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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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1. Heft
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0057

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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

tung. Indeffen ift hier, fo aufhältlich auch die
Arbeiten in den italienifchen Archiven find, doch
der Abfchluß in nicht zu ferne Zeit gerückt.

In der Abteilung des Kunftgewerbes ift
vorläufig nur bei einer Gruppe die Bearbeitung
begonnen worden, bei den Teppichen. Herr
Prof. Dr. Kurzwelly und Herr Dr. Hofmann
werden daraus zunächft die fächfifchen und kur-
pfälzifchen Teppiche der Renaiffance, für die fie
fchon früher Material gefammelt hatten, zur
Veröffentlichung vorbereiten, dann aber auch
mit beftimmter Arbeitsteilung fich den übrigen
zuwenden. Auf einen Vorfchlag des Prof. Dr.
von der Leyen, der als Germanift die mittel-
alterlichen Teppiche zum Gegenftand feines Stu-
diums gemacht hat, konnte nicht eingegangen
werden: der Verein befißt nicht genügend Mit-
tel, um auch einen germaniftifchen Mitarbeiter
heranzuziehen und die Reifen, die auch hier
über Deutfchlands Grenzen hinausführen, doppelt
machen zu laffen; er muß vielmehr die Ergebniffe
der Germaniftik abwarten und fie bei feiner,
was nie vergeffen werden darf, quellenmäßi-
gen Veröffentlichung verwerten.

Leider war der Verein auch nicht in der Lage,
die Arbeiten über Glasmalerei jeßt fchon zu
beginnen. Es ift ihre Herausgabe eine feiner
wichtigften Aufgaben, weil der Beftand natur-
gemäß fehr gefährdet ift, aber auch eine feiner
koftfpieligften. Er müßte im Laufe der Jahre
wenigftens eine Million dafür aufwenden kön-
nen. Wenn er aber für das kommende Jahr
bei fparfamer Wirtfchaft fchon mit einem Budget
von rund 50000 M. zu rechnen hat, wird jeder
Einfichtige erkennen, wie weit er noch davon
entfernt ift, fich an folche Unternehmungen zu
wagen. Denn felbft die Vorarbeiten, die Klar-
heit über die Art der Aufnahmen der Glas-
malereien und über ihre Veröffentlichung fchaf-
fen könnten, würden wenigftens 25000 M. auch
nur für einen erften Verfuch fordern.

Und das bringt mich darauf, fchließlich noch
ein Wort der Mahnung auszufprechen. Muftert
man die Mitgliederlifte des Vereins, fo wird
man finden, daß er viel mehr die Unterftüßung
der Privaten als der Fachgenoffen und der
kunfthiftorifchen Inftitute bisher gefunden hat.
Das muß anders werden, wenn der Glaube an
die Solidarität der Arbeit nicht arg enttäufcht
werden foll. Der Mindeftbeitrag beträgt 20 M.
Dafür erhält jeder eine Jahresgabe, die fo gut
wie nur irgend möglich vorbereitet wird und in
jeder kunftgefchichtlichen Bibliothek mit Ehren
ihren Plaß behaupten kann, und die Berichte
der Denkmälerkommiffion, die von jeßt
ab in zwangslofer Folge veröffentlicht werden
follen, um die vorläufigen Ergebniffe bekannt

zu machen, und die alfo ein reiches wiffenfchaft-
liches Material bieten werden. Man ift aber
auch berechtigt, alle übrigen Veröffentlichungen
des Vereins zu befonders günftigen Bedingungen
zu beziehen. Ich glaube, das ift doch eine be-
trächtliche Gegenleiftung, die, ganz abgefehen
von dem ideellen Wert, den die Zugehörigkeit
zu einem ernften wiffenfchaftlichen Verein dar-
ftellt, zum Beitritt jeden Fachgenoffen
veranlaffen follte.

Was nun fchließlich die eben erwähnte Jahres-
gabe anlangt, fo fei darauf hingewiefen, daß
die Genreplaftik des Sebaldusgrabes,
beabeitet von Dr. Edwin Redslob, in der
Veröffentlichung diefes Jahres gezeigt werden
foll, und daß vermutlich 1912 eine Biographie
Caspar David Friedrichs dargeboten werden
kann, für die Andreas Aubert in jahrelanger
Arbeit reiches Material gefammelt hat. Wenn
hier der Verein über die fonft feft gehaltene
zeitliche Grenze etwas hinausgegangen ift, fo
rechtfertigt fich dies fowohl durch die Bedeutung
des Meifters, deffen Kunft man erft in den leß-
ten Jahren wieder gerecht geworden ift, wie
durch die allgemeine, über die Fachkreife
hinausgehende Teilnahme, die fich an feinem
Schaffen zu erkennen gegeben hat, fie recht-
fertigt fich vor allem aber auch durch die Er-
wägung, daß ein deutfcher Verein an einer
Arbeit nicht Vorbeigehen darf, die ein Aus-
länder, ein Norweger, mit felbftlofer Hingabe
für uns geleiftet hat. K. Koetfchau.

BERLIN In den Kreifen der Sezeffion hat
ein Vorfall unliebfames Auffehen gemacht. Der
Graphiker Emil Nolde unterzog in einem an
eine Zeitfehlrift gerichteten Briefe, von dem er
eine Abfchrift an den von ihm kritifierten Künftler
felbft fandte, den Gründer und Führer der Se-
zeffion, Max Liebermann, einer Beurteilung, die
fich in den fchärfften Ausdrücken mit deffen
künftlerifcher Perfönlichkeit befaßte. Die Ber-
liner Sezeffion befchloß auf die gegen ihren
Vorfißenden gerichteten Beleidigungen den Aus-
fchluß Noldes aus der Sezeffion, wogegen aber
Liebermann felbft in einem launigen, von über-
legenem Humor durchtränkten Schreiben an die
Mitglieder der Sezeffion Verwahrung einlegte.

Svs.

PÄRIS Societe de Reproduction deMai-
tres, 19 rue Spontini. Diefe von Jean Guiffrey
und Jacques Doucet geleitete Gefellfchaft hat
am 31. Dezember die leßte Lieferung ihrer Jahres-
mappe für 1910 herausgegeben, die meifterhafte
Fakfimilereproduktionen von Zeichnungen desFra
Angelico, Perugino, Raffael, Dürer, Pouffin u. a.

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