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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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15. Heft
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0643

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE

Mittelftück aus dem Martyrium der heil. Urfula in einer Nifche an der Oftwand des füdlidien
Seitenfchiffes der Carmeliterkirche zu Mainz, freigelegt im Juni 1911

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

EIN ANGEBLICHER DÜRERFUND

Durch die Zeitungen geht die auffehenerregende
Nachricht, daß die Aufdeckung der Wandmale-
reien in der Deutfchordenskirche zu Sachfen-
haufen bei Frankfurt ein Selbftporträt Dürers
zutage gefördert habe und daneben eine In-
fchrift, die diefe Malereien als Werke Dürers
oder wenigftens als Arbeiten nach feinen Ent-
würfen erfcheinen laffe. Leider muß die kriti-
fche Nachprüfung die Erwartung fogleich ent-
täufchen. Was bei den aufgedeckten, nur in
den Konturen erhaltenen Fresken dürerifch er-
fcheint, ift bloß von Dürerfchen Werken kopiert,
nämlich eine Krönung der Maria nach dem
Mittelbilde des Hellerfchen Altares, ein Chrifto-
phorus nach dem Chriftophorus-Holzfchnitt Dü-
rers (Bartfeh 104). An die Stelle des Eremiten
diefes Holzfchnitts, deffen Konturen man auf
dem Fresko noch deutlich fieht, hat eine fpätere
Zeit, wohl das ausgehende 16. Jahrhundert, ein
jugendliches Dürerporträt angebracht und dem

Meifter eine Infchrifttafel in die Hand gegeben,
die wörtlich die In fchrif t des Allerheiligenbildes,
nur mit der Jahreszahl 1525 trägt. Über die
Bedeutung der fraglichen Arbeiten foil in Bälde
ein kurzer Bericht Rechenfchaft geben. C. G.

MAINZ Gotifch e Wandmalereien in der
Carmeliterkirche zu Mainz. Die aus dem
Anfang des 15. Jahrhunderts ftammende Carme-
literkirche zu Mainz, ein Bau von fehr fchöner
Raumwirkung, diente feit dem Anfang des
19. Jahrhunderts als Kaufhaus, fpäter als eine
Art Magazin für allerlei Geräte; nach und nach
war fie in den Zuftand traurigfter Verwahrlofung
gekommen. Auf Betreiben des Konfervators
der ftädtifchen Altertümer wird jeßt geplant, die
Kirche zur Aufnahme der mittelalterlichen Skulp-
turen der Altertumsmufeums der Stadt Mainz
inftand zu feßen. Maßgebend foll dabei der
Gefichtspunkt bleiben, jede die urfprüngliche
Raumwirkung ftörende Überfüllung zu vermei-
den; zugleich aber auch die Plaftiken aus mu-

Der Cicerone, III. Jahrg., 15. Heft. 46

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