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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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16. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0669

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RUNDSCHÄU — SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKRTIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRAF-
RICHÄRTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STÄDT. GÄLERIE ZU
FRÄNKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STÄDT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-MUSEUM ZU HÄGEN i.W./
DAS DEUTSCHE MUSEUM FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE.

BERLIN KAISER FRIEDRICH-MUSEUM.
Die Sammlung islamifchen Kunftgewerbes, deren
Aufteilung in letzter Zeit vielfach durchgreifende
Änderungen erfuhr, hat eine Reihe wichtiger
Neuerwerbungen zu verzeichnen, die fie großen-
teils der Hochherzigkeit mehrerer Gönner ver-
dankt. Auf dem Gebiet der Keramik verdient
ein großer Lüfterteller (Raghesware um
1200) an erfter Stelle genannt zu werden, den
man als das fchönfte bisher bekannte Stück der
Gattung betrachten darf. Der Spiegel des
Tellers weift einen Pfau vor einer Arabesken-
ranke auf und erinnert durch diefes wirkungs-
voll behandelte Motiv an die bekannten Va-
lenciateller, deren Vorbild wir in ähnlichen
perfifchen Stücken zu fuchen haben. Der tadellos
erhaltene Teller ift ein Gefchenk von Herrn
Dr. Eduard Simon. — Weiterhin ift eine blaue,
mit Kobalt glafierte achtkantige Sdiale zu
nennen (Gefchenk der Frau Dr. Mertens), die
mit Reliefdarftellungen — Reminifzenzen an
faffanidifche Wappentiere — gefchmückt ift.
Auch diefes Stück ift von vorzüglicher Erhal-
tung und kann in das 13. Jahrhundert (Sulta-
nabad, Perfien) verfeßt werden. Eine weitere
Schale mit türkisgrüner Glafur, die in
Schwarz und etwas Blau ornamental bemalt ift,
vertritt den Typ der perfifchen Ware des 15. Jahr-
hunderts. Einige andere Stücke von weniger
bedeutender Qualität mögen hier übergangen
werden. Erwähnung verdient, daß die inftruk-
tive Scherbenfammlung der Abteilung, die
ein reiches Material zur hiftorifchen Kenntnis
der islamifchen Keramik in fich birgt, neuerliche
Bereicherung erfahren hat.

Auch die Fliefenkeramik weift eine Neu-
erwerbung erften Ranges auf: eine Sternfliefe
von feltener Schönheit und Erhaltung, die durch
die Datierung (669 der Hedfchra, d. i. 1270 n. Chr.)
noch einen besonderen hiftorifchen Wert erhält.
In Goldlüfter, Blau und Türkis bemalt, ftellt fie
einen Fürften mit zwei Dienern zur Seite dar.
(Gefchenk von Herrn Geheimrat Helferich.)

Unter den neu hinzugekommenen Metall-

arbeiten ift eine Bronzekanne mit Henkel
und breitem Schnabelausguß das intereffantefte
Stück. Sie weift Glafierung mit kufifcher In-
fchrift auf und ift in Perfien im 12. Jahrhundert
gefchaffen worden. Ein lehrreiches Vergleichs-
ftück befißt die Sammlung in einer ganz analog
geformten blau glafierten Kanne mit Relief-
fchmuck: die genaue Nachbildung der zuerft für
Metall gedachten Formen in der Keramik be-
weift eklatant den Einßuß der Metalltechnik auf
die Kunft des Töpfers.

Auf dem Gebiete der Holzarbeiten find mehrere
perfifche Holzfüllungen mit fchöner tiefer
Schnitzerei erwähnenswert (um 1400 entftanden),
die als Gefchenk der Frau Dr. Mertens in die
Sammlung kamen. Noch nicht ausgeftellt ift ein
maurifches Doppelfenfter des 15. Jahrhunderts
(in Spanien Äjimez genannt), das auf beiden
Seiten durchbrochen gefchnißt ift. Die Orna-
mentik verrät deutlich den Stil der Alhambra,
und in der Tat wird als Provenienz des fchönen,
ebenfalls von Frau Dr. Mertens geftifteten Stückes
Murcia genannt.

Unter den Gläfern dominiert die impofante
Vitrine mit Leihgaben verfchiedener Befißer,
fyrifchen Gläfern refp. Glasgefäßen mit pracht-
voller Emaillierung und Vergoldung, deren ein-
zelne Stücke von Fr. Sarre in den Amtlichen
Berichten eingehend behandelt worden find.

NEUERWERBUNGEN DES KUPFERSTICH-
KABINETTS. In der Äusftellung der Neu-
erwerbungen aus den letzten Monaten ftehen
diesmal die Handzeichnungen obenan; denn fie
find ebenfo durch hervorragende Qualität des
Objektes wie durch Großzügigkeit des Pro-
gramms ausgezeichnet — und was noch wichtiger
ift — jedes diefer Blätter ift ein Stück Kunft-
gefchidite, über das fich ausführlicher fprechen
ließe als es im Rahmen eines Referates möglich
ift. Eine Erwerbung allererften Ranges be-
deutet das Skizzenbuch Tiepolos, das als Ge-
fchenk des Herrn Max von Waffermann aus

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