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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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21. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

Talentproben; ihre feine malerifdie Kultur und
der durchaus moderne fortfchrittliche Geift ihrer
Malweife hätten ihnen auch Aufmerksamkeit
verfchafft, wenn ihr Äutor aus anderem denn
prinzlichem Geblüte wäre.

Eine Zufammenftellung von Blumenftilleben
von Frau Pauline Ko warzik-Fellner inter-
effiert, wie fchon früher gezeigte Arbeiten diefer
Künftlerin, vor allem der guten koloriftifchen
Qualitäten wegen. * *

*

Bei HEINEMANN tritt der Münchener Se-
zeffionift Benno Becker mit einer ftattlichen
Koliektivausftellung hervor. Seine zweiund-
fünfzig Bilder bekunden wieder den fenfiblen
Stimmungsmaler, als den wir ihn von jeher
kennen; in ihrer beträchtlichen Zahl find fie aber
infofern nicht eben von Vorteil für die Reprä-
fentation des Malers, als fie die Einfeitigkeit
feines Wefens zu fehr ins Äuge fallen laffen.
Becker bevorzugt unentwegt die italienifche
Landfchaft, gibt diefe jedoch nicht von ihren realen
und charakteriftifchen Seilen aus wieder, fon-
dern wählt nur foldie Motive, die verträumte
und fentimentale Stimmungen zu interpretieren
am geeignetften find. Seiner etwas müden
Empfindungsweife entfprechen die gedämpften
Töne feiner Palette durchaus, nur feiten glüht
da und dort ein ftärkeres koloriftifches Leben
auf. M.K.R.

NÜRNBERG In der Kunfthandlung von
FEHRLE & SIPPEL ift zurzeit das Werk Adolf
Schinnerers in feltener Vollftändigkeit zu fehen.

Als Radierer ift der hervorragende Künftler>
der auf Grund feines Simfonzyklus den Villa-
Romana-Preis erhielt, bereits bekannt. Als Maler
dagegen noch recht wenig. Hier nun wird ein-
mal Gelegenheit geboten, fein ganzes malerifches
Schaffen in feiner Entwicklung zu verfolgen.

In Schinnerers Radierungen, namentlich in den
Zyklen der „Zeichnungen eines Verliebten“, des
„Tobias“ und des „Simfon“, fpielt das epifche
und lyrifche Element eine bedeutende Rolle. In
feinen Gemälden dagegen zieht er gewöhnlich
eine fachliche Darftellung des in der Natur Be-
obachteten vor. Gemeinfam wieder haben feine
graphifchen und malerifchen Schöpfungen, daß
fie frei aus dem Gedächtnis heraus gefchaffen
find. Nur die unter Trübner in Karlsruhe ge-
malten Äktftudien und das Blumenftilleben
entftanden direkt vor der Natur. Die künftle-
rifcheri Mittel, deren er fich als Maler bedient,
find die des Impreffionismus. Man fieht, daß er
fich die Kunft der großen modernen Franzofen
und van Goghs zunuße gemacht hat. Allein er

verarbeitet ihre Errungen fchaften in durchaus
felbftändiger Weife und geht namentlich im Auf-
bau feiner Bilder eigene Wege, ln feinen frühen
Arbeiten ift er im Impreffionismus noch zurück-
haltend. Das bezeugt z. B. die Kartoffelernte
(1906) und jene auf Mattgrau und ein verhal-
tenes Grün geftimmteVorfrühlingslandfchaft.
Diese und andere Stücke find noch fehr dünn
und in filbergrauen Tönen gemalt, die das ver-
fchleierte Licht des Vorfrühlings oder des Herbftes
kaum merklich durchhellt. Etwa mitdemjahrel908
aber beginnt eine neue Epoche feines Schaffens.
Er trägt nun die Farbe viel paftofer und breiter
und eigentlich erft jeßt wirklich impreffioniftifch
auf. Das feine ftille Grau muß einem hellen Blau
als Grundton weichen. Goldenes Sonnenlicht
fprüht um die junge Mutter, die bei ihrem
Kinde im Garten fißt; es verklärt die fränkifchen
Berge, die nach der in blauen Schatten ruhenden
Terraffe des Schloffes Banz herübergrüßen,
und es fchwingt in breiten Wellen über der
Blu men wie fe. Schinnerer fchafft durchaus bild-
mäßig und zwar mit Hilfe eines ftreng architek-
tonifchen, aus horizontal und vertikal gelagerten
und klar gefchiedenen Maffen gefügten Aufbaues.
Hierdurch kommt eine große Ruhe und edle
Gelaffenheit in viele feiner Bilder. Für diefe
mehr kompositionelle Kunst ist z. B. die Park-
landfchaft von 1909 bezeichnend. In feinen
leßten Werken nun zeigt fich Schinnerers Ge-
ftaltungskraft noch gefteigert. Und auch kolo-
riftifch bringen fie abermals eine Wandlung.
Neben den blauen Tönen erfcheinen leuchtend
gelbe und rote. Eine „Judith“, der originelle
„Kampf auf der Brücke“ und der nach
Formengröße im Milletfchen Sinne ringende
„Äbfchied“ find charakteriftifche Werke diefer
dritten Periode. Diefen fchließen fich Werke wie
das kleine Bild mit dem lichtübergoffenen
Bodenseedampfer, die im Blütenfchnee er-
ftrahlenden Ob ft bäume und besonders die
jüngften, von Licht und Farbe funkelnden
Schilderungen aus der Erlanger Bade-
anftalt an. Heinrich Höhn.

WIEN Im Kunftfalon der HELLER’fchen Buch-
handlung wurde kürzlich eine Äusftellung von
Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen des
jungen Schweizers Max Bucherer eröffnet, die
reizvolle landfchaftliche Motive aus Bosnien und
Herzegowina zum Gegenftand haben. Die an-
fprechende zeichnerifche Begabung des Künftlers
fcheint zur Betätigung auf dem Gebiete der
Graphik zu drängen. Die ausgeftellten Zeich-
nungen find ihrer Mehrzahl nach Vorftudien zu
den Illuftrationen zweier demnächft erfcheinender
Werke des öfterreichifchen Dichters RobertMichel:

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