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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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Literatur
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VERMISCHTES ° LITERÄTUR

HEIDELBERG Äm 27. Februar hielt Henry
Thode im fchön gefchmückten Feftfaale des
neuen Kollegiengebäudes feine letzte Vorlefung
an der „Ruperto-Carola“. Das Thema feines
Vortrages behandelte die Zufammenhänge und
Beziehungen von Religion und Kunft mit befon-
derer Berückfichtigung Richard Wagners. Äls
ältefter Heidelberger Schüler richtete anfchließend
Prof. Dr. Pelzer Dankesworte an den verehrten
Lehrer. Thode verläßt fomit für immer den kunft-
gefchicbtlichen Lehrftuhl und widmet fich nun-
mehr an den Ufern des Gardafees ganz feiner
eigenen literarifchen Produktion. Es braucht an
diefer Stelle nicht gefagt zu werden, wieviel die
Kunftgefchichte dem ewig jungen Gelehrten ver-
dankt, und daß ihm auch aus den weiteften
Kreifen feiner Fachgenoffen die.beften Wünfche
für die Zukunft an die Ufer des blauen Sees
nachfolgen.

LEIPZIG Die Gemäldefammlung des jüngft
verdorbenen Herrn Emil Meiner in Leipzig
(fiehe Cicerone Heft 4, Seite 152) wird nicht
unter den Hammer kommen, fondern zum
größeren Teil im Befiß der Witwe des früheren
Befißers bleiben. Der kleinere Teil geht in den
Befiß des älteften Sohnes, des Verlagsbuchhänd-
lers Ärtur Meiner i. Fa. Johann Ämbrofius Barth,
über.

NÜRNBERG Der Magiftrat hat foeben für
ein feit langem geplantes Beethoven-Denkmal
einen Wettbewerb zur Erlangung von geeigneten
Entwürfen, allerdings nur für die in Nürnberg
fchaffenden Künftler, ausgefchrieben mit Preifen
von M. 3000.—, 2000.— und 1000.— Än verfüg-
baren Geldern ftehen M. 100 000.— zur Ver-
fügung.

PERUGIÄ Ein unglaublich frecher Diebftahl
ift hier kürzlich ausgeführt worden. Unbe-
kannte Räuber haben in der Nacht von der
ehernen Statue Papft Julius III., dem Meifter-
werk Vincenzo Dantis, die mit einem pracht-
vollen Relief gefchmückte Kapuze losgebrochen.
Das geraubte Stück ftellt den Triumph des Glau-
bens über die Häretiker und die vier Kirchen-
väter Ämbrofius, Gregor, Hieronymus und
Äuguftinus dar und mißt 40:60 cm bei 3 cm
Dicke. Es erfcheint faft unbegreiflich, daß diefer
Diebftahl auf dem Domplaß von Perugia mög-
lich war, der in der Karnevalszeit felbft in
vorgerückten Nachtftunden ftark vom Verkehr
belebt war. Wenige Tage nach der Entdeckung
des Diebftahls haben die Räuber aus Furcht ihre
Beute in einem Garten dicht an der Stadtmauer
niedergelegt, wo fie alsbald gefunden wurde.

Diefer Vorfall ruft den vor genau einem Jahre
gemeldeten Raub der „Äquilotti“ Ghibertis am
Tabernakel des Johannes an Or San Michele,
die zwei Tage fpäter durch einen Boten in den
Uffizien abgegeben wurden, und ein ähnliches,
aber weiter zurückliegendes Vorkommnis in die
Erinnerung. Unbekannte Diebe hatten von der
Fontana delle Tartarughe in Rom eine der
bronzenen Schildkröten entwendet und wenige
Tage fpäter das geraubte Kunftwerk im Giardino
Cairoli niedergelegt. W. B.

NACHTRAG Wir bitten zu bemerken, daß
die Äufnahmen von den in dem Ärtikel „flus-
ftellung moderner Kunft aus Bonner Privatbefiß“
(Heft 3) reproduzierten Stücken der Photograph
Heinrich Rofe in Bonn gemacht hat.

LITERÄTUR

Zum Wettbewerb für das Bismarck-
National denkmal. Das eben erfchienene
Märzheft von „Deutfche Kunft und Dekoration“
veröffentlicht aus der Feder von Max Schmid,
Äachen, der Mitglied und Schriftführer der Jury
war, einen Äuffaß über den Wettbewerb für
das Bismarck-Nationaldenkmal. Diefer Ärtikel,
der im einzelnen die Entfcheidung der Jury zu
begründen verfucht, hat gewiffermaßen offiziellen
Änftrich und darf zum Studium gerade im Gegen-
faß für das an diefer Stelle feftgelegte prinzipielle
Urteil wärmftens empfohlen werden getreu dem
alten Grundfaß: audiatur et altera pars. Im
übrigen find wir perfönlich der Änficht, daß es
Herrn Prof. Schmid nicht leicht geworden ift, mit
innerer Überzeugung für die Entfcheidung der
Jury zu werben und daß, fo diskutabel diefer
oder jener Gefichtspunkt fein mag, das Prinzipielle
der Frage doch tiefer wurzelt, als es die Jury
angenommen, da es fich hier leßten Endes nur
um die Bewältigung einer immens großen
künftlerifchen Idee, nicht aber um die Löfung
einer rein architektonifchen, äußerlich durch den
Plaß bedingten Äufgabe handeln kann. Die
„Deutfche Kunft und Dekoration“ ift übrigens
klug genug, da fie genau die Stimmung in den
Kreifen der deutfchen Künftler zu kennen fcheint,
im Änfchluß an die Äusführungen von Max
Schmid einige andere beachtenswerte Urteile der
deutfchen Preffe zu publizieren und eine weitere
Berichterftattung für das nächfte Heft zu ver-
fprechen. B—n.

Der Kunftausfchuß für den Wettbewerb hat
foeben bekanntgegeben, daß er in allernächfter
Zeit eine Publikation der Entwürfe herausgeben
wolle. Der Äusfchuß bezeichnet es als nicht
ausgefchloffen, daß Ergänzungs- oder Äbände-

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