrefflich reproduziert, und es fteht ganz
außer Frage, daß auf Grund eines folchen Ma-
terials die Auktion zu einem der wichtigften Er-
eigniffe des internationalen Kunftmarktes werden
muß. Im einzelnen teilt [ich der Katalog in 17
verfchiedene Abteilungen, die hier der Reihe
nach aufgeführt werden mögen:

I. Kleinplaftik (fpeziell Porträtmedaillons).
Hier dürfte das wundervolle Relief in Kehlheimer
Stein mit dem Bildnis Kaifer Maximilians ein
Hauptftück bilden und daneben die Arbeiten von
Flötner, Leinberger (Buxrelief mit der Kreuzes-
abnahme) und Hans Schwarz.

II. Gemälde. Hier find Bilder von Altdorfer,
Cranach, Brueghel, Teniers und viele andere be-
achtenswert.

III. Edelmetall und Email.

IV. Majoliken mit Arbeiten aus Siena, Urbino,
Gubbio, Deruta und hifpano-mauresken Schüffeln.

Befondere Hervorhebung verdient außerdem das
fchöne Madonnenrelief des Lucca della Robbia.

V. Glafierte Hafnerarbeiten, darunter der
farbige Kölner Becher mit dem Bild Karl V.,
Ferdinand I. und feiner Gemahlin Anna u. a. m.

VI. Fayencen.

VII. Steinzeug.

VIII. Glas. Von diefer koftbaren Abteilung,
in der fowohl venezianifche wie franzöfifche,
fpanifche, orientalifche, deutfche u.a.Gläfer einzig-
artig vertreten find, darf man für die Preisnor-
mierung auf dem internationalen Kunftmarkt be-
fonders viel erwarten, zumal Gläfer folcher Qua-
lität bei einer internationalen Konkurrenz feit
langem nicht zum Ausruf kamen.

IX. Porzellan. In diefer Abteilung ift die
Wiener Manufaktur vorhergehend, während
Meißen zwar an Zahl, aber nicht immer an
Qualität überlegen ift.

X. Arbeiten in Eifen, Bronze, Zinn,
Blei.

XI. Möbel.

XII. Textilien.

XIII. Verfchiedene Arbeiten in Holz.

XIV. Waffen.

XV. Mufikinftrumente.

XVI. Verfchiedene Arbeiten in Elfen-
bein, Bernftein, Perlmutter, Leder ufw.

XVII. Antikes Kunftgewerbe.

Wollte man von diefen Abteilungen auch nur
das Wichtigfte hervorheben, man müßte den
Katalog ausfehreiben, der einen Kunftfchaß wiffen-
fchaftlich rubriziert und feftgelegt hat, wie er in
der Gefchichte des Kunftmarktes doch zu den
großen Seltenheiten gehört. Der Gründlichkeit
und wiffenfchaftlichen Befchlagenheit des Herrn
Carl Krüger, dem auch die Leitung der Auktion
unterfteht, ftellt die im Katalog niedergelegte
Summe von Arbeit und Kenntniffen ein gerade-
zu erftklaffiges Zeugnis aus.

Während man fich nun mit Spannung auf die
Ereigniffe im zweiten Drittel des Monats März
vorbereitet, kündigt die Firma Rudolph Lepke
noch zwei weitere Abteilungen der gleichen
Sammlung an, die an der felben Stelle unter
den Hammer kommen. So wird im Mai die
Abteilung der Medaillen und Münzen zum Aus-
ruf gelangen, der dann als leßte die der Kupfer-
ftiche, Handzeichnungen, Aquarelle folgen wird.
Auch in Wien kommt bei Gilhofer & Ranfch-
burg ein Teil zur Verfteigerung und zwar in
erfter Linie die Handfchriften des 13.—17. Jahr-
hunderts und die Sammlung alter Einbände und
Bücher.

195
 
Annotationen