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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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1. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0038

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RUNDSCHAU — Sammlungen

Zur gef. Beachtung! Auf Anregung der Schriftleitung dieser Zeitschrift erklärten sich

■ ' ..-. eine Anzahl deutscher Museumsleiter bereit, von jetzt an von sich

aus für eine regelmäßige und authentische Berichterstattung an dieser Stelle in periodischer Wieder-
kehr Sorge tragen zu wollen, Neuerwerbungen im „Cicerone“ zuerst za publizieren und von hier
aus alles der Mitteilung werte der breiten Öffentlichkeit zu übergeben. Der Cicerone erstrebt damit
eine Zentralisation aller musealen Interessen im Dienste der Wissenschaft und hofft, daß dem hier
gegebenen Beispiel einiger Sammlungen andere folgen werden. Die Mitteilungen der in dieser Weise
beteiligten Sammlungen erscheinen in dieser Rubrik an erster Stelle. Bisher versprachen die Direk-
tionen der nachfolgenden Museen, den Cicerone als ihr offizielles Publikationsorgan zu benutzen:

Das Wallraf-Richartz-Museum zu Köln / Das Städelsche Institut und die städtische Galerie
zu Frankfurt a. M. / Das Museum für Kunstgewerbe zu Leipzig / Das Kaiser Friedrich-Museum
zu Posen / Das Großherzogliche Museum zu Schwerin / Das städtische Museum der bildenden
Künste in Leipzig / Das Herzogliche Museum zu Braunschweig / Das Kaiser Wilhelm-Museum
zu Krefeld / Das städtische Museum zu Braunschweig / Das Museum Joanneum in Graz.

Die Schriftleitung des Cicerone hofft nach und nach auch noch andere Sammlungsvorstände von
der Opportunität dieser Einrichtung zu überzeugen, die für das gesamte Museumswesen eine ebenso
zuverlässige wie lückenlose Berichterstattung unter reicher Illustrierung anstrebt und nicht auf Deutsch-
land beschränkt zu sein braucht, und bittet, sich betr. Anfragen direkt mit ihr ins Benehmen setzen

zu wollen.

DÄS VÄSELSCHE VERMÄCHTNIS
IN BRÄUNSCHWEIG

Äm 3. Juni 1910 ftarb im Dorfe Beierftedt bei
Jerxheim der als Sammler weit über die
Grenzen des Herzogtums hinaus bekannte Guts-
befißer Äuguft Vafel. Seine Sammlungen fielen
als Vermächtnis den drei Braunfehweiger Mufeen
zu, dem Herzoglichen, dem Vaterländifchen und
dem Städtifchen, denen er fchon in früheren
Jahren Schenkungen in größerem Umfange hatte
zuteil werden laffen. Die eigentlichen Kunft-
fammlungen erhielt das Herzogi. Mufeum. Sie
beftehen aus einer großen Kupferftichfammlung,
Handzeichnungen, wenigen Gemälden und einer
größeren Änzahl von kunftgewerblichen Arbeiten.
Noch nie ift unfer Mufeum durch leßtwillige Ver-
fügung eines Privatmannes in ähnlicher Weife
bereichert worden, und wohl nie wieder wird
der Fall eintreten, daß ein Braunfehweiger [ich
bereit findet, feiner Liebe zur Kur ft ein |olches
Denkmal zu feßen, wie es Äug. Vafel getan hat.
Der materielle Wert des Vermächtniffes ift groß.
Wären Vafels Sammlungen nach feinem Tode
unter den Hammer gekommen — ein Gedanke,
den er Zeit feines Lebens mit Entfchiedenheit
von [ich gewiefen hat — fo hätten allein die
Kunftdrucke und Zeichnungen nach den gegen-
wärtig auf dem Kunftmarkt üblichen Preifen
einen Gewinn gebracht, der mit 400 000 Mark
kaum zu hoch beziffert wäre.

So groß auch Vafels Intereffe für die von
ihm gefammelten vorgefchichtlichen und volks-
kundlichen Erzeugniffe feiner Heimat war, feine
Liebe gehörte doch in erfter Linie feiner Kupfer-
ftichfammlung an, fie war feine Freude, fein

Der Herausgeber.

ÄN DÄS HERZOGLICHE MUSEUM

Mit 6 Abbildungen

Stolz, eine immer währende „Quelle edelften
Genuffes“, wie er am Schluß der Vorrede zu
dem gedruckten, 388 Seiten umfaffenden Ver-
zeichnis bekannte, das er Ende 1903 bei Julius
Zwißler in Wolfenbüttel erfcheinen ließ. Er
hat, wie es fcheint, fchon früh daran gedacht,
feine Sammlung einmal dem Herzogi. Mufeum
zu vermachen. Als ich ihn vor 15 Jahren ken-
nen lernte, deutete er diefe Äbficht zunächft nur
gleichfam fchüchtern an, fprach fie aber im Laufe
der Jahre mit immer größerer Beftimmtheit aus.
Er nahm fogar bei feinen Ankäufen immer mehr
Rückficht auf den Beftand unferes Kabinetts.
Wie oft kam er an den beiden wöchentlichen
Studientagen (außer der Zeit nicht, um ja nicht
zur Laft zu fallen, wie er in übertriebener Be-
fcheidenheit befürchtete!), um zu fragen, ob wir
dies oder jenes Blatt, das ihm angeboten wor-
den war, fchon befäßen. Hatten wir von einem
wichtigen Blatt einen fchlechten Abdruck, fo
fuchte er einen befferen für fich zu erwerben,
damit wir ihn fpäter bekämen.

Sein Ziel als Sammler war, fich einen Über-
blick über das ganze Gebiet der graphifchen
Künfte vom 15. bis zum leßten Viertel des
19. Jahrhunderts zu verfchaffen. In feinem Ka-
talog find etwa 1230 verfchiedene Künftler auf-
geführt. Wer als Zeichner für den Holzfchnitt,
als Kupferftedher, als Lithograph irgendwie von
Bedeutung gewefen ift, der ift bei ihm ver-
treten. Die Sammlung, die Vafel im Verlauf
von nicht ganz dreißig Jahren zufammengebracht
hat, umfaßt rund 7000 Blätter, darunter find

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