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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0592

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SAMMLUNGEN

Überra Teilungen bieten der Saal des 18. Jahr-
hunderts, in dem neben einigen bisher unbe-
achteten Porträts (von Antonio Crespi u. a.)
ein paar Gemälde von R. Verkolje aus der
Hauswaldtftiftung hervortreten, anzügliche Dar-
ftellungen vom Nefterraub ufw., fowie vor allem
der Raum des 15. und 16. Jahrhunderts. Zu dem
geringen alten Beftand des Mufeums (4 Cranach,
eine niederländifche Madonna um 1520 [in den
Monatsheften publiziert], Äpoftel vom Meifter
der hl. Sippe) treten zwei bedeutendere Bilder
aus der Hauswaldtftiftung und drei weitere aus
dem Kaifer Friedrich-Mufeum zu Berlin. Die
Sammlung Hauswaldt in Berlin ift feit kur-
zem durch Vermächtnis in den Befiß des Mu-
feums gelangt (die zweite große Schenkung in
einem halben Jahr), wird aber vorläufig ver-
packt im Depot aufbewahrt, bis ein Anbau ihr
Plaß gewährt, fie in der alten Aufteilung —
nach Wunfdi des Stifters — gefchloffen dar-
zuftellen. Nur die erwähnten Gemälde find der
Galerie eingefügt worden. Das eine ift ein
Flügelaltar von 1519 aus der Werkftatt Bern-
hard Strigels, deffen Mittelbild die Marter
der Zehntaufend, deffen Flügel innen die 14 Not-
helfer, außen die hl. Anna felbftdritt und die
hl. Ottilie enthält. Die Flügel find weit beffer
gemalt und ftehen Strigel felber fehr nahe, fo
daß man fie vielleicht als eigenhändig an-
fehen könnte; die Marter der Zehntaufend fteht
ihm ferner. Als datiertes Spätwerk ift das
trefflich erhaltene Altärchen beachtenswert. —
Das zweite Gemälde ift eines der 27 (?) Gemälde
aus der Urfulafolge des Meifters von S. Se-
verin, für die Aldenhoven einen eigenen Meifter
konftruierte. Drei von ihnen befinden [ich im
Wallraf- Richartj -Mufeum. Das Magdeburger
[teilt den Empfang der Urfula mit Papft und
Gefolge auf ihrer Rüdereife von Rom in Bafel
dar. Es fpielt im innern Hof eines Stadttores,
und die Art des Meifters, die Figuren in einem
beftimmt umgrenzten Raume frei und faft läffig
zu entfalten und in breit gemalten Prachtkoftü-
men zu fchwelgen, zeigt [ich hier in bedeuten-
dem Format (H. 1,60, Br. 1,19 m) von feiner
beften Seite. — Endlich hat das Kaifer Friedrich-
Mufeum in Berlin drei Gemälde überlaffen:
Nr.1193 (Meifter von Kappenberg), Nr. 561A
(Zeitblom) und 1224A (Nürnberger Schule
um 1480 —1500). P. F. Schmidt.

PÄRIS Aus den Neuerwerbungen der Bilder-
galerie des LOUVRE, die im lebten Quartal ab-
gefchloffen worden find und in zwei Serien dem
Publikum zugänglich gemacht wurden, feien
hervorgehoben: Die Jungfrau mit dem Jefuskinde
und zwei Heiligen von Nericcio di Bartolomeo;

Apollo einen jungen Dichter infpirierend, von
Pouffin; Der Einzug der Herzogin von Orleans
in den Tuilerien, Skizze von Eugene Lami; zwei
Altarflügel von Bartholemäus van Bruyn
aus dem Jahre 1545: Der Stifter mit feinen
Söhnen und die Stifterin mit ihren Töchtern;
David, Das Bruftbild von Catherine Marie
Jeanne Tallard, aus dem Jahre 1795; Philippe
de Champaigne, Das Bildnis des Duc de
Ronnez in ganzer Figur; Das Bildnis der Änge-
lique Arnauld, Abbeffe de Royal, fixend in ganzer
Figur; Jan de Brocy, Männliches Bildnis aus
dem Jahre 1697; Dehodencq (1822 —1882),
Bildnis des Malers Hamon; Larriviere (1800
bis 1825), Bildnis der Schwefter des Künftlers;
Eugene Lami, Einzug der Herzogin von Orleans
in den Tuilerien (auf der Vente Rouart). Ein
Teil diefer Gemälde find dem Louvre geftiftet
worden.

Der durch die Gewinnfucht der Einwohner von
Soudeilles verkaufteKopf des „heiligenMartin“ ift
von feinem leßten Befitjer Pierpont Morgan, wie
berichtet wurde, dem Louvre gefchenkt worden.
Wie Marcon, der Infpektor der hiftorifchen Denk-
mäler, aber bemerkte, handelt es [ich um eine
Fälfchung. Die mit gefchliffenen Edelfteinen ge-
fchmückte Mitra [ißt verkehrt auf dem heiligen
Haupte und die Steine find falfch. Die Büfte
ift nicht mit dem verfchwundenen Original
identifch, fondern mit jener Nachahmung, die
die Bewohner von Soudeilles hatten anfertigen
laffen, um das Verfchwinden des echten Hauptes
zu verbergen.

Das Mufeum für vergleichende Skulptur im
Trocadero hat endlich einen neuen Katalog er-
halten, den der Direktor Camille Enlart und
der Konfervator Jules Rouffel bearbeitet haben.
Der Katalog gibt ein vollftändiges und raifon-
nierendes Verzeichnis der Gipsabgüffe nach Län-
dern und Epochen geordnet. Er ift fo gut ge-
arbeitet, daß man ihn gewiffermaßen als Re-
pertorium für die Gefchichte der chriftlichen Plaftik
benutzen kann. Ungefähr gleichzeitig ift ein
neuer Katalog der Firma Neurdein erfchienen,
der für Kunfthiftoriker auch den Wert eines
Repertoriums für die franzöfifche Plaftik und
Architektur hat. Das Trocadero-Mufeum wurde
Ende Juni um einen neuen Saal bereichert, in
dem Originalglasfenfter aus den Kirchen und
Klöftern von Äutun, Toul, Poitiers, Chäteauron
(Indres), Bourges, Chälons sur Marne zur Auf-
hellung gelangten. Durch diefe koftbare Be-
reicherung des Mufeums wird Kunfthiftorikern
eine vorzügliche Gelegenheit gegeben, altfran-
zöfifche Glasgemälde des 12. und 13. Jahrhun-
derts in der Augenhöhe bequem und gründlich
zu ftudieren. Sie find fo mufterhaft aufgeftellt,

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