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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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6. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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Vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0275

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VOM KUNSTHÄNDEL

Lion: 5850 fs. — Nr. 208. 2 Vafen aus rotem
orientalifdiem Porphyr, Bronzemontur, zum
Teil Zeit L. XVI. (verl. 3000 fs.), Hrn. Selig-
mann: 3150 fs. — Nr. 210. 2 Bronzearmleuchter,
verziert mit Chimeren, chines. Porzellan (verl.
5000 fs.), Hrn. Bricard: 6000 fs.

Möbel. Nr. 224. Kaminfchirm aus gefchniß-
tem Holze mit Tapifferie, ZeitRegence, Blumen-
vafe auf gelbem Grunde (verl. 3000 fs.), Hrn.
Stettiner: 4500 fs.

VOM KUNSTHÄNDEL

MÄILÄND Vor kurzem brachte der römifche
Corriere d’Italia die Nachricht, daß ein Parifer
Kunfthändler für einen fehr anfehnlichen Kauf-
preis das unter dem Namen „Schiavona“ be-
kannte Gemälde Tizians, das bisher die Perle
der hiefigen „Galleria Crespi“ gebildet hatte, er-
worben habe. Ein Berichterftatter des genannten
Blattes befragte diesbezüglich Corrado Ricci,
den Generaldirektor der fdiönen Künfte, und er-
hielt die Äuskunft, daß die Ermächtigung zum
Verkaufe des Tizianifchen Meifterwerkes tat-
fächlich verlangt worden fei, daß aber der oberfte
Rat der fchönen Künfte noch keine Entfcheidung
gefällt habe. Jedenfalls konnte aber aus der
Tatfache, daß [ich fchon die höchfte Inftanz in
Kunftangelegenheiten mit der Frage befaffe, der
Schluß gezogen werden, daß die Mailänder
Kommiffion für die Ausfuhr von Kunftgegen-
ftänden denVerkauf befürwortet habe, und nä-
here Informationen ließen erfahren, daß dies mit
dem Hinweis auf den zweifelhaften Urfprung
der Tafel gefchehen fei. Da erhob aber ein
Mailänder Kunftkenner namens Ädolfo Magrini
im „Giornale d’Italia“ gegen diefen Befchluß
einen geharnifditen Proteft, indem er darauf
hinwies, daß Cavalcafelle in feiner „Vita di Ti-
ziano“ beftätige, daß das ftrittige Bild von Tizian
gemalt fei und noch dazu in der beften Periode
des Künftlers, als er mit ganzer Kraft den Wett-
kampf gegen Giorgione aufgenommen hatte.
Magrini erklärte ferner, unzweifelhafte, bisher
unbekannte dokumentarifche Beweife für die
Echtheit des Gemäldes zu befißen, und fchloß
feinen Einfpruch mit der Behauptung, daß er
felbft, falls die Kommiffion für die Ausfuhr von
Kunftgegenftänden „aus befonderen Gründen“
den Ankauf des Bildes durch den Staat nicht
befürworten follte, bereit fei, dasfclbe zu er-
werben und als italienifcher Bürger das Recht
habe, es zu dem gleichen Preife zu erwerben,
den der franzöfifche Händler geboten habe.
Durch die Worte „aus befonderen Gründen“ er-
achtete [ich die erwähnte Kommiffion für belei-
digt, indem fie diefe Anfpielung als den Vorwurf

einer Begünftigung der Familie Crespi zu ver-
gehen glaubte, und drohte mit der ftrafgericht-
lichen Verfolgung des Brieffdireibers, der feiner-
feits eine zweite Zufchrift an das „Giornale
d’Italia“ richtete, in welcher er erklärte, daß er
nur auf die Rätfelhaftigkeit des Befchluffes auf-
merkfam machen gewollt habe, ohne der Kom-
miffion nahe treten zu wollen. Jedenfalls hat
[ich nunmehr die öffentliche Meinung des Gegen-
ftandes bemächtigt, und es ift fehr wahrfchein-
lich, daß man in Rom diefem Umftand Rechnung
tragen und den Verkauf des Bildes nicht geftatten
wird. E. T.

PARIS Der Galerie Bernheim ift der Ver-
kauf eines Teiles der Privatfammlung von Mau-
rice Maffon übertragen worden, der im Laufe
der Jahre hervorragende Werke der Impreffio-
niften gefammelt hat. Diefe Bilder find zurzeit
in dem Parifer Salon ausgeftellt, im ganzen 44
Stück, unter denen Werke von Corot, Monet,
Piffaro, Sisley u. a. hervorragen. Über die Aus-
heilung wird an andererstelle im nächften Heft
zu fprechen fein.

ZÜRICH Die Kunfthandlung A. Neupert in
Zürich (Löwenplaß) veranftaltet in ihren Räum-
lichkeiten wechfelnde Ausheilungen moderner
Kunft. Zurzeit find dort vertreten der treffliche
Tiermaler F. Elmiger; A. Loup, deffen feine
Landfchaften fchon im alten Kunfthaufe Be-
achtung fanden; ferner R. de Grada, A. Solden-
hoff, A. Holzmann, Emil Frei, Prof. Jenny, E.
Schulze, E. Baur. J. C.

BERLIN Die Firma Ludwig Glenk, NW.
Unter den Linden 59, verkauft in den kommen-
den Wochen freihändig eine Sammlung von
Alt-Chinefifchem Porzellan des 16. bis 18. Jahr-
hunderts, die dem Befiß eines bekannten deut-
fchen Privatfammlers, des Herrn M. L., Potsdam,
entftammt. Die Sammlung ift während eines
Zeitraumes von etwa 40 Jahren entftanden und
bis zum heutigen Tage ftändig ergänzt und be-
reichert worden. Sie enthält faft alle Arten
China-Porzellan, die in zwei Jahrhunderten auf
den Markt gekommen find. Einzelne Stücke der
Sammlung find fowohl bei der oftafiatifchen Aus-
heilung des Kgl. Kunftgewerbemufeums und
ebenfo bei einer Ausftellung der Kgl. Sächfifchen
Porzellanfammlung in Dresden weiteren Kreifen
bekannt geworden. Die Auflöfung erfolgt haupt-
fächlich wegen Raummangels. Die Firma Glenk
(Inh. Max Heppner) verfendet foeben einen
kleinen, nicht illuftrierten Katalog, der eine An-
zahl der hervorragendften Stücke verzeichnet.

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