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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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3. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

25jährigen Beftehens eine Jubiläums-Äusftellung,
die fich in zwei Punkten von ihren zahlreichen
Vorgängerinnen unterfcheidet: Einmal find in
diefem Jahre nur die wienerifchen Mitglieder
des Klubs und der Genoffenfchaft zugeiaffen;
fodann ift der Äusftellung pietätvoller Weife
eine kleine retrofpektive Äbteilung angegliedert,
die Werke der verftorbenen Mitglieder des Klubs
enthält. Zunächft nimmt diefe recht dankens-
werte hiftorifche Äbteilung, zu der der Wiener
Privatbefi^ das Wefentlichfte beigefteuert hat,
die Äufmerkfamkeit in Änfpruch. Vor allem
findet man hier eine Anzahl der meifterlichen
Aquarelle des erften Klub-Obmannes Rudolf von
Alt aus verfchiedenen Schaffensperioden des
Künftlers. Die drei Werke Trenkwalds, die die
Albertina geliehen hat, haben die edle Schlicht-
heit und Anmut der Nazarener (man denkt etwa
an Ed. v. Steinle). Daneben fieht man einige
Äquarellfkizzen von Ludwig Paffini in der
bekannten Art des Künftlers, Aquarelle und
Handzeichnungen von Berger, Ditfcheiner, Greil,
Groll, Ribarz, Schönn, von dem jüngftverftorbenen
L’Ällemand u. a. m. Der Zyklus „die Jahreszeiten“
von dem talentierten Leopold Burger, deffen
trauriges Gefchick noch in lebhafter Erinnerung
fteht, gemahnen den heutigen Gefchmack allzu-
fehr an die Gartenlaube. — In den Sälen der
umfangreichen modernen Äbteilung fpürt man
trots der verfchiedenartigften hier vertretenen
Sujets und Techniken (Aquarell, Guafch, Tem-
pera, Paftell, Kreide-, Tufch-, Kohlezeichnung,
Radierung, Monotypie) einen Hauch von Lange-
weile. Faft durchweg vermißt man einen
frifcheren Zug und den Änfchluß an modernere
Beftrebungen. Immerhin findet man auch hier
innerhalb des traditionell Hergebrachten eine
Reihe tüchtiger Arbeiten, die zum Teil in glück-
licher Weife an die Beftrebungen der in der
retrofpektiven Äbteilung vertretenen Künftler
anknüpfen. —

Bei ÄRNOT veranftalten Camilla Göbl und
Leo Litroff, zwei bereits von anderen Aus-
heilungen her bekannte Künftlerinnen, eine Kol-
lektivausftellung. Ihre Werke überragen nirgends
im geringsten den Durchfchnitt; immerhin zeigen
fie eine mehr oder minder fichere Beherrfchung
der einmal erworbenen Mittel. L. Göbl bringt
Blumenftücke und Stilleben, L. Litroff zahl-
reiche Landfchaftsftudien von der dalmatini-
fchen und iftrianifchen Meeresküfte. Die Gleich-
artigkeit der Sujets und der Technik, die einen
paftofen Farbenauftrag und ftarke Verwendung
des Spachtels aufweift, wirkt ermüdend und
eintönig. K R

DENKMALPFLEGE

LONDON Die von Wilhelm dem Eroberer
geftiftete Äbteikirche zu Selby in der Graf-
fchaft Yorkfhire, deren füdliches Kreuzfchiff 1690
durch den Zufammenbruch des Turmes zerftört
wurde und feitdem nicht mehr aufgebaut wor-
den ift, foll nun diefen fehlenden Teil endlich
erhalten. Mr. W. Liverfidge, ein Bewohner des
Ortes, der fchon an der bisherigen Reftaurierung
des alten Kirchengebäudes ftark beteiligt war,
hat £ 8000 zum Zweck der Neuerrichtung des
Kreuzfchifflügels geftiftet, und der Londoner
Architekt Oldrid Scott wird die Arbeit nunmehr
ausführen. F.

MOSKAU Die Kommiffion zur Ausarbeitung
eines Plans für die grundlegende Reftaurierung
der Usfpensky - Kathedrale im Kreml, welche
feinerzeit unter dem Vorfii} des Fürften Ä. Ä.
Schirinsky-Schachmatow eingefeljt wurde,
hat nunmehr ihre Vorarbeiten beendigt.

Als Bafis für die umfaffenden Reftaurations-
arbeiten, deren Koften fich auf nicht weniger
als 300 000 Rubel belaufen werden, wird die
detaillierte Unterfuchung über die Entftehungs-
gefchichte und die zahlreichen Umbauten der
Kathedrale dienen, welche Prof. Ä. J. Usfpensky
im Aufträge der Kommiffion auf Grund archi-
valer Quellen verfaßt hat und die als reich-
illuftrierte Publikation herausgegeben werden
foll. Sehr intereffant find die Ergebniffe diefer
Studien in bezug auf die Wandmalereien, welche
die Kathedrale von oben bis unten bedecken
und ihr ein folch’ feierliches Äusfehen verleihen.
Wie es fich erweift, find diefe Fresken feit 1625
unendlich viele Male reftauriert und oft in barba-
rifcher Weife erneuert worden. Im großen und
ganzen ift bei allen diefen Übermalungen das
Schema der urfprünglichen Kompoptionen bei-
behalten , aber die Feinheit der Linien- und
Farbengebung ift natürlich immer mehr ver-
gröbert worden, und zahlreiche Details, fogar
ganze Äuffchriften find vollftändig verfchwunden,
wie fchon Berichte aus dem 18. Jahrhundert kon-
ftatierten. Zwei Proben, die jeljt behufs Wieder-
aufdeckung der urfprünglichen Malereien ge-
macht wurden, haben glänzende Refultate zu-
tage gebracht. In fatter Leuchtkraft und monu-
mentaler Faktur erfchienen die alten, wohl aus
dem Jahre 1644 ftammenden Fresken, neben
denen die jetzigen Malereien einen rohen und
unkünftlerifchen Eindruck machen. Die alten
Malereien an der Ältarwand dürften fogar noch
älteren Datums fein. Es wird nunmehr beab-
fichtigt, in ähnlicher Weife mit fämtlichen Wand-
malereien der Usfpensky-Kathedrale zu ver-

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