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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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24. Heft
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Lohmeyer, Karl: Ein Prunkjagdwagen des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#1002

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EIN PRUNKJAGDWAGEN DES KURFÜR-
STEN KÄRL THEODOR VON DER PFALZ

Mit drei Abbildungen Von K. LOHMEYER

Die Städtifchen Sammlungen in Heidelberg haben vor kurzem ein beachtenswertes
Stück alten Kunfthandwerks erworben. Es ift ein offener Jagdprunkwagen, wie
ihn einft der populäre Kurfürft Karl Theodor von der Pfalz zu feinen prächtigen Jagd-
feftlichkeiten benußte, die damals in all ihrem Glanze beinahe zu Staatsaktionen ge-
worden waren und fo künftlerifcher Kräfte zum Entwerfen ihrer Schaugerüfte und
Attrappen in reichem Maße bedurften, wie uns noch heute zahlreiche Gemälde in den
Heidelberger Sammlungen und im Schweßinger Schlöffe beweifen.

Äbb. 1. Sikmufchel für den Leibkutfcher

Änfcheinend blieb diefer Wagen 1778, als Karl Theodor feine Refidenz nach
München verlegte, in Mannheim zurück und fcheint dann in den Befiß des kurpfälzi-
fchen Regierungspräfidenten Karl Philipp von Venningen gekommen zu fein. Als die
rechtsrheinifche Pfalz 1803 an Baden fiel, verfah ein weiterer Befißer, wohl der
Theaterintendant Friedrich Anton von Venningen eine Kartufche mit dem nur flüchtig
aufgeftrichenen badifchen Wappen und veränderte das Monogramm des pfälzifchen
Kurfürften C T durch Hinzufügung eines Querftriches in das des badifchen Herrfchers
C F (Karl Friedrich). Der Wagen blieb dann im Befiße diefes alten kurpfälzifchen
Beamtengefchlechtes von Venningen und kam erft gelegentlich des fünfhundertjährigen
Heidelberger Univerfitätsjubiläums im Jahre 1886 wieder zum Vorfchein, wo er im
Feftzuge als Mittelpunkt der Gruppe „Kurfürft Karl Theodor 1742 —1799“, die von
dem Studentenverein Palatia gebildet wurde, einher fuhr. Damals hatte in ihm wieder
fein alter Herr, der Kurfürft, zufammen mit feinem Minifter und Statthalter, dem
Grafen Chriftian von Oberndorff, Plaß genommen. Der Wagen war bei diefer Ge-

Der Cicerone, III. Jahrg., 24. Heft. 71

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