Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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DOI issue:
17. Heft
DOI article:Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN
HansSchulße-Görliß und WaltherWitting
in die Augen. Diefer hat ein zeichnenfch [ehr
fubtil gearbeitetes „Profilporträt“, jener zwei
koloriftifch recht wirkfame Offiziersbildniffe aus-
geftellt. Weiter find Georg Schwenk, der
zwei recht hübfche, farbig vielleicht etwas zu
weiche „Mädchenbildniffe“, und Walther Illner,
der einen etwas fehr bunten „Weiblichen Kopf“
ausgejtellt hat, zu nennen. Eine der beften
Bildnisarbeiten neben den Kießlingfchen ift der
„Studienkopf“ Osmar Schindlers; das „Bildnis
meiner Mutter“ von Carl Hausmann, wohl
die Arbeit eines jüngeren Künftlers, ermangelt
feinerer koloriftifcher und zeichnerifcher Reize,
es ift mehr die Arbeit eines foliden Technikers
als die eines individuell veranlagten Künftlers.
Sehr reich ift in der Ausftellung die Land-
fchaft vertreten. Mit einer feiner farbig frifchen
Darftellungen („Sommeitag") erfcheint der vor
kurzem verftorbene Bernhard Schröter-
Meißen; ganz prachtvoll zeigt fich auch Adolf
Fi fcher-G urig. Von feinen Bildern „AmSüd-
ftrand von Göhren auf Rügen“, „Moliv aus
Emden“, „Stiirmifcher Tag“ und „Abendftim-
mung“ ift namentlich das zuleßt genannte eine
Arbeit von feinen koloriftifchen Reizen. Dr. Frhr.
Paul v. Schlippenbach ftellt zwei feiner be-
kannten Stadtinterieurs aus, eine farbig fehr wir-
kungsvolle „Auguftusbrückc“ und ein etwas grau
geratenes „Zwingermotiv“. Recht bunt erfcheint
der „Teich auf Rügen“ von Max Pietfch-
mann und outriert in der Himmelsfärbung die
„Mühle“ von Paul Poetfeh; dagegen wirkt
der „Oktoberabend“ von Rudolf Treuter-
Meißen fehr ftimmungsvoll in feiner farbigen
Wiedergabe. Von andern Landfchaftsbildern
find noch zu nennen der „Trübe Tag“ von
Franz Richard Scholz, „Am Weiher“ von
Auguft Leonhardi, „Sommertag“ von Max
Frey, „Sommernacht“ von Ferd. Brod, „Im
Park von Großfedliß“ von Helene Schurig,
„Straße aus Chriftianfö“ von Guido Richter,
„Wolkenftudie“ von Elifabeth Andrae,
„Abendfonne“ von Franz Kunz, „Burg Peefen“
von Moriß Heidel, „Blühender Wegrand“ von
Gertrud Geißler und „Nordfriefifche Dorf-
ftraße“ von Richard v. Hagn.
Auch das Interieur befindet fich in ein paar
ganz famofen Darftellungen in der Ausftellung.
An erfter Stelle ift hier die begabte Hedwig
Rumpelt zu nennen, die außer einem farbig
prachtvollen Hausinterieur, einem „SeitenfchiT
der Danziger Marienkirche“, mehrere fehr Stim-
mungsvolle Stadtinterieurs gefandt hat, u. a.
ein „Dächermotiv aus Danzig“ und „Alte Dan-
ziger Häufer“. Sehr hübfeh ift auch das „Innere
der alten Kirche von Coswig“ von Friß Küchler
und die „Fifchauktionshalle“ von Friedrich
Heyfer; farbig unruhig mutet dagegen das
„Innere der katholifchen Hofkirche“ von Emmy
Müller an und flau im Kolorit erfcheint das
„Holländifche Interieur“ von Berta Schräder,
der in der Technik Seurats arbeitenden Malerin.
Eine prachtvolle farbige Darftellung ift das
„Blaue Zimmer“ von Irmgard Meinhold;
auch das „Strickende Mädchen“ von Johanna
Zfchille, das mehr als Interieur denn als Genre-
bild anzufprechen ift, ift ein Bild von feinen kolo-
riftifchen Reizen.
Im Stilleben und Blumen ft ück leiften
Gertrud Steinbach („Stilleben“), Anni Seifert
(„Gelbe Tulpen“) und M. Kowarzik („Still-
leben“) Vortreffliches.
Von den Bildhauern der Genoffenfchaft
haben fich Karl Brofe („Silberne Kaffette“,
„Badende“, „Erwachen“), Robert Ockelmann
(„ImSande“, „Zeitvertreib“, „Bachftelze“), Walter
Max Sachße (drei Plaketten, „Statuette“),
Friedrich Offermann („Schmuckkäftchen“),
Arnold Kramer (Poiträtbüfte des Geh. Hof-
rats Illgen und „Sparbüchfe“), von den Archi-
tekten F. Voreßfch („Erbbegräbnis CarlWolf“),
Martin Pießfch („Blick in die Diele von Schloß
Ä.“, „Kamin im Speifezimmer von Schloß A.“)
und Alexander Tandler („Schaubild, Jagd-
fchloß Friedrichswalde“) an der Ausftellung be-
teiligt. * *
*
Die hervorragende Sommerausftellung der
Kunfthandlung von ERNST ARNOLD mit ihren
erftklaffigen Proben neuen deutfehen Kunft-
fchaffens hat leßthin einige Ergänzungen er-
fahren. Neu hinzugekommen ift im graphifchen
Kabinett eine gewählte Kollektion von Israels-
fchen Radierungen und eine Sonderausftellung
des englifchen Radierers Jofeph Pennell, zu
der ein illuftrierter Katalog mit Vorwort von
Georg Biermann erfchienen ift. Pennell hat die
Motive zu feinen neueften Blättern im rheinifchen
Kohlen- und Induftriebezirk (Duisburg, Ober-
haufen) gefucht und eben diefe Arbeiten zeigen
ihn als einen Apoftel der Arbeit, dem eine bei-
nahe myftifdie Gewalt der Intuition zu Gebote
fteht und der vielleicht überhaupt zum erftenmal
das Urgeheimnis dynamifcher Kräfte in der Natur
und im Menfchen zu einem großen fymbolifchen
Ausdruck formte. wd.
HÄÄG In diefem Monat eröffnete die hiefige
Künftlervereinigung „Pulchri Studio“ die Aus-
ftellung von Werken ihrer Mitglieder. Wenn
fie auch nicht von allgemeiner Bedeutung ift, fo
fpielt fie doch im Haager Kunftleben eine wich-
tige Rolle. Äußerlich wird der Ausftellungs-
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HansSchulße-Görliß und WaltherWitting
in die Augen. Diefer hat ein zeichnenfch [ehr
fubtil gearbeitetes „Profilporträt“, jener zwei
koloriftifch recht wirkfame Offiziersbildniffe aus-
geftellt. Weiter find Georg Schwenk, der
zwei recht hübfche, farbig vielleicht etwas zu
weiche „Mädchenbildniffe“, und Walther Illner,
der einen etwas fehr bunten „Weiblichen Kopf“
ausgejtellt hat, zu nennen. Eine der beften
Bildnisarbeiten neben den Kießlingfchen ift der
„Studienkopf“ Osmar Schindlers; das „Bildnis
meiner Mutter“ von Carl Hausmann, wohl
die Arbeit eines jüngeren Künftlers, ermangelt
feinerer koloriftifcher und zeichnerifcher Reize,
es ift mehr die Arbeit eines foliden Technikers
als die eines individuell veranlagten Künftlers.
Sehr reich ift in der Ausftellung die Land-
fchaft vertreten. Mit einer feiner farbig frifchen
Darftellungen („Sommeitag") erfcheint der vor
kurzem verftorbene Bernhard Schröter-
Meißen; ganz prachtvoll zeigt fich auch Adolf
Fi fcher-G urig. Von feinen Bildern „AmSüd-
ftrand von Göhren auf Rügen“, „Moliv aus
Emden“, „Stiirmifcher Tag“ und „Abendftim-
mung“ ift namentlich das zuleßt genannte eine
Arbeit von feinen koloriftifchen Reizen. Dr. Frhr.
Paul v. Schlippenbach ftellt zwei feiner be-
kannten Stadtinterieurs aus, eine farbig fehr wir-
kungsvolle „Auguftusbrückc“ und ein etwas grau
geratenes „Zwingermotiv“. Recht bunt erfcheint
der „Teich auf Rügen“ von Max Pietfch-
mann und outriert in der Himmelsfärbung die
„Mühle“ von Paul Poetfeh; dagegen wirkt
der „Oktoberabend“ von Rudolf Treuter-
Meißen fehr ftimmungsvoll in feiner farbigen
Wiedergabe. Von andern Landfchaftsbildern
find noch zu nennen der „Trübe Tag“ von
Franz Richard Scholz, „Am Weiher“ von
Auguft Leonhardi, „Sommertag“ von Max
Frey, „Sommernacht“ von Ferd. Brod, „Im
Park von Großfedliß“ von Helene Schurig,
„Straße aus Chriftianfö“ von Guido Richter,
„Wolkenftudie“ von Elifabeth Andrae,
„Abendfonne“ von Franz Kunz, „Burg Peefen“
von Moriß Heidel, „Blühender Wegrand“ von
Gertrud Geißler und „Nordfriefifche Dorf-
ftraße“ von Richard v. Hagn.
Auch das Interieur befindet fich in ein paar
ganz famofen Darftellungen in der Ausftellung.
An erfter Stelle ift hier die begabte Hedwig
Rumpelt zu nennen, die außer einem farbig
prachtvollen Hausinterieur, einem „SeitenfchiT
der Danziger Marienkirche“, mehrere fehr Stim-
mungsvolle Stadtinterieurs gefandt hat, u. a.
ein „Dächermotiv aus Danzig“ und „Alte Dan-
ziger Häufer“. Sehr hübfeh ift auch das „Innere
der alten Kirche von Coswig“ von Friß Küchler
und die „Fifchauktionshalle“ von Friedrich
Heyfer; farbig unruhig mutet dagegen das
„Innere der katholifchen Hofkirche“ von Emmy
Müller an und flau im Kolorit erfcheint das
„Holländifche Interieur“ von Berta Schräder,
der in der Technik Seurats arbeitenden Malerin.
Eine prachtvolle farbige Darftellung ift das
„Blaue Zimmer“ von Irmgard Meinhold;
auch das „Strickende Mädchen“ von Johanna
Zfchille, das mehr als Interieur denn als Genre-
bild anzufprechen ift, ift ein Bild von feinen kolo-
riftifchen Reizen.
Im Stilleben und Blumen ft ück leiften
Gertrud Steinbach („Stilleben“), Anni Seifert
(„Gelbe Tulpen“) und M. Kowarzik („Still-
leben“) Vortreffliches.
Von den Bildhauern der Genoffenfchaft
haben fich Karl Brofe („Silberne Kaffette“,
„Badende“, „Erwachen“), Robert Ockelmann
(„ImSande“, „Zeitvertreib“, „Bachftelze“), Walter
Max Sachße (drei Plaketten, „Statuette“),
Friedrich Offermann („Schmuckkäftchen“),
Arnold Kramer (Poiträtbüfte des Geh. Hof-
rats Illgen und „Sparbüchfe“), von den Archi-
tekten F. Voreßfch („Erbbegräbnis CarlWolf“),
Martin Pießfch („Blick in die Diele von Schloß
Ä.“, „Kamin im Speifezimmer von Schloß A.“)
und Alexander Tandler („Schaubild, Jagd-
fchloß Friedrichswalde“) an der Ausftellung be-
teiligt. * *
*
Die hervorragende Sommerausftellung der
Kunfthandlung von ERNST ARNOLD mit ihren
erftklaffigen Proben neuen deutfehen Kunft-
fchaffens hat leßthin einige Ergänzungen er-
fahren. Neu hinzugekommen ift im graphifchen
Kabinett eine gewählte Kollektion von Israels-
fchen Radierungen und eine Sonderausftellung
des englifchen Radierers Jofeph Pennell, zu
der ein illuftrierter Katalog mit Vorwort von
Georg Biermann erfchienen ift. Pennell hat die
Motive zu feinen neueften Blättern im rheinifchen
Kohlen- und Induftriebezirk (Duisburg, Ober-
haufen) gefucht und eben diefe Arbeiten zeigen
ihn als einen Apoftel der Arbeit, dem eine bei-
nahe myftifdie Gewalt der Intuition zu Gebote
fteht und der vielleicht überhaupt zum erftenmal
das Urgeheimnis dynamifcher Kräfte in der Natur
und im Menfchen zu einem großen fymbolifchen
Ausdruck formte. wd.
HÄÄG In diefem Monat eröffnete die hiefige
Künftlervereinigung „Pulchri Studio“ die Aus-
ftellung von Werken ihrer Mitglieder. Wenn
fie auch nicht von allgemeiner Bedeutung ift, fo
fpielt fie doch im Haager Kunftleben eine wich-
tige Rolle. Äußerlich wird der Ausftellungs-
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