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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0855

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PERSONALIEN ° VERMISCHTES

Urnennifchen verwendet wurde, ganz hervor-
ragend ift. F. M.

PÄRIS Die zwifchen dem 15.—17. Jahrhundert
erbaute Kirche St. Medard an der Avenue des
Gobelins [oll freigelegt und reftauriert werden.
Bei diefer Gelegenheit find in der Kirche drei
Bilder zum Vorfchein gekommen: Ein Chriftus
im Grabe und eine Kreuzabnahme, die beide
Philippe de Champaigne zugefchrieben werden;
ferner St. Genevieve, die Schutzheilige von Paris
als Schafhirtin. Für diefes Bild foll Watteau
als Urheber in Anfpruch genommen worden.

0. G.

SCHANIS Wie Prof. Stückelberg mitteilt,
find bei der Renovation der Kirche von Schanis
bedeutende Entdeckungen gemacht worden. Aus
der Zeit Karls des Großen find vier Marmor-
tafeln, ganz mit Reliefs bedeckt, einftige Be-
ftandteile der Altar- und Chorfchranken, zum
Vorfchein gekommen; der Äbftieg zur Krypta
und ein Kapitell find ebenfalls karolingifchen
Urfprungs. Die übrigen Funde ftammen aus
dem 11. und 12. Jahrhundert; die Krypta diefer
Epoche ift wiederhergeftellt worden. J. C.

PERSONALIEN

BERLIN Dr. Richard Hamann, bekannt
durch feine Arbeit über „Rembrandts Radier-
ungen“ und den von ihm beforgten Band über
die Frührenaiffance der italienifchen Malerei in
der bei Diederichs erfcheinenden Sammlung „Die
Kunft in Bildern“ hat [ich foeben als Privat-
dozent für Kunftgefchichte an der Univerfität
habiliert.

FRÄNKFURT a. M. Prof. Emil Ritter-
ling, ehemaliger Direktor des Landesmufeums
naffauifcher Altertümer in Wiesbaden wurde als
Direktor der Römifch-Germanifchen Kommiffion
des Kaiferlich Deutfchen Archäologifchen Inftituts
nach Frankfurt berufen, wo er Nachfolger von
Prof. Dragendorff wird.

LONDON W. Wroth, Beamter des Briti-
fchenMufeums und einer der beften Kenner der
griechifchen und byzantinifchen Numismatik, ift
kürzlich im Alter von 53 Jahren geftorben.

MÜNCHEN Profeffor Äuguft Holmberg,
Direktor der Neuen Pinakothek, erfter Konfer-
vator der ftaatlichen Galerien und Ehrenmit-
glied der Kgl. Akademie der bildenden Künfte
ift nach längerem Leiden, aber doch plötzlich
und unerwartet am 7. Oktober im 61. Lebens-

jahre hier geftorben. Geboren in München, wollte
er erft Bildhauer werden, wurde dann aber
Schüler von Wilh. Diez und entwickelte [ich all-
mählich zu einem Maler von vornehmen und
foliden malerifchen Qualitäten. Mit Vorliebe
malte er Stilleben und altertümliche Interieurs
mit Klofter- und anderen Geiftlichen, Ge-
lehrten ufw., Motive, wie fie fpeziell für die
Münchner Malerei der fiebziger und achtziger
Jahre charakteriftifch find. Alle feine Arbeiten
zeichnet ein treffliches zeichnerifches Können,
noble farbige Haltung und eine delikate Wir-
kung des Tones aus, als die bekannteren und
populärften Werke des Künftlers find „Ein hoher
Befuch“, „Santa Converfatione“, „Benediktiner-
mönch als Numismatiker“, „In Gedanken“, „Die
Schachpartie“ und „Der junge Gelehrte“ zu be-
zeichnen, auch einige Bildniffe Holmbergs haben
ftarke Beachtung gefunden. Der Künftler war
auch eines der tätigften Mitglieder des Münchner

Altertumsvereins. * * M. K. R.

*

Paul Clemen hat den an ihn ergangenen
Ruf, als Nachfolger Riehls das kunftgefchicht-
liche Ordinariat der Univerfität München zu
übernehmen, endgültig abgelehnt und zwar mit
Rückficht auf feine wiffenfchaftlichen Arbeiten und
Veröffentlichungen, die alle den Rheinlanden
gelten. Dagegen hat Heinrich Wölfflin, der
Berliner Ordinarius, den zuerft an ihn ergangenen
und früher abgelehnten Ruf angenommen. Berlin
hat allen Grund, den Weggang Wölfflins in dem
Maße zu beklagen wie München [ich zu diefer
neuen Wendung der Dinge beglückwünfchen darf.

STUTTGART Hans Brühlmann, der aus
dem Thurgau ftammende Maler, ift 33 Jahre alt
in Stuttgart geftorben. Monumentale Zeugen
feines auf den Wandftil gerichteten Künftler-
talentes find fein großes Fresko an der Erlöfer-
kirche zu Stuttgart und feine beiden großen
Wandbilder in den Pfullinger Hallen. C.

VERMISCHTES

BILDERDIEBSTAHL IN FLORENZ

In der Capelia Rucellai in Santa Maria No-
vella ift am 19. September ein unglaublich
frecher Diebftahl verübt worden. Unbekannte
Räuber haben ein mit eifernen Krammen an
der Wand befeftigtes Tafelbild eines Nach-
folgers Orcagnas losgebrochen und davon-
getragen. Vielleicht trägt die folgende Befchrei-
bung dazu bei, daß die ikonographifch intereffante
Tafel wieder zum Vorfchein kommt. Auf hohem
Thron mit fünf Stufen fit^t Chriftus mit der von
ihm gekrönten Madonna zur Rechten, das Szepter

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