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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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3. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0129

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AUSSTELLUNGEN

mentiert, vermochte zur Wucht und Größe der
malerifchen Darftellung emporzufteigen, die feine
Werke von heute aufweifen. Gradatim ift er
zu immer fchärferer Unmittelbarkeit des Natur-
eindrucks gelangt, ift er hinter die Myfterien von
Licht, Luft und Sonnenfehein gekommen und
mit einer Kraft der Impreffion, die heute einzig
und unerreicht dafteht, bannt er feine Motive
auf die Leinwand. Dabei ift es erftaunlich zu
fehen, wie er, der vom rein optifchen Ein-
druck ausgeht und auch der Einzelheit gegen-
über volle Treue wahrt, doch ftets auch zu
einem Maximum an Stimmung gelangt, er deffen
Wefen eigentlich mehr Intellekt als Gemütswärme
bekundet. Dies fcheinbare Rätfel erklärt fich
nur aus der Lauterkeit und Keufchheit der
Zügelfchen Bemühungen, nur feiten ift ein Maler
der Natur mit größerer Leidenfchaftlichkeit der
Hingebung entgegengetreten. Es hat feine
Schwierigkeit, hier auf Einzelwerke als auf die
Perlen feiner Schöpfungen hinzuweifen, in feiner
Art ift jedes einzelne Werk von ihm eine
Meifterleiftung und Qualitätsfchwankungen er-
fcheinen bei ihm fo gut wie ausgefchloffen.
Am impoffanteften geben fich wohl ein paar
Riefenftücke, wie „Durchs Waffer“ und „Schwere
Arbeit“, unter den kleineren Stücken heben fich
ein paar Tierftücke mit Landfchaft in ihrer
grandiofen Wiedergabe der farbigen und atmo-
fphärifchen Erfcheinung ganz befonders hervor.
In Thannhaufers Moderner Galerie im
Arcopalais nimmt eine in vieler Hinficht in-
tereffante Kollektion von Otto Hettner (Florenz)
die Aufmerkfamkeit in Änfpruch. Intereffant
vor allem ihres fymptomatifchen Wefens wegen.
Man lernt da einen ohne Zweifel überaus be-
gabten Künftler kennen, der aber, wie fo viele
heute, unter der Maffe der von allen Seiten auf
fie einftürmenden Eindrücken zu leiden hat und
Schaden nimmt. Diefe Art Leute ift beftändig
auf der Suche nach originellen Ausdrucksmitteln
und vergißt darüber ganz auf die Entwicklung
deffen, was in ihnen am entwicklungsfähigen
ift und wofür fich bei richtiger Pßege der Aus-
druck wie von felbft einftellen würde. Bei Hettner
zeigt fich das deutlich. Unter feine Arbeiten
find ein paar Landfchaften eingeftreut, die aus
dem Übrigen direkt angenehm herausfallen, weil
man ihnen anfieht, daß der Künftler hier weit
intenfiver, wie bei dem Reft in den Dingen
felbft aufging und dadurch zu einer weit packen-
deren, individuelleren Geftaltung gelangte wie
in den übrigen, aus denen fich zu vielfältige
Vorbilder erfehen laffen. In Brakls Moderne
Kunfthandlung ift neu eine kleine Kollektion
von Werken von Julius Diez eingezogen, auch
der Interieurmaler J. Kühn jr. zeigt dort eine

Anzahl feiner leßten Arbeiten auf. Diezens
dekorative-archaifierende Art ift ja bekannt, fie
finkt niemals in’s Unintereffante herab, da die
Anregungen der Vergangenheit bei ihm wirklich
nur Anregungen find und bleiben, und er jedem
Stoff doch wieder eine modern-fubjektive Be-
handlung zu teil werden läßt. Überrafchend ift
diesmal befonders der helle Gefamtton der aus-
geteilten Werke, deren koloriftifche Frifche ganz
neue dekorative Werte bietet. Ausgezeichnete
Werke find der kompofitionell fo eminente
„Sirenenfang“, zeichnerifch vorzüglich find die
beiden Rötelzeichnungen „ Freund fchaft “ und
„Antilopenjagd“, auch „Nixe und Pelikan“ und
der „Junker Bleichenwang“ ftehen unter dem
Dargebotenen mit an erfter Stelle. J. Kühn
ift ein tüchtiger Schulderer des Interieurs, der
mitunter recht anfprechende Stimmungen erzielt,
zumeift aber etwas raffiqer in’s Zeug gehen
könnte. M. K. R.

ROM Unter den zahlreichen Veranftaltungen
die der Kunftfreund im Jubiläumsjahre in der
Hauptftadt der Welt erleben foll, dürfte eine
Ausstellung unter dem Titel „Goethe und Rom“
die befonders freudige Zustimmung aller be-
teiligten und intereffierten Kreife finden. Für
diefe Ausftellung hat fich kürzlich ein Ausfchuß
deutfeher und italienifcher Gelehrter gebildet, der
nachdrücklich ft um die Unterftüßung der deutfehen
Mufeen und Sammler bittet, damit ein möglichft
gefchloffenes Kulturbild, in deffen Mittelpunkt
Goethe fteht, in diefer Veranftaltung vor Äugen
geführt werden kann.

* *

*

Die Ergebniffe der bis zum Dezember unter-
nommenen wichtigen Ausgrabungen dell’Offos
in Belmonte Piceno find nun im Mufeum von
Ancona in drei Sälen ausgeftellt worden. L. P.

WARSCHAU Für den Frühling wird hier
eine Ausftellung des „Alten Warfchaus“ projek-
tiert, welche fämtliche Änfichten, Pläne und
fonftigen Denkmäler der Stadt bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts umfaffen foll.

Der Kenntnis und Erforfchung der Vergangen-
heit Warfchaus foll auch eine fpezielle Viertel-
jahrsfehrift „Stara Warszawa“ gewidmet
fein, welche von dem Dichter Arthur Opp-
man herausgegeben werden wird. P. E.

WIEN Im KÜNSTLERHAUS veranftaltet der
Äquarelli ften - Klu b der Genoffenfchaft der
bildenden Künftler Wiens zur Feier feines

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