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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0165

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AUSSTELLUNGEN

4. Ärchäologifche Äusftellung.

5. Äusftellung zur Gefchichte des Riforgi-
mento 1815—1870 mit einer retrofpektiv-
kulturhiftorifchen Äusftellung „Goethe und
Rom“.

Während die beiden erftgenannten Äus-
ftellungen auf dem allgemeinen Äusftellungsplaß
(Piazza d’armi und Vigna Cartoni) fich befinden,
wird die hiftorifche Äusftellung in der Engels-
burg, die archäologifche in denDiocletiansthermen
und die letztgenannte Äusftellung im Unterbau
des Viktor Emanuel-Denkmals ftattfinden.

Turin veranftaltet:

Eine internationale Äusftellung für Induftrie

und Kunftgewerbe.

Florenz bringt:

1. Die bereits an diefer Stelle ausführlich
in einem Vorbericht befprochene retro-
fpektive Porträtausftellung und dazu

2. Eine Blumen- und Gartenbauausftellung,
die der „cittä dei fiori“ würdig ift.

Die italienifche Regierung verfpricht allen Be-
fuchern der offiziellen Kongreffe und Veranftal-
tungen, die vom April bis Oktober in Rom
ftattfinden, außerordentliche Vergünftigungen,
wie man fie ja feit langem gerade von Italien
her gewöhnt ift.

Des Näheren fdireibt man aus Rom: Die
Konturen der archäologifchen Äusftellung des
Jubiläumsjahres, die ihren Sitz in der Diocle-
tiansthermen haben wird, beginnen fich fchon
klar hervorzuheben. Es ift dem Komitee, def-
fen Vorfilzender Prof. Lanciani ift, gelungen,
Reproduktionen von römifchen Denkmälern aus
den früheren wichtigften Provinzen des römifchen
Weltreiches zugefagt zu erhalten. So fendet
Spanien die wichiigften Munizipalbronzeurkun-
den, Frankreich Nachbildungen der Denkmäler
der Provence und Rekonftruktionen der Be-
lagerungsgefchüße von Älefia, Deutfchland u. a.
das Modell der Saalburg und den Schaß von
Hildesheim. Aus Öfterreich-Ungarn kommen
eine Reihe von Limesaufnahmen und Infchriften,
aus Rumänien die Rekonftruktion von Ädam-
kliffi. Tunis fendet die Kopien des Virgilmofaiks
und der Bronzen aus dem untergegangenen
antiken Schiffe. Ägypten liefert eine Reihe von
Kopien römifcher Denkmäler. Den Clou diefer
Äusftellung wird aber die getreue originalgroße
Kopie des Äuguftustempels in Ängora mit der
berühmten bilinguen Infchrift bilden. Lanciani
wird bei der großen Arbeit aufs tätigfte von
Sekretär Dr. Giglioli unterftüßt. L. P.

BERLIN Wenn KELLER & REINER für den
fchwedifchen Bildhauer David Edftröm nicht gar
fo laut die Reklametrommel rührten, würden fie
ihm einen befferen Dienft leiften. Die große Zahl
der Arbeiten diefes Künftlers, der fich unter
harten Entbehrungen emporgearbeitet hat, läßt
auf eine begabte, ernfthafte Perfönlichkeit rück-
fchließen, auf einen Plaftiker, der von Rodin
und Meunier beeinflußt, aber diefen Vorbildern
an geiftiger und formaler Beherrfchung feines
Stoffes und an innerer Leidenfchaft nidit wenig
unterlegen ift, mag er feine Kraft auf die Porträt-
fchilderung legen oder die Löfung fymbolifcher
Themen verfuchen, bei denen feine Phantafie eher
erlahmt. CÄSSIRER zeigt eine Reihe von Bildern
Friß Rheins, meift Motive aus Wismar, für deffen
ftille Schönheit der gefunde Farbenfinn des
Künftlers wohl doch zu gleichmäßig bunte, harte
Töne anfchlägt, um malerifch tiefer zu interef-
fieren. Merkwürdig kantig ift Waldemar Röslers
Landfchaftsmalerei, die gewiß mit einem guten
Stück „Schmiß“ hingefeßt ift, fo wuchtig, daß or-
dentlich etwas „Explofives“ dabei zutage kommt,
das aber über das Unorganifche des Einzelnen
nicht hinwegzuhelfen vermag. — Frifche Farben-
freude, eine leichte Hand und fympathifche Be-
fchränkung auf die gegebenen Grenzen fpricht aus
den hellen, anfpruchslofen Landfchaften von Hed-
wig Rueß und den Landfchaften und Figuren-
bildern Theodor Schindlers. Charlotte Behrend
kann fich noch nicht zurechlfinden, ihre Arbeiten
tragen den typifchen Änfängerftempel, Verfuche
wie der lederne „Dichtertraum“ laffen von folchen
Ausflügen ins Genialifche nur dringend abraten.
Die Kunfthandlung CHARLES Ä. DE BURLET,
die fich hoffentlich mit derZeit den Plaß fichern
wird, in Berlin die ausgewählte moderne Gra-
phik zu vertreten, läd zu einer Legros-Äus-
ftellung ein, von dem erft kürzlich auf der Se-
zeffion aus dem Befiße Campbell Dodgfons in
London eine Zahl fchöner Drucke zu fehen
waren. (Daß in unferem Kupferftichkabinett von
Legros vorzügliche Arbeiten zu finden find,
dürfte natürlich unbekannt fein!) Bei de Burlet
fieht man verfchiedene Zeichnungen, Landfchafts-
ftudien in Sepia, ftark in Rembrandts Geift ge-
halten, Figurengruppen und Studienköpfe, von
jener kalten Nobleffe des Vortrages, die für den
Franzofen, der in London zum Engländer wurde,
fo charakteriftifch ift. Daran anfchließend eine
Anzahl feiner beften Radierungen in einer Aus-
wahl, die ein ziemlich gefchloffenes Bild feiner
künftlerifehen Perfönlichkeit abgibt. Im KÜNST-
LERHAUS findet man zwei Nachlaßausftellungen,
in denen die Arbeiten der Maler Hermann Kaul-
bach und Hermann Schnee vereinigt find. Viel
Freude hat man an beiden nicht. Kaulbachs

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