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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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9. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0384

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

ganzen eine höchft unerquickliche Mifchung; zu-
dem fcheint St. von einem förmlichen horror
vacui befallen, der ihn die Fläche mit einem un-
überfichtlichen Liniengewirr arabeskenartig be-
decken läßt.

Die Entwicklung der ehrlich an [ich arbeiten-
den Bundesmitglieder bewegt [ich mit wenigen
Ausnahmen in auffteigender Linie. Befondere
Beachtung verdienen die Arbeiten Stemolaks
und Hucks. Stemolaks „Sufanne“ nimmt unter den
fpärlichen Plaftiken bei weitem den erften Plaß
ein. Die Bauch- und Rückenpartien des weib-
lichen Aktes find wundervoll weich durchmodel-
liert; der eigenartige Kontrapoft zeigt charak-
teriftifche Anklänge an Meftroviö. Leider ver-
fagt derfelbe Künftler in zwei flauen Porträt-
büften. Karl Huck reift immer mehr zu den
Aufgaben des monumentalen Freskos heran;
in weniger gelungenen Arbeiten erreicht er der-
zeit nur eine Art Plakatwirkung, da die tiefere
geiftige Durchdringung fehlt. Die Arbeiten von
Baar, Barth, den Schweftern Konftantin, die
tüchtigen Interieurs Leglers (Gaft) u. a. m. können
nur mehr mit einem Gefamtlobe bedacht werden.
Hampel hat Klimt nur ganz äußerliche Paletten-
fcherze abgeguckt; ähnliches gilt von den Por-
träts Alexanders. Roths Akte und Landfchaften
in der gewohnten Stricheltechnik fchließen fich
weniger denn je zur Form zufammen. Eine
Enttäufchung bedeuten diesmal die Arbeiten
Laskes, deffen geiftreich-wißige Eigenart all-
mählich zur Manier erftarrt. Sein großer „Ent-
wurf eines Denkmales für den Weltfrieden“ ift
inhaltlich und formal gleichmäßig verunglückt;
in beiden Beziehungen fehlt die Dominante.
Die tüchtigen Graphiker des Bundes, Michl,
Simon, Stretti-Zamponi, [teilen der Mehrzahl
nach bereits bekannte Blätter aus. Simons Bilder
rücken immer mehr in die bedenkliche Nähe
Raffaellis, dem fich auch Szekely anfchließt. Eine
merkwürdige Verwandtfchaft untereinander und
beide wieder mit Laske zeigen Michls „Jahr-
markt in Eger“ und Strettis „Sommer“. K. R.

ZÜRICH Neue Namen in der April-Ausftellung
des KUNSTHAUSES, über die wir fchon im
leßten Heft berichteten, find die beiden Münchner
Maler Julius Seyler und Julius Heß. Seyler
bringt als talentierter Zügel-Schüler lebendige
Tierbilder, aber auch Akte und Landfchaften,
die befonders von großer malerifcher Begabung
zeugen. Heß gibt treffliche, bei aller Farben-
frifche nicht bunte Interieurs und faftig herunter-
gemalte Stilleben. Daneben Landfchaften und
weniger gelungene Akte. J. C.

□ □ □

DENKMALPFLEGE

FLORENZ In dem großen Refektorium von
S. Appollonia, das durch Niederreißan einer Zwi-
fchenwand in feinen urfprünglichen Zuftand zu-
rückverfeßt worden ift, haben die abgelöften
Fresken Caftagnos aus der Villa Pandolfini nebft
den vor kurzem entdeckten Fragmenten eine
würdige, die Anordnung im großen Saal der
Villa berückfichtigende Aufhellung gefunden.
Aus den bisher faft unzugänglichen Räumen des
Klofters, das als Militärmagazin dient, ift eine
Pieta von Andrea del Caftagno und eine Pieta
von Paolo Badaloni, genannt Schiavo, abgelöft
und hier untergebracht worden. Aus den Uffizien
hat man die Kreuzigung Chrifti, ein Frühwerk
Andreas, das fich ehemals in S. Maria degli
Angioli befand, mit den übrigen Werken des
Meifters in S. Appollonia vereinigt. W. B.

LONDON Die Gräfin von Lovelace hat der
Historical Monuments-Kommiffion die Ruinen
der alten Auguftinerabtei in Newark am Ufer
des Weyfluffes in Surrey zum Schuß übergeben,
fo daß fie nunmehr für immer vor der Zer-
ftörung bewahrt find. Die Surrey Archaeological
Society will fie aus dem Schutt ausgraben. Die
Abtei ftammt etwa aus der Zeit des Richard
Löwenherz. F.

PRÄTO Soeben ift vom italienifchen Unter-
richtsminifterium das Wiederherftellungsprojekt
des Palaftes der Pia Casa de’Ceppi, der berühmten
Stiftung des Protefer Kaufmanns Francesco di
Marco Datini, genehmigt worden. Die Arbeiten
werden unter Leitung des Architekten Agenore
Sorini, des Direktors der Sopraintendenza per
i Monumenti della Toscana, demnächft be-
ginnen. W. B.

SÄLZBURG Am 14. September beginnt hier
die „Tagung für Denkmalpflege“, deren Protek-
torat Erzherzog Franz Ferdinand übernommen
hat. Der Vorfißende der Tagung ift Profeffor
Dr. v. Oechelhaeufer (Karlsruhe). Von öfter-
reichifchen Gelehrten haben bisher die Pro-
fefforen Dvorak, Strzygowski, Swoboda und
Dr. Giannoni Vorträge angemeldet.

SAN MINIÄTO AL TEDESCO Das

Altarbild der Kirche S. Maria al Fortino, die
Madonna mit Heiligen darftellend, aus der Werk-
ftätte Ghirlandajos, wird foeben durch Profeffor
Domenico Fiscoli auf Veranlaffung des Unter-
richtsminifteriums reftauriert. W. B.

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