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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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4. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0163

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RUNDSCHÄU— SAMMLUNGEN

ANTWERPEN Das hiefige Mufeura hat ein
Reiterbildnis, welches auf der Husftellung der
Kunft des 17. Jahrhunderts im Cinquantenaire
zu Brüffel als ein Werk des van Dyck figuriert
hat, für die Summe von 120000 Franken von
der Firma Agnew erworben. Das Bild ftammt
aus der Genuefer Periode. F. M.

AUGSBURG Im vorigen Herbfte ift das
bifchöfliche DIÖZESÄNMUSEUM mit dem
STÄDTISCHEN MÄXIMILIÄNSMUSEUM ver-
einigt worden. Die früher in einem Neben-
raum des Doms verwahrte koftbare Sammlung
hat nunmehr Plaß gefunden in einem ftilvollen
Raume des erften Stockes des Maximilians-
mufeums. Sie ift dort, wenn auch etwas eng,
fo doch überfichtlidier aufgeftellt, als in ihrem
früheren Bewahrungsorte, und dem allgemeinen
Befuche zugänglich gemacht. Diefe Neuerung
bedeutet in jeder Hinficht einen erfreulichen
Fortfehritt. Das ftädtifche Mufeum hat fo eine
fehr wertvolle Ergänzung auf dem Gebiete der
älteren kirchlichen Kunft gewonnen. Prächtige
Erzeugniffe romanifcher und gotifcher Metall-
kunft, Kruzifixe, Kelche, Monftranzen und andere
Geräte aus dem Schale des Domes und fon-
ftiger Kirchen machen einen Hauptbeftandteil der
Sammlung aus. In die Äugen fallen Tragaltär-
chen von höchft eigentümlicher künftlerifcher
Äusftattung, dann originelle hölzerne Schmuck -
käftchen, weiter eine durch die Literatur fchon
bekannte filbergetriebene Marienftatuette, eine
vorzügliche fchwäbifche Ärbeit aus der Zeit um
1500. Unter den zahlreichen illuminierten Hand-
fchriften und Drucken ragen durch die künftle-
rifche Feinheit ihrer Miniaturmalereien befonders
zwei Evangeliarien aus dem 9. und dem 11.
Jahrhundert hervor. Die gotifche Holzplaftik ift
mit einigen guten Werken vertreten; in erfter
Reihe fteht eine meifterhafte Felizitasgruppe
fchwäbifchen Urfprunges. Von den Gemälden
erregen mehrere altdeutfche Tafeln Intereffe,
darunter bemerkenswerte bayerifche und Äugs-
burger Werke aus der zweiten Hälfte des 15.
und aus dem erften Drittel des 16. Jahrhunderts.
Koftbare Raritäten find einige liturgifche Ge-
wandftücke, worunter zwei Glockenkafuln des
heiligen Ulrich (924—973); weiter ein gekrönter
Helm und ein Schwert Kaifer Karls V., fchöne
Plattnererzeugniffe, die Kaifer Ferdinande 1559
bei der großen Totenfeier für feinen Bruder
Karl V. im Dome zu Äugsburg als Opfergaben
niederlegte. Von diefer Feier rührt auch ein
mächtiger, runder Totenfchild her, der in Hoch-
reliefftickerei aus Seide und Goldfäden den

Reichsadler zeigt. Der Schild diente alsTumba-
fchmuck. Schöne deutfehe Renaiffancearbeiten
find ein Reifealtar des Kardinalbifchofs Otto
Truchfeß von Waldburg (+ 1573) und ein mehr-
teiliges Äntependium mit Reliefdarftellungen auf
Stein.

Mit der Eingliederung der Diözefanfammlung
in das Maximiliansmufeum dürfte deffen Umfang
in der Hauptfache vorläufig feftgelegt fein. Ein
vom Stadtmagiftrat herausgegebener „Führer“
orientiert ziemlich eingehend über die Beftände
und bringt auch zahlreiche Hinweife über den
Zufammenhang der Schäle des nunmehr fchön
abgerundeten Mufeums mit der Kunft- und
Kulturgefchichte Schwabens und Augsburgs. D.

BASEL Der ÖFFENTLICHEN KUNSTSAMM-
LUNG ift durch Herrn Profeffor Schieß-Gemufeus
die Summe von 60700 Fr. als Schießfcher Fonds
übermittelt worden. Von der Hälfte der Zinfen
follen womöglich jährlich durch die Kunftkom-
miffion Bilder von jungen Basler Künftlern unter
35 Jahren für die Öffentliche Kunftsammlung an-
gefchafft werden. Die andere Hälfte der Zinfen
foll fo lange zum Kapital gefchlagen werden,
bis dasfelbe die Summe von 100000 Fr. erreicht
hat. Von da an foll der ganze Zins zum An-
kauf folcher Bilder verwendet werden. J. C.

BRUSSEL Der kürzlich hier verftorbene
Sammler Rentner Vermeerfch hat feine reiche
Kollektion von Kunftgegenftänden des 15. bis
18. Jahrhunderts dem hiefigen CINQUÄNTE-
NÄIRE vermacht. Es befinden fich unter den
zahlreichen und wertvollen kunftgewerblichen
Objekten Waffen, Möbel, Webereien, Majo-
liken und eine der vollftändigften Sammlungen
von Tournai-Porzellan. Die Schenkung wird
dem Mufeum eine Vervollftändigung vieler Ab-
teilungen ermöglichen. F. M.

DIEPPE Dem hiefigen Mufeum wurde ein
Porträt eines Diepper Bürgers von Guftave
Courbet von deffen Erben geftiftet.

EDINBURG Dadurch, daß die Royal Scot-
tish Academy aus ihrem bisherigen Heime aus-
gezogen ift, ift diefes für die fchon lange an
ftarkem Platzmangel leidende NATIONAL GAL-
LERY OF SCOTLAND freigeworden. Deren
reiche Schäle werden, fobald die nötigen Ände-
rungen der Innenräume in etwa einem Jahre
vorgenommen fein werden, viel günftiger auf-
gehängt werden können. F.

Der Cicerone, III. Jahrg., 4. Heft. 12

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