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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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18. Heft
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VERMISCHTES ° LITERATUR

einen Putto zwifchen Rebengewinden, während
die Wände zwei Szenen aus dem wirklichen
Leben darftellten, badende und tanzende Mäd-
chen. Einige Kritiker hatten die Putti dem
Bramantino zugefchrieben, eine Behauptung,
die Beltrami gründlich zu widerlegen weiß. Der
dekorative Glanzpunkt der Pelucca war die
Kapelle, deren Wölbung herrliche Ornamente
aufwies, während die Wände das impofante
Bild Gott Vaters und die wunderbare Grab-
legung der heiligen Katharina zeigten. Beltrami
beftreitet es, daß die Fragmente von Wand-
gemälden Luinis im Berliner Kaifer Friedrich-
Mufeum und in der Parifer Sammlung Duveau
aus der Villa Pelucca herrühren. Man darf
nach diefer bemerkenswerten Probe gründlicher
Kunftforfchung auf das Erfcheinen der Mono-
graphie, die Beltrami im Aufträge der Stadt
Luino verfaßt, gefpannt fein. e. t.

LÜBECK Diebftahl in der Marienkirche
zu Lübeck. In der leßten Äuguftwoche find
innerhalb dreier Tage an zwei Stellen der Ma-
rienkirche Diebftähle erfolgt, die zwar an fich
geringfügige Kunftwerte betroffen haben, die
aber doch in der Stadt und bei den Kirchen-
vorftehern berechtigte Erregung hervorgerufen
haben. Gegenüber der Nordecke des Lettners,
wo der Almofenkaften mit der bekannten Figur
fteht, die das Geld aus einer Mulde in den Kaften
fdiarrt, befindet fich eine vierfißige Renaiffance-
bank, auf deren Ecken zwei aufgerichtet kau-
ernde Löwen als Schmuck faßen, fo recht in
handlich greifbarer Höhe; einer davon, derficher
ungenügend befeftigt war, ift verfchwunden.
Die zweite Befchädigung gefchah in der Brief-
kapelle. Hier hat man 1903 ein altes Votivrelief
des 15. Jahrhunderts mit einem eifenbefchlagenen
Wandfehrank darunter, nachdem es reftauriert
worden war, an der Seitenwand aufgeftellt;
die fehr bunt bemalte Holzfchnißerei zeigt die
ikonographifch merkwürdige Darftellung, wie
Johannes der Täufer mit dem Lamm kniend vor
einem Altar den Crufixus verehrt, der auf dem
Altar fteht; die Abbildung findet man in den
Bau- und Kunftdenkmälern Lübecks, Bd. II, p. 302.
Die fpätgotifche, ftark bewegte Chriptusfigur,
kaum 25 cm lang, hat der Dieb vom Kreuze
abgebrochen und entwendet. Auch in diefem
Falle handelt es fich nicht um einen vorbedachten
Kunftdiebftahl, fondern um Gelegenheitsver-
brechen, das Mitnehmen leicht erreichbarer, wo-
möglich lofe fißender Kleinigkeiten. Da die
Hauptkirchen Lübecks löblicherweife während
des ganzen Tages offen ftehen, find folche Be-
fchädigungen leicht möglich, wenn nicht für be-

ftändige Aufficht geforgt wird und die Denk-
mäler wie im Mufeum durch entfprechende Vor-
kehrungen vor der allzu bequemen Berührung
gefiebert werden. Sch.

LITERÄTUR

NEUE VERLÄGSWERKE FÜR KUNST-
FORSCHER UND SAMMLER

Im Verlage von Karl W. Hierfemann er-
fcheint in diefen Tagen eine Monographie von
E. Pließfch über Jan Vermeer van Delft
mit 35 ganzfeitigen Tafeln. Preis 9 M. Die
Arbeit ift der erfte Verfuch, die Kunft Vermeers
einem größeren Publikum vorzuführen.

* *

*

Im gleichen Verlage ift foeben ein Nachtrags-
band Originalbildwerke in Holz, Stein,
Elfenbein ufw. aus der Sammlung Benoit
Oppenheim, Berlin, als Ergänzung zu dem
1907 erfchienenen Hauptwerke herausgekommen,
deffen Bearbeitung der Befißer felbft übernom-
men hat. Auf 25 Tafeln in Lichtdruck werden
36 Abbildungen reproduziert, denen ein be-
fchreibender Text vorangeht.

* *

*

Von dem großen Werk „Wickhoff-D vorak,
Befchreibendes Verzeichnis der illumi-
nierten Hand fchriften in Öfterreich“, find
foeben Band IV und V herausgekommen. Band IV
unter dem Titel: Buberl, Die illuminierten
Hand fchriften in Steiermark (Preis 90 M.),
Band V: Tieße, Die illuminierten Hand-
fchriften der Roffiana in Wien-Lainz
(Preis 60 M.).

Die Verlagsbuchhandlung ftellt ausführliche
Profpekte koftenfrei zur Verfügung.

Im Verlag von Georg Müller in München
erfcheint demnächft eine reich illuftrierte Mono-
graphie über den jungen Maler Max Oppen-
heimer von Wilhelm Michel (Preis 3 M). Der
eben 26 jährige Künftler hat im Frühjahre diefes
Jahres mit einem faft fenfationellen Erfolg in der
Modernen Galerie ausgeftellt und ift feinerzeit
auch an diefer Stelle gewürdigt worden. Sein
Schaffen ift für die Bildnismalerei der Gegen-
wart von höchftem pfychologifchen Intereffe und
bedeutet den Ausdruck einer hohen finnlichen
Kultur, in der fich ein grüblerifdier Intellekt mit
einem hervorragenden malerifchen Geift begeg-
net. Ob es troßdem heute fchon an der Zeit
ift, diefem noch nicht ausgereiften Wollen ein
literarifches Denkmal zu feßen, mag bezweifelt
werden.

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