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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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15. Heft
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Biermann, Georg: Im Kampf um die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0631

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IM KAMPF UM DIE KUNST

und wenn der Angriff in wildem, meift unlogi-
fdiem Draufgängertum fein Pulver noch auf
weite Entfernungen verfchoffen hat, fo ift jetjt
der Rückftoß in gefdiloffener Linie mit einer fo
einmütigen Begeiferung erfolgt, daß der Gegner
nur noch die Wahl des „ sauve qui peut“
übrig behält.

Troßdem aber hat [ich Carl Vinnen indirekt
ein nicht zu unterfchäßendes Verdienft um unfere
Kultur errungen, weil der Deutfche durch ihn
und feinen Proteft mit der Nafe auf gewiffe
prinzipielle Dinge hingeftoßen wurde, deren
öffentliche Diskuffion unbedingt ermutigend auf
alle beteiligten Kreife wirken muß.

Er hat das künftlerifche Gewiffen der Gegen-
wart gekitzelt und diefes hat ihm die Antwort
nicht verfagt. Die Folgen diefes Kampfes kön-

nen fich erft in den kommenden Jahren zeigen,
aber fie werden äugenfcheirilich fein. Daß aber
überhaupt der Fehdehand fchuh aufgegriffen
wurde, ftimmt uns hoffnungsfroher denn je zu-
vor. Denn folange ein Volk um feine Über-
zeugung zu kämpfen weiß, hat es die Kraft der
Entwicklung, und mag diefe noch fo fehr in den
Stadien des Überganges irrlichtelieren hier und
dort, einmal muß ein Refultat kommen, und
diefes wird aus der Revolution, in der wir
Heutigen uns noch befinden, unbedingt wieder
zu der Gefchloffenheit einer Kultur hinführen,
die, wenn fie auch nicht völkifch abgegrenzt
ift, wie in früheren Jahrhunderten, doch dem
Geift der Zeiten adäguat fein muß, von dem
wir uns in unferem Streben jeden Tag aufs
neue berührt wähnen. G. B.

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