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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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4. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0172

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DENKMALPFLEGE

Galerie in München, zum Ausdruck gekommen
find, in denen vor allem der Charakter eines
vornehmen Sammlermilieus der Räume zu be-
haglichem Verweilen und künftlerifchen Genießen
einladet. Die erfte Äusftellung in der modernen
Abteilung bringt eine größere Kollektion des
Ruffen Waffilij Kandinski, der bei anderer Ge-
legenheit fchon befprochen worden ift. Unter
den alten Meiftern der Galerie fieht man einige
intereffante und kunftgefchichtlich wichtige Stücke,
fo ein Werk von dem Meifter des Todes der
Maria, eine Anzahl niederländifcher und nieder-
rheinifcher Primitive, gute Holzfkulpturen, Por-
zellane, Waffen ufw. Die graphifche Abteilung
endlich bringt eine erlefene Auswahl der beften
Arbeiten Rembrandts und andere Blätter bis auf
die modernen Franzofen und Japaner. Gelingt es
dem Unternehmen fich in Wiesbaden zu be-
haupten und in diefem reichen Zentrum inter-
nationalen Lebens Fuß zu faffen, fo kann es
fehr fchön einen Teil künftlerifcher Kulturauf-
gaben erfüllen.

ZÜRICH Die fchon feit einigen Jahren be-
gehende Gefellfchaft Schweizerifcher Malerinnen
und Bildhauerinnen wird vom 2. bis 30. April
in einigen Sälen des neuen Kunfthaufes ihre
vierte Gefamtausftellung veranftalten.

DENKMALPFLEGE

FLORENZ Der bildnerifche Schmuck der
alten, fchon im 16. Jahrhundert zerftörten Dom-
faffade, deffen einzelne Beftandteile durch die
Forfchungen Poggis1, Rathes2 und F. Schott-
müllers3 unlängft nachgewiefen wurden, foll auf
Befchluß der Domopera zunächft an einer Stelle
vereinigt und fpäter in feinem urfprünglichen
Zufammenhang in einem Garten hinter dem Dom-
mufeum wieder aufgebaut werden. Eine Zeich-
nung in der Domopera, ein Fresko des Poccetti
im erften Klofterhof von San Marco und ein Relief
des Giambologna in der Kapelle des heiligen An-
tonin in der Kirche San Marco zu Florenz wer-
den im Verein mit den Forfchungsergebniffen
der genannten drei Autoren die Anhaltspunkte
für die Rekonftruktion liefern, die dem treff-
lichen Domarchitekten Giufeppe Caftellucci an-
vertraut ift. Als auf Betreiben Bernardo Buon-
talentis im Januar 1587 die alte Faffade zerftört
wurde, erwarben viele Florentiner Familien ein-
zelne Statuen, um fie in ihren Gärten und Villen

1 II Duomo di Firenze, zweiter Band der vom Kunft-
hiftorifchen Inftitut herausgegebenen Italienifchen For-
fchungen, Berlin, Bruno Caffirer, 1909.

- Der figurale Schmuck der alten Domfaffade in Florenz,
Wien und Leipzig, C. W. Stern, 1910.

3 Jahrbuch derPreußifchenKunftfammlungen 1909, FleftIV.

aufzuftellen. Neun große Statuen befinden fich
noch jeßt im Inneren des Doms, vier im Hofe
des Palazzo Medici, vier am Eingang des Viale
Poggio Imperiale zu beiden Seiten der Straße
aufgeftellt, zwei im Louvre und zwei im Garten
Stiozzi-Ridolfi. Von den Lünetten der Seiten-
portale hat F. Schottmüller bedeutende Frag-
mente in Berlin und Florenz nachweifen können.
Das Kaifer Friedrich-Mufeum befißt die Figur
der toten Maria mit vier trauernden Jüngern,
die einft die Lünette des rechten Seitenportals
fdimückten. Andere Figuren, darunter die
ruhende Madonna der Geburt Chrifti vom linken
Seitenportal, befinden fich noch heute im Befiß
eines Florentiner Antiquars. Dazu gefellen fich
zahlreiche Heilige und Engelßguren gerin-
gerer Größe, die in Mufeen, Gärten und Privat-
befiß zerftreut, durch Poggi und durch Rathe
nachgewiefen worden find. Die zierlichen Ta-
bernakel und die gedrehten Säulen, welche die
bunte Marmorfaffade gliederten, find leider bei
der graufamen Zerftörung durch Buontalentis
Arbeiter in Stücke gefchlagen worden und zu-
grunde gegangen. DerEntfchluß der Domopera,
alle verfügbaren Mittel zum Ankauf oder wenig-
ftens zum Abformen der noch erhaltenen Stücke
zur Verfügung zu [teilen, wird gewiß den Beifall
aller Kunftfreunde finden. W. B.

MECHELN Die ftädtifche Verwaltung hat
die Wiederherftellung und Vollendung der alten
Hallen nach den Plänen des Architekten van
Boxmeer genehmigt. Der impofante Bau der
Hallen ftammt aus dem Jahre 1320 und wurde
mehrfachen Abänderungen unterzogen; fie find
in gotifchem Stile gehalten und bilden mit dem
danebenftehenden Gebäude des Großen Raths
eine Zierde des Grand Place. Der Bau wird
einen Beifried von 60 m Höhe in gleichem Stile
erhalten, zu dem die Bafis, von den erften Bau-
meiftern zum Zwecke eines Turmes vorgefehen,
noch befteht. F. M.

PARIS Die rue Bonaparte von Plaß St. Ger-
main des Pres bis an die Seine wird demnächft
niedergelegt werden, da die rue de Rennes über
den befagten Plaß hinaus bis an die Seine ver-
längert werden foll; vom Inftitut wird die Straße
ober- oder unterhalb der Seine auf die rue de
Rivoli geführt werden.

ROM Es ift nun von öfterreichifcher Seite aus
endgültig befchloffen worden, auch die leßten
drei, den Turm des Palazzo Venezia flankieren-
den Bögen des alten Palazzetto abzutragen.
Die Schuld daran trägt die Weigerung der ita-
lienifchen Regierung, die zur Konfervierung
diefer drei Bogen nötigen Gelder beizuftellen.

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