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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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17. Heft
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VERMISCHTES ° LITERATUR

zöfifchen Blamagen fpielt: er wurde in der Per-
fon eines Studenten in Bordeaux verhaftet, aber
aus Mangel jeden Beweifes fofort wieder auf
freien Fuß gefegt. Hier fei noch erwähnt, daß
im Budget nicht weniger als die Summe von
290000 Fs. für Gehälter der 253 Äuffeher des
„Louvre“ ausgeworfen find. F. M.

ANTWERPEN Unfere Stadt hatte beab-
fichtiqt, den dreihundertjährigen Geburtstag —
15. Dezember 1910 — von David Teniers
dem Jüngeren voriges Jahr zu feiern, aber
im Hinblick auf die Ausftellung der flämi-
fchen Kunft des 17. Jahrhunderls in Brüffel
darauf verzichtet. Nun hat man fich daran er-
innert, daß diefer Maler vor 250 Jahren die
hiefige Akademie gegründet hat, deren Direktor
er war, und fo wurde im hiefigen Stadthaufe
eine Feier abgehalten zur Erinnerung an die
Gründung diefes Kunftinftituts, die zeitlich faft
mit der der erften Akademien in Rom und Paris
zufammenfiel. Der Konfervator des Mufeums,
Pol de Mont, hielt die Feftrede, Stadtrat van
Kuyk begrüßte die zur Feier gekommenen
Spigen der Behörden und die Kunftgenoffen-
fchaften, und der Präfident der akademifchen
Körperfchaft De Vriendt würdigte die Ver-
diente Teniers in längerer Anfprache vor deffen
Denkmal, welches fich im Parc Marie Henriette
befindet. Sämtliche Redner drückten fich in
flämifcher Sprache aus. Im Jahre 1915 foll eine
größere Feier des Künftlers unter gleichzeitiger
Ausftellung von Werken desfelben in die Wege
geleitet werden. F. M.

ROM Dem im Auguft 1910 in Rom plöglich
verftorbenen vielfeitigen Archäologen und bil-
denden Künftler Adolfo Cozza foll in Orvieto,
feiner Geburtsftadt, im großen Saale des Ge-
meindehaufes ein Denkmal in Hermenform ge-
fegt werden. Man plant es im Herbft zu ent-
hüllen. Zugleich foll eine Feftfchrift, an der
u. a. Gamurrini und Mengarelli mitarbeiten,
publiziert werden. L. P.

LITBRÄTUR

Antike Kunft in der Renaiffance. Einen
intereffanten Beitrag zur Gefchichte der Antiken
Roms in der Renaiffance hat kürzlich P. G. Hübner
in den Mitteilungen des K. D. Archäologifchen
Inftituts, Rom 1911, Bd. XXVI, veröffentlicht.
Seine Unterfuchungen gelten dem Jupiter von
Verfailles und anderen Statuen der Villa Ma~
dama, den Statuenzeichnungen des Marten van
Heemskerck, den Dioskuren von Monte Cavallo
und dem Niobidenpädagogen.

HÄÄG Dr. A. Bredius wird demnächft einen
Auffag publizieren, in dem er die „Witwe Bas“,
eins der berühmteren Bilder des Rijksmufeums
in Amfterdam, als ein dem Rembrandt mit Un-
recht zugefchriebenes Bild befpricht. Es ift da-
mit für viele, die insgeheim an der Autorfchaft
Rembrandts fchon lange zweifelten, ein er-
löfendes Wort gefprochen. Insbefondere fällt
die Modellierung des Gefichts mit den lilagrauen
Schatten auf, die für Rembrandt nicht kräftig
genug ift. Dagegen hatte uns das Bild bisher
fehr an Jacob Bäcker1 erinnert, deffen Stil die
etwas wellige Zeichnung der Hände und die
Kompofition des fo ausdrucksvollen Porträts
cntfprechen. Wenn ich nicht irre, fchreibt es
aber Dr. Bredius dem F. Bol zu. Es bleibe
hier nicht unerwähnt, daß Autoritäten wie Bode
und Hofftede de Groot das Gemälde, das übrigens
keine Signatur trägt, für ein echtes Werk Rem-
brandts halten.

MÜNCHEN Von dem Katalog der Kgl.
Älteren Pinakothek ift foeben die 11. Auf-
lage mit einer Vorrede H. von Tfchudis er-
fchienen. Diefe bezeichnet den Katalog als Pro-
viforium, da es fchlechterdings unmöglich war,
in der kurzen zur Verfügung ftehenden Zeit
einen großen definitiven Katalog herauszubrin-
gen. Trogdem ift in der Neubearbeitung ein
Hauptgewicht auf die Bereicherung und Ver-
befferung des kunfthiftorifchen Teiles gelegt und
der nicht geringen Zahl von neuen Attributionen
Rechnung getragen worden. In die Arbeit
teilten fich Heinz Braune (für die nordifchen
Primitiven und fpäteren Deutfchen), Walter Gräff
(Italiener bis zur Hochrenaiffance), A. L. Mayer
(fpätere Italiener, Franzofen, Spanier und Nieder-
länder des 17. Jahrhunderts), während fich in
der legten Zeit R. Oldenbourg noch an der Ar-
beit über die Altniederländer beteiligen konnte.

PSYCHOLOGIE DES KUNSTSÄMMELNS

Von Adolph Donath erfcheint foeben in
der vom Verlage Richard Carl Schmidt & Co. in
Berlin W 62 herausgegebenen Bibliothek für
Kunft- und Antiquitätenfammler eine „Pfycho-
logie des Kunftfammelns“. Donath ftellt
hier die Entwicklungsgefchichte des Sammel-
wefens aller Länder von den früheften Anfängen
bis auf den heutigen Tag dar und befchäftigt
fich gleichzeitig mit den wichtigften Phafen des
internationalen Kunftmarktes.

1 Man vergleiche damit das dem Jacob Bäcker mit
Sicherheit zugefchriebene „Weibliche Bildnis“ des Kaifer
Friedrich-Mufeums in Berlin (aus der Sammlung Thiem).

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