Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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1. Heft
DOI article:Gesellschaften und Vereine
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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE
rifch Unbedeutende ausgefchieden und fchließ-
lich das geachtete Material zu Gruppen zu-
fammengefchloffen werden. Als erfte von ihnen
werden die Bauten des füddeutfchen Meifters
Johann Michael Fifcher veröffentlicht werden
können, von denen fchon zahlreiche photo-
graphifche und zeidinerifche Aufnahmen her-
geftellt worden find, während das archivalifche
Material über feine Tätigkeit noch der Durch-
arbeitung harrt.
Über die wichtigen Unterteilungen, die den
deutfehen Kaiferpfalzen gelten und die
von Prof. Dr. Clemen geleitet werden, legt der
letzte Jahresbericht fchon die wefentlichen Er-
gebniffe vor. Indeffen ift die Arbeit rüftig
weiter gefördert worden, fo daß der erfte, die
karolingifchen Pfalzen behandelnde Halbband
der im ganzen auf zwei Bände berechneten Ver-
öffentlichung etwa in anderthalb Jahren erwartet
werden darf. Für die Egerer Kaiferpfalz hatte fchon
früher Architekt Jonas (Hannover) fehr genaue
Aufnahmen gemacht. Es ift dadurch dem Verein
in glücklichfter Weife vorgearbeitet worden, und
man begrüßte es mit lebhaftem Danke, daß
Herr Jonas, der feine zahlreichen, fehr genauen
Aufnahmen ausgeftellt hatte, fich und feine Er-
fahrungen in den Dienft des Vereins zu ftellen
bereit ift.
Im übrigen befchäftigte fich auf dem Gebiete
der Architektur die Kommiffion mit der von
Prof. Dr. Dehio geplanten Monographie des
Straßburger Münfters und mit einem An-
trag des Geheimrats Dr. Gurlitt, der eine Samm-
lung der mittelalterlichen Bauriffe an-
regte. Aber beide Angelegenheiten bedürfen
erft noch der Klärung, ehe fiefeft in das Arbeits-
programm aufgenommen werden können. Nicht
möglich war es hingegen, auf denVorfchlag des
Herrn Dr. Hamann einzugehen, die mittel-
alterlichen Baudenkmäler der Provinz
Brandenburg herauszugeben, weil die groß
angelegte Kunft-Inventarifation der Provinz
fchon felbft eine quellenmäßige Veröffentlichung
anftrebt.
Von dem Corpus der Elfenbeine, das von
Prof. Dr. Goldfchmidt bearbeitet wird, wurde
eine Anzahl von Probetafeln vorgelegt. Sie
befriedigten wegen ihrer großen Genauigkeit,
der Schönheit der Aufnahmen und der fauberen
Druckausführung allgemein, fo daß man dem
erften, auf 90 Tafeln berechneten, und für den
Spätfommer in Ausficht geteilten Band mit
Spannung entgegenfehen darf. Unmittelbar
danach wird an die Drucklegung des zweiten,
ebenfo ftarken Bandes gegangen werden kön-
nen, womit dann die karolingifch-ottonifchen
Elfenbeine abgefchloffen vorliegen würden. Der
Verein wird aber dabei nicht ftehen bleiben,
fondern im weiteren Verlauf auch die anderen
mittelalterlichen Denkmäler diefer Kunftgattung
fammeln und veröffentlichen.
Inzwifchen darf nicht länger mit der Bearbei-
tung der übrigen Plaftik gezögert werden. Auf
Anregung Prof. Goldfchmidts wird fchon im
kommenden Jahre mit den Vorarbeiten zur
romanifchen Plaftik begonnen werden, und
fobald die Mittel des Vereins gewachfen find,
wird er durch den weiteren Ausbau der plafti-
fchen Abteilung die rege Teilnahme der Kunft-
forfchung gerade an diefem Gebiete fich zu nulje
machen müffen.
Von der Kleinplaftik wird zuerft die Abteilung
der Medaillen, die Direktor Dr. Habich
in München übertragen worden ift, bearbeitet.
Der Zettelkatalog umfaßt jet$t fchon, nach drei-
monatlicher Arbeit, 2100 Stück, ift aber, da auch
die Verkaufs- und Auktionskataloge heranzu-
ziehen find, noch keineswegs beendet. Gips-
abgüffe und Photographien liegen bereits in
anfehnlicher Menge vor, und ein Monogramm-
verzeichnis ift in Vorbereitung. Bis wann aber
die Arbeit beendet fein kann, und wie groß
fchließlich ihr Umfang fein wird, das läßt fich
jet^t fchon mit einiger Verläßlichkeit nicht fagen.
Genug, daß auch hier treue und fleißige Hände
am Werke find.
Während jeden Tag die erfte große Veröffent-
lichung des Vereins, die von Prof. Dr. Ganz
herausgegebenen Handzeichnungen des jün-
geren Holbein, erwartet werden kann, fo daß
alfo vorläufig an diefer Stelle davon nicht weiter
gefprochen zu werden braucht, werden die
übrigen Arbeiten aus der Abteilung der Malerei
und graphifchen Künfte noch längere Zeit auf
fich warten laffen müffen. Denn das Sammeln
der Miniaturen der Völkerwanderungs-
zeit und der karolingifchen Epoche, das
von Dr. Zimmermann und Dr. Köhler unter
Leitung von Prof. Dr. Dvorak beforgt wird,
ift auf eine fo fubtil ausgearbeitete Kritik ge-
gründet und hat infolgedeffen je^t fchon eine
folche Menge unbekannten oder unbeachteten
Materials zutage gefördert, daß der weiteren
Bearbeitung möglichft viel Zeit gegönnt werden
muß. Die großen Mittel, die dafür aufzuwenden
find, werden fich lohnen: die Kunft des erften
Jahrtaufends wird in einem neuen Lichte fich
zeigen, und Stilfragen, die uns von jeher aufs
lebhaftefte befchäftigten, ihrer endgültigen Löfung
entgegengeführt werden.
Auch die Forfchungen über Elsheimer, die
Prof. Dr. Weizfäcker übernommen hat, find,
da erft im abgelaufenen Jahre damit begonnen
werden konnte, noch im Stadium der Vorberei-
Der Cicerone, III. Jahrg., 1. Heft. 3
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rifch Unbedeutende ausgefchieden und fchließ-
lich das geachtete Material zu Gruppen zu-
fammengefchloffen werden. Als erfte von ihnen
werden die Bauten des füddeutfchen Meifters
Johann Michael Fifcher veröffentlicht werden
können, von denen fchon zahlreiche photo-
graphifche und zeidinerifche Aufnahmen her-
geftellt worden find, während das archivalifche
Material über feine Tätigkeit noch der Durch-
arbeitung harrt.
Über die wichtigen Unterteilungen, die den
deutfehen Kaiferpfalzen gelten und die
von Prof. Dr. Clemen geleitet werden, legt der
letzte Jahresbericht fchon die wefentlichen Er-
gebniffe vor. Indeffen ift die Arbeit rüftig
weiter gefördert worden, fo daß der erfte, die
karolingifchen Pfalzen behandelnde Halbband
der im ganzen auf zwei Bände berechneten Ver-
öffentlichung etwa in anderthalb Jahren erwartet
werden darf. Für die Egerer Kaiferpfalz hatte fchon
früher Architekt Jonas (Hannover) fehr genaue
Aufnahmen gemacht. Es ift dadurch dem Verein
in glücklichfter Weife vorgearbeitet worden, und
man begrüßte es mit lebhaftem Danke, daß
Herr Jonas, der feine zahlreichen, fehr genauen
Aufnahmen ausgeftellt hatte, fich und feine Er-
fahrungen in den Dienft des Vereins zu ftellen
bereit ift.
Im übrigen befchäftigte fich auf dem Gebiete
der Architektur die Kommiffion mit der von
Prof. Dr. Dehio geplanten Monographie des
Straßburger Münfters und mit einem An-
trag des Geheimrats Dr. Gurlitt, der eine Samm-
lung der mittelalterlichen Bauriffe an-
regte. Aber beide Angelegenheiten bedürfen
erft noch der Klärung, ehe fiefeft in das Arbeits-
programm aufgenommen werden können. Nicht
möglich war es hingegen, auf denVorfchlag des
Herrn Dr. Hamann einzugehen, die mittel-
alterlichen Baudenkmäler der Provinz
Brandenburg herauszugeben, weil die groß
angelegte Kunft-Inventarifation der Provinz
fchon felbft eine quellenmäßige Veröffentlichung
anftrebt.
Von dem Corpus der Elfenbeine, das von
Prof. Dr. Goldfchmidt bearbeitet wird, wurde
eine Anzahl von Probetafeln vorgelegt. Sie
befriedigten wegen ihrer großen Genauigkeit,
der Schönheit der Aufnahmen und der fauberen
Druckausführung allgemein, fo daß man dem
erften, auf 90 Tafeln berechneten, und für den
Spätfommer in Ausficht geteilten Band mit
Spannung entgegenfehen darf. Unmittelbar
danach wird an die Drucklegung des zweiten,
ebenfo ftarken Bandes gegangen werden kön-
nen, womit dann die karolingifch-ottonifchen
Elfenbeine abgefchloffen vorliegen würden. Der
Verein wird aber dabei nicht ftehen bleiben,
fondern im weiteren Verlauf auch die anderen
mittelalterlichen Denkmäler diefer Kunftgattung
fammeln und veröffentlichen.
Inzwifchen darf nicht länger mit der Bearbei-
tung der übrigen Plaftik gezögert werden. Auf
Anregung Prof. Goldfchmidts wird fchon im
kommenden Jahre mit den Vorarbeiten zur
romanifchen Plaftik begonnen werden, und
fobald die Mittel des Vereins gewachfen find,
wird er durch den weiteren Ausbau der plafti-
fchen Abteilung die rege Teilnahme der Kunft-
forfchung gerade an diefem Gebiete fich zu nulje
machen müffen.
Von der Kleinplaftik wird zuerft die Abteilung
der Medaillen, die Direktor Dr. Habich
in München übertragen worden ift, bearbeitet.
Der Zettelkatalog umfaßt jet$t fchon, nach drei-
monatlicher Arbeit, 2100 Stück, ift aber, da auch
die Verkaufs- und Auktionskataloge heranzu-
ziehen find, noch keineswegs beendet. Gips-
abgüffe und Photographien liegen bereits in
anfehnlicher Menge vor, und ein Monogramm-
verzeichnis ift in Vorbereitung. Bis wann aber
die Arbeit beendet fein kann, und wie groß
fchließlich ihr Umfang fein wird, das läßt fich
jet^t fchon mit einiger Verläßlichkeit nicht fagen.
Genug, daß auch hier treue und fleißige Hände
am Werke find.
Während jeden Tag die erfte große Veröffent-
lichung des Vereins, die von Prof. Dr. Ganz
herausgegebenen Handzeichnungen des jün-
geren Holbein, erwartet werden kann, fo daß
alfo vorläufig an diefer Stelle davon nicht weiter
gefprochen zu werden braucht, werden die
übrigen Arbeiten aus der Abteilung der Malerei
und graphifchen Künfte noch längere Zeit auf
fich warten laffen müffen. Denn das Sammeln
der Miniaturen der Völkerwanderungs-
zeit und der karolingifchen Epoche, das
von Dr. Zimmermann und Dr. Köhler unter
Leitung von Prof. Dr. Dvorak beforgt wird,
ift auf eine fo fubtil ausgearbeitete Kritik ge-
gründet und hat infolgedeffen je^t fchon eine
folche Menge unbekannten oder unbeachteten
Materials zutage gefördert, daß der weiteren
Bearbeitung möglichft viel Zeit gegönnt werden
muß. Die großen Mittel, die dafür aufzuwenden
find, werden fich lohnen: die Kunft des erften
Jahrtaufends wird in einem neuen Lichte fich
zeigen, und Stilfragen, die uns von jeher aufs
lebhaftefte befchäftigten, ihrer endgültigen Löfung
entgegengeführt werden.
Auch die Forfchungen über Elsheimer, die
Prof. Dr. Weizfäcker übernommen hat, find,
da erft im abgelaufenen Jahre damit begonnen
werden konnte, noch im Stadium der Vorberei-
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