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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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21. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

„Alte Brücken in Bosnien und der Herzegowina“
und „Ein herzegowinifches Dorf“. Für ein in
Bosnien fpielendes Drama desselben Dichters
„Mejrima“ hat Bucherer gefällige Figurinen und
Bühnenfkizzen entworfen. — Der Äusftellung
find einige Erzeugniffe der kunftgewerblichen
Werkftätten in Sarajewo eingefügt, die [ich in
keiner Weife von der herkömmlichen internatio-
nalen Fabrikware unterfcheiden. Man bedauert
dies um fo mehr, wenn man vergleichsweife
fchöne Werke der alten in Bosnien heimifchen
Hausinduftrien daneben fieht.

Derfelbe Kunftfalon bereitet für die nächfte
Zeit eine Kollektivausftellung des Wiener Maler-
Radierers Luigi Kafimir vor. (Vgl. auch Wien
unter „Literatur“ auf S. 846.) K. R.

WIESBADEN Die GALERIE BANGER hat
für Oktober— November eine Äusftellung deut-
fcher Porzellankunft veranftaltet. Neben den
großen Erfolgen, deren fich befonders in den
zwei lebten Jahrzehnten die fkandinavifchen
Manufakturen erfreuen, hat die deutfche Kon-
kurrenz keinen leichten Stand. Der Gedanke,
einmal in gefchloffener Phalanx zu zeigen, was
die deutfche Kleinkunft auf diefem Gebiete leiftet,
ift daher fehr zu begrüßen. An der Spille fchreitet
Berlin, dem Meißen folgt (Nymphenburg fehlt
leider). Von den privaten Fabriken ftehen Ph.
Rofenthal & Co., Selb in Bayern und die
Schwarzburger Werkftätten von M. A.
Pfeiffer obenan. Sehr hübfche Arbeiten liefert
auch Friedrich Kaeftner, Oberhohndorf, fowie
der Münchener Porzellanmaler Emeran Lidl.
Einige antike Stücke aus Privatbefiß vervollftän-
digen die reichhaltige und mit hervorragendem
Gefchmack arrangierte Äusftellung. ch.

DENKMALPFLEGE

MODERNISMUS UND DENK-
MALPFLEGE IN FLORENZ Die

Zunahme der Einwohnerzahl hat in der Stadt
und außerhalb derfelben eine lebhafte Bau-
tätigkeit angeregt, die fich nicht immer in ge-
fchmackvoller Weife manifeftiert: So in den
alten Straßen durch häßliche Auswüchfe des
„Stilo floreale“ (ein befonders charakteriftifches
Beifpiel ift hier das Haus Via dei Servi Nr. 39)
und in den neuen Ringftraßen durch Wannfee-
villen mit Fliegenpilzen ähnlichen Türmen (na-
mentlich am Viale Mazzini). Das äußere und
innere Wachstum der Stadt wird von einem
bemerkenswerten Auffchwung der Florentiner
Induftrie begleitet, und diefes Aufleben der Ge-
werbtätigkeit hat zur Folge, daß heute mehr

denn je das Stadtbild an den fchönften Punkten,
z. B. auf Piazza della Signoria und am Lung-
arno, durch aufdringliche Reklametafeln verun-
ziert wird. Auch in Via Tornabuoni, der vor-
nehmften, an alten Paläften reichen Gefchäfts-
ftraße, macht fich das Reklamewefen bemerkbar.
In dem herrlichen Palazzo Antinori, am Eingang
der Straße, hat fich ein Kunftbazar mit dem
Namen „Florentina Ars“ eingeniftet, deffen von
allen Mufen und Grazien verlaffene Befi^er nach
Kräften beftrebt find, den edlen Bau zu ver-
fchandeln. Zunächft wurden an der Faffade
Teppiche imitierende Blechfahnen angebracht,
und, damit nicht genug, in den Fackelhaltern
gußeiferne Fackeln mit Glühlichtbirnen. Die
blechernen Teppiche hat man fchließlich entfernt,
aber die gußeifernen Fackeln beleidigen noch
immer das Auge.

Gegenüber diefen Ausfchreitungen eines tadelns-
werten „Modernismus“ kann nur auf vereinzelte
gute Wiederherftellungsverfuche an alten Flo-
rentiner Häufern hingewiefen werden. So auf
die Erneuerung der ftreng-eleganten Faffade und
des Säulenhofes des Palazzo Valori (fpäter
Galli-Taffi, heute Bruno) in Via Pandolßni und
eines Haufes in Via del Proconfolo, das einft
den Pazzi gehörte und unter einer modernen
Mörtelfchicht fchöne alte Quadern aufwies. Der
prächtige Palazzo Naldini (jetjt Niccolini) an der
Ecke des Domplaßes und der Via de’ Servi wird
gleichfalls einer fehr vorfichtigen und ebenfo
notwendigen Wiederherftellung unterzogen. Er
erhebt fich auf dem Boden alter Häufer der
Tedaldi, die nadi Angaben Caroccis1 im Jahre
1532 von den Naldini erworben wurden und
deren Quadern Pier Francesco Silvani in den
neuen Palaft hineinbaute. Erft im 18. Jahrhundert
wurde der Bau unter Giovannozzis Leitung
vollendet.

In dem zu Santa Croce gehörigen Klofter,
das bisher eine Kavalleriekaferne beherbergte,
find die Arbeiten an Cefare Baccanis neuem
Gebäude der Biblioteca Nazionale in vollem
Gange. Im Chioftro hat man die obere Loggia
von dem umklammernden Mauerwerk befreit
und auch den Umgang um den Chioftro frei-
gelegt. Ein gewaltiges Biforafenfter aus Pietra
Serena von fünf Metern Breite und neun Metern
Höhe, das über dem Hauptportal des Franzis-
kanerklofters nach dem Corfo dei Tintori blickte,
foll demnächft wieder hergeftellt werden. Am
Arno, auf der jetzigen Piazza dei Cavalleggieri,
wird fich nach dem Entwurf Baccanis die breite
Freitreppe mit der Tribuna Dantes erheben, falls
der Staat die dazu erforderlichen Millionen zur

1 Ärte e Storia, 15. Äug. 1911.

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