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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0524

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

ÄUS der sämmlerwelt

UND VOM KUNSTHÄNDEL

FRANKFURT a. M. (Deutfche Kunft-
händler-Gilde.) Hier tagte eineVerfammlung
von Kunfthändlern aus allen Teilen Deutfchlands,
die fich zu einer Vereinigung unter dem Namen
„Deutfche Kunfthändler-Gilde“ mit dem Silj in
Frankfurt a. M. zufammenfchloffen. Die Gilde
bezweckt, die Intereffen des Kunfthandels in
weiteftem Umfange zu fördern und zu vertreten.
Als nächfter Tagungsort wurde München be-
ftimmt.

LONDON Die „Times“ berichten von einer
Neuerwerbung, die Pierpont Morgan kürzlich
gemacht hat. Diesmal handelt es fich um ein
bisher unbekanntes Miniaturbild von Hans Hol-
bein, das Thomas Cromwell, Grafen von Effex,
darftellt. Der Staatsmann erfcheint auf blauem
Grunde in fchwarzem Mantel mit Pelzkragen
und fchwarzer Tuchmütje in reichem Ordens-
fchmuck. Das kleine, fehr koftbare Werk ent-
stammt dem Befit$ des Grafen von Caledon im
Tyttenhanger Park.

MAGDEBURG Die Äusftellungsleitung des
hiefigen Kunftvereins ift der Firma Th. Bro-
derfen & Co. G. m. b. H. in Weimar übertragen
worden. Ihre Tätigkeit beginnt am 1. Oktober
d. J. Die Firma hat bereits größere Veranftal-
tungen für die Wintermonate vorgefehen, und
wird zur Eröffnung eine Anstellung von Werken
aus Magdeburger Privatbefitj veranftalten. Der
November und Dezember foll Mageburger Künft-
lern referviert werden. Danach aber werden
regelmäßig mit je vierwöchentlicher Ausftellungs-
dauer Kollektionen hervorragender Künftler aller
Länder gezeigt werden. Der Kunftverein Magde-
burg bezieht außerdem in dem neuen Verbin-
dungsbau zwifchen der neuen und alten Kunft-
fchule drei fchöne Oberlichtfäle und wird zu-
nächft auch noch die früheren Räume zur Ver-
fügung haben.

NEW-YORK Mr. H. C. Frick hat Gains-
boroughs Bild der Anne Duncombe undRom-
ney s Porträt der Lady Milnes erworben. Erfteres
wird auf 1700000 Mark gefchätjt.

PARIS Der Kunfthändler Charles Sedd-
in ey er hat vor kurzem die berühmte, auf den
Namen des Velazquez gehende „Hirfchjagd“
erworben, die früher eine Zierde der Sammlung
des Lord Äshburton bildete. Aus diefem An-
laß hat Sedelmeyer im eigenen Verlag eine

größere, mit zahlreichen Abbildungen verfehene
Sonderfchrift unter dem Titel „La Chajfe au
Cerf de Philippe IV. tableau par Diego Velaz-
quez.“

Das außerordentlich intereffante Gemälde ift
zweifelsohne unter den Aufpizien des Velaz-
quez entftanden, an der Ausführung im ein-
zelnen fcheint er jedoch kaum beteiligt gewefen
zu fein. Die Behandlung der Landfchaft vor
allem zeigt ganz die Art des Mazo. Jedenfalls
ift diefes Werk fpäter entftanden als die große
„Saujagd“ in der Nationalgallery zu London,
was allein fchon das Porträt der Königin Ma-
rianne verrät, die mit ihren Hofdamen der
Hirfchjagd beiwohnt. —r.

* *

*

Auf der Verweigerung Deleffert in Paris
vom 14. Mai wurde eine Landfchaft von Albert
Cuyp für den Preis von 143000 Franken von
Herrn Stettiner für Rechnung des Befißers der
„Samaritaine“ (eines Modemagazins) namens
Cognac erworben. Infolge einer Meldung der
„Nieuwe Rotterdamfche Courant“, wonach der
Galeriedirektor Hofftede de Groot das Ge-
mälde für eine alte, gute Kopie des in der Na-
tionalgalerie befindlichen Originals erklärt habe,
hielt fich der Käufer für übervorteilt. Nun foll
der Nachweis gelungen fein, daß das Bild ein
echtes Originalwerk und eine Wiederholung des
Meifters, gleicher Qualität wie das Londoner,
fei, und es hat fich ein Käufer in Paris für den
Preis von 150000 Franken gefunden.

Die Büfte des Heiligen Martins von
Soudeilles. Wie bereits gemeldet, hat die
femerzeit verfchwundene Büfte Pierpont Morgan
dem Louvre zum Gefchenk gemacht. Zwei
Konfervatoren der Sammlung haben das Ori-
ginalwerk in London perfönlich in Empfang ge-
nommen, indes, als man es in Paris näher
betrachtete, füllen einige recht verdächtige
Unterfchiede gegenüber dem früher in Soudeilles
befindlichen Werke augenfällig geworden fein.
Nach dem Katalog der retrospektiven Ausftellung
von 1900 müßte die Büfte am Hals einen kleinen
Riß zeigen und 11 durchjch einen de Emailplättchen
befi^en. Diefe Plättchen waren befonders wert-
voll. Von ihnen find in der von Pierpont
Morgan gefchenkten Büfte 3 als Originale zu
erkennen, während im ganzen 14 vorhanden
find. Man hat alfo offenbar vor dem Verkauf
die früher vorhandenen Lücken ausgefüllt und
bei diefer Gelegenheit noch ein halbes Duzend
der alten Emailoriginale durch unechte Imitation
erfeljt. Auch der Riß am Hälfe fehlt, und fo-
gar foll der Heilige Martin feine Mitra verkehrt

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